Mittwoch, 25. Dezember 2019

Babelsberg 03 – BFC Dynamo

08.12., Regionalliga-Nordost, Karl-Liebknecht-Stadion

Ohne Frage, die Ausstrahlungskraft des Spiels hat im Verlauf der letzten Jahre stark abgenommen. Elektrisierte das Spiel vor einiger Zeit noch die beiden Fanszenen aufgrund von teilweiser politischen Differenzen und sorgte für große Mobilisierung in den jeweiligen Reihen, war davon bei vergangenen Aufeinandertreffen nur noch wenig zu hören. Einzig die jüngeren Anhänger des Berliner Fußballsclubs überraschten sowohl Heimfans als auch Cops, als sie unbemerkt mittels Straßenbahn bis vorm Babelsberger Fanprojekt fuhren. Dieses Schauspiel wiederholte sich am heutigen Tag und 50 junge Dynamos konnten auch diesmal wieder ohne die Grünen bis ins Herz von Babelsberg eindringen. Passieren tat im Zuge dessen nichts weiter, dennoch zogen die Cops reichlich Kräfte zusammen und begleiteten den schwarzen North-Face-Haufen bis zum Gästeblock. Auf dem Weg zum Stadion überraschte hingegen die Polizei, die auch am 2. Advent keine Mühen scheute und ihr ganzes Inventar zur schau stellte (u.a. Pferde, zwei WaWe, Hamburgergitter). Kostet ja nüscht! Außerdem hinterfragt solche Einsätze kaum noch einer und wenn doch, dann kommt die Märchenstunde der Gewerkschaft der Polizei und zieht sich Statistiken und Zahlen aus den Fingern und drückt noch auf die Tränendrüsen.

Bei feinstem Herbstwetter (Nieselregen, 7 Grad) und im Abstiegskampf befindlichem Gastgeber kamen immerhin noch über 2.200 Zuschauer, 350 von diesen drückten den DDR-Rekordmeister aus dem Gästeblock die Daumen, 100 weitere fanden sich auf der Tribüne wieder. Das restliche Stadion, allem voran die Gegengrade, war nur sehr spärlich gefüllt. Einzig am Ende (Nordkurve) war, wie gewohnt, mehr los und reges Treiben. Zumindest auf den ersten oberflächlichen Blick. Denn die aktiven Gruppen schafften es heute über 90 Minuten nicht, in irgendeiner Form, die umstehenden Leute auch nur ansatzweise mitzuziehen. War die Babelsberger Nordkurve in den letzten Jahren immer eine Wundertüte und von überraschenden Auftritt bis hin zu kaum wahrnehmbar alles dabei, war heute meiner Meinung nach ein neuer Tiefpunkt erreicht. Klar, da rissen sich über die gesamte Spielzeit 10-20 Leute den Arsch auf, aber über diese hinaus kam gar nichts. Da wirken die Ultras im recht homogenen Gefüge der Kurve – überspitzt gesagt – wie ein Fremdkörper. Vielleicht kam heute auch einfach zu viel zusammen. Das eklige Wetter, der unglaublich schwache Saisonverlauf, das schnell verlorene Spiel und zu guter Letzt der Gegenwind. Ich hoffe, dass es beim nächsten Spiel wieder etwa besser aussieht. Besser drauf waren heute hingegen die Underdogs unterm Dach im Ostblock. Blieben die mir vom letzten Besuch maximal als Randnotiz im Gedächtnis, waren sie heute im ersten Durchgang fast dauerhaft zu vernehmen und konnten ihren kleinen Kreis wohl auch etwas erweitern. Beim Liedgut wird fast ausnahmslos auf bekanntes Liedgut aus dem Babelsberger Park zurück gegriffen und somit eher kurze Lieder laut vorgetragen. Damit lassen sich die umstehenden 03er zwar nicht dauerhaft anstacheln, aber in einigen wenigen Fällen gelang es eben doch. Zum Einlauf gab es eine kleine optische Aktion mittels Luftballons und der Aussage „Egal was kommt“. Letzteres ist dabei ein Auszug aus dem Intro vom Spiel gegen den BAK eine Woche zuvor („Egal was kommt wir bleiben dabei“). Für einen weitere Hingucker sorgte die Gruppe „Scortesi“ in der Nordkurve, als sie zur zweiten Halbzeit ein Blockfahne (Logo der SHARP-Bewegung) mittels den Spruchändern „50 years – the spirit of 69“ (anschließend: „Scortesi Babelsberg“) und einer großen „Skinhead“-Fahne am Zaun einrahmten. Dazu klang aus den Stadionboxen passende Musik. Die Pyro hingegen ging fast total unter. Nicht unter gehen soll noch eine weitere Aktion. Der Mord an Ivan Vanya (Antifaschist aus Moskau) jährte sich im 16. November zum 10 Mal. Mit einer kleinen Blockfahne und Tapete wurde ihm gedacht.
Bei den Gästen bemühte sich eine kleine Gruppe um etwas Unterstützung. Abgesehen von einigen Klassikern nach den Toren (am Ende 0-3) waren die Gesänge jedoch nicht zu vernehmen. Der Stand der Ultras scheint beim BFC zwar besser geworden zu sein und gerade mit den Hools scheint es besser zu laufen aber die rückläufigen Zahlen bei den Weinroten sind für eine in den Kinderschuhen steckende Szene alles andere als förderlich. Etwas lauter wurde es nur zum Ende des Spiels auf beiden Seiten, als es zu einigen Pöbeleien kam. „Kein BFC ohne Rote Armee“ (?) auf der einen und „03 ihr Zigeuner“ auf der anderen Seite, ehe es noch von beiden gemeinsam den Klassiger „Wir/Ihr seid Zecken gab.“ Damit war dann das Spiel auch vorbei. Während die Gäste den Sieg ausgiebig feierten, gab es zwischen der Mannschaft und der Babelsberger Nordkurve einiges zu diskutieren.