Donnerstag, 26. Dezember 2019

Babelsberg 03 – Rot-Weiß Erfurt

12.05., Regionalliga-Nordost, Karl-Liebknecht-Stadion  

Das Spiel stand auf Babelsberger-Seite ganz unter dem Abschied zweier Urgesteine. Zum einen Almedin Civa, der acht Jahre lang für den Club am Babelsberger Park kickte, danach verschiedene Posten im Verein und zuletzt zwei Jahre lang den Posten des Chefcoachs übernahm. Zum anderen Björn Laars, der sogar noch etwas länger für 03 spielte, den Verein später vor der nächsten Insolvenz (2013) bewahrte und bis zum Ende dieser Saison den Verein die Treue hielt. Soviel zum emotionalen Teil, der natürlich von der Nordkurve und dem Stadionsprecher während des Spielverlaufes immer wieder aufgegriffen wurde.

Die aktive Babelsberger Fanszene, bzw. dessen Teil aus der Nordkurve, sammelte sich am Babelsberger Rathaus. Von dort liefen sie geschlossen und unter einigen Gesängen die KarLi rauf zum Stadion. Auf den Weg dorthin sah der aufmerksame Stadionbesucher, zwischen all den bekannten Wahlplakaten zur anstehenden Kommunal- und Europawahl, einige Plakate der bis dato unbekannten „BBG-P“. Eine gesunde Mischung aus Selbstironie und Spitzen gegen den heutigen Gegner waren an den Laternen zu sehen. Nicht schlecht! Bei den anreisenden Erfurtern stießen die Plakate wohl auf weniger Gefallen, so berichtete die Partei von Sachbeschädigung auf dem Zufahrtsweg der Gäste.
Bei sommerlichem Wetter ging es für beide Teams am letzten Spieltag um absolut gar nichts mehr. Ich bin sogar der Meinung, dass es an den letzten zwei Spieltagen für die Vereine nicht einmal mehr einen Platz nach oben oder unten gehen konnte. Und dennoch fanden sich immerhin 2.609 Zuschauer ein, knapp 400 (inkl. 9x Halle) dürften davon aus der Rot-Weißen Republik gekommen sein. Die Gäste waren es dann auch, die bis zum 3-1 in der 88. Minute auf den Rängen den Ton angaben. 200-250 Menschen beteiligten sich dort, angetrieben von zwei Vorsängern, an der Unterstützung. Die ersten 20 Minuten gingen dabei schon gut in die Ohren, auch wenn es mir bei „Wir lieben dich“ immer wieder die Nackenhaare aufstellte. Die Klatscheinlagen bedurften keine zwei Aufforderungen und in unregelmäßigen Abständen fanden sich auch die übrigen Anhänger in den Gesängen wieder. Bei der langgezogenen Aufstellung des aktiven Haufens, hätte ich mit größeren Problemen bei der Koordinierung gerechnet. Aber die Erfurter schienen noch Bock zu haben. Bleibt ihnen nur zu wünschen, dass das im zweiten oder dritten Jahr in der Liga noch ähnlich aussieht. Nach dem 3-1 schien die Lust für heute jedoch fix verflogen zu sein. Die Unterstützung wurde eingestellt, die Fahnen eingepackt und mit dem Abpfiff stumm das Stadion verlassen. Dabei kam es zwischen den restlichen Anhängern noch zu einigen Wortgefechten. Beim Blick in die Nordkurve fielen mir zu den letzten beiden Spielen vor Ort gleich mehrere Veränderungen auf. Die Underdog Ultras und ihre Nachwuchsgruppe haben nach diversen Streitigkeiten/unterschiedlichen Auffassungen der Materie die Nordkurve nach einigem hin und her verlassen. Somit war für das Filmstadt Inferno, weitern Gruppen und Einzelpersonen der Weg zurück in die Nordkurve aus ihrem Exil (Ostblock) frei und flößen, nach einigen Spielen Tristesse, dem angestammten Platz wieder Leben ein. Aber nicht nur zwischen Ostblock und Nordkurve drehte sich das Karussell. Was sich im Herbst und während der Zeit vom FI im Ostblock andeutete, bewahrheitete sich im Nachgang. Die Gruppe Sportlich Elegant und ihr Umfeld hat, zumindest teilweise, den Weg von der Tribüne auf die Gegengerade zurück gefunden. Allerdings stehen die ehemals Vertriebenen nicht mehr zwischen FI und Gästeblock, sondern auf der anderen Seite, aber es ist definitiv ein Zusammenrücken der Szene. Außerdem neu: Connection 144. Dürfte sich dabei wohl im Großen und Ganzen um die ehemalige Sektion-Nord handeln, die mit neuen Leuten an alten Einfluss und Erfolge anknüpfen will. Wie eingangs erwähnt, konnten die Gastgeber heute nur wenig gegen die Thüringer ausrichten. Die kurzen Pausen bei den Gästen wurden zudem meistens verschlafen und so drang nur vereinzelt etwas auf die Tribüne. Rein von der optischen Beteiligung würde ich auch eher von einem unterdurchschnittlichen Auftritt sprechen, aber das kann natürlich auch täuschen. Gestartet wurden beide Spielabschnitte jeweils mit einem kleinen Intro. Das FI eröffnete das Spiel mit einem „Sportverein Babelsberg“-Transpi, hielt dazu einige Doppelhalter hoch und rundete das Bild mit Schnipseln ab. Im zweiten Durchgang verabschiedete sich Scortesi mit vier kleinen Blockfahnen von Laars und Civa. Außerdem gab es noch jeweils ein Spruchband für die beiden und eins zum Geburtstag des Archiv´s (Alternatives Kulturhaus in Potsdam).