Mittwoch, 25. Dezember 2019

AZ Picerno – SSC Bari

28.09., Serie C Girone C, Stadio Comunale Alfredo Viviani

Die Blechlawine um das Stadion sorgte für kurzfristige Anspannung. Mit einem überraschend guten Parkplatz verflog diese jedoch schnell wieder. Lockeren Schrittes wackelten wir, vorbei an 20 grimmig schauenden Ultras Potenza, zum Eingang, der Umweg über eine Bar musste nicht sein, aber wir hatten Zeit. Was sollten sich bei zuletzt kaum 400 Zuschauern schon für Schlangen bilden? Am Ende hatten wir zwar zwei Bier in der Hand, aber auch eine elend lange Schlange vor uns. Den Anpfiff schon abgehakt, war das Glück auf unserer Seite, es öffnete sich ein weiteres Tor. Kinder und Sachsen zuerst! Mit fragwürdigem Einsatz unserseits fanden wir uns ganz vorne wieder und liefen mit den Spielern ins Stadion ein. Und was erblickten unsere Augen dort? Nein, kein Pyro, gute aufgelegte Kurven oder so ein Quark… Panzerotti! Geil. Gut gestärkte konnten wir das Spiel nun auf uns wirken lassen.

Das Spiel, ich nehme es vorweg, endete mit einem vollkommen ungerechten 1-0 für die Gäste. Kommen wir zum wirklich interessanten, das Geschehen auf den Rängen. Für die 30-40 „Heimfans“ handelte es sich eigentlich um ein Auswärtsspiel. Der aufmerksame Leser wird es schon erkannt haben, Picerno trägt seine Spiele nicht im eigenen Stadion aus, sondern im 20 km entfernten Stadion vom Rivalen Potenza. Nun sind 20 km keine große Entfernung, die eigenen vier Wände fühlen sich dennoch vertrauter an. Der junge Haufen zog über die gesamte Spieldauer sein Ding durch, ohne dabei einen besonderen Eindruck zu hinterlassen. Ein paar einfache Melodien, ein paar Klatscheinlagen, dazu fast immer die zwei Schwenkfahnen in der Luft. Ausstrahlung oder einen eigenen Stil ließen die Anhänger vermissen und so war der Auftritt wie erwartet recht eintönig. Leicht hatten sie es, so ehrlich bin ich, auch nicht. Statt der zuletzt 400-700 Zuschauer fand sich heute die doppelte Anzahl im Stadion ein (1.500) und somit kratzten die zwei geöffneten Blöcke auf der Haupttribüne an ihrem Fassungsvermögen und es fehlte den aktiven Fans aus Picerno jeglicher Freiraum zwischen den Einmalgängern aus Picerno und Potenza.
Gegenüber, im Gästeblock vor einem schönen Betonglotz von Haus, trudelten bis zur 15. Minute rund 500 Gäste aus Bari ein. Ein ganz anderes Kaliber. Die drei Großen aus der Nordkurve (Re David, Bulldog und Seguaci) schmückten den Gästeblock, die Stadionverbot-Fahne komplettierte das Bild. Über den Köpfen das gleiche Bild, jede der drei Gruppen hatte eine Schwenkfahne dabei. Zwei dutzend weitere Fahnen wurden im Block verteilt und waren ebenfalls über die komplette Spieldauer in Bewegung. Optisch dementsprechend ein würdiger Auftritt in einem der besseren Gästeblöcke der Liga. Gesanglich blieben vor allem die letzten fünf Minuten bis weit nach Spielende im Gedächtnis. Das wird dem guten Auftritt zwar nicht gerecht, aber dass „Che bello e“ im leeren Stadion, wie es sich durch die anliegenden Häuser seinen Weg suchte, war einfach erste Sahne und da bekomme ich beim Buchstaben-Suchen auf der Tastatur schon wieder Gänsehaut. Wie angedeutet waren die vorangegangenen 85 Minuten ebenfalls beeindruckend. Die einzelnen Lieder wurden mit Klatscheinlagen intoniert. So, dass vor jedem neuen Kurvenhauer die breite Masse animiert wurde. Dabei wurde meistens auf kurzes Liedgut gesetzt, bei denen sich anfänglich meistens der ganze Block beteiligte, ehe nach einigen Durchläufen noch über 300 Ultras übrig blieben. Die Lautstärke variierte dabei nach der jeweiligen Melodie – logisch, war aber dauerhaft auf gutem Niveau. Nach so viel lobenden Worten, fehlte mir persönlich jedoch etwas die Bewegung im Block. Wirkte, gerade für die Verhältnisse auf den Stiefel, doch alles sehr starr. Auf der anderen Seite gibt die Lautstärke dem Block wieder recht – bekannter Drahtseilakt.