Zwischen wandern und 6. Liga

Spiele: FK Neštěmice - TJ Mojžíř, Junior Děčín - TJ Střekov  

 Pfingsten. Früher ging es mit der Familie und deren Freunden an die Ostsee, heute und die letzten Jahre mit der Frau einfach weg. Diesmal fiel die kurzfristige Entscheidung auf die sächsische Schweiz. Erst um Freitagmittag fiel die finale Entscheidung. Ganz schön spät verließ auch das beliebte Unterkunft-Portal verlauten und zeigt keinerlei freie Unterkünfte in näherer Umgebung an. Adolfsgrün, in der Nähe von Usti nad Labem, wurde es somit.
Samstagmorgen ging es auf die Reise und sogleich in die Natur. Der erste Anlaufpunkt war Bad Schandau, nur auf der anderen Seite der Elbe. Dort war deutlich weniger Betrieb, wenn auch landschaftlich natürlich etwas weniger aufregend. Die Aussicht war jedoch schön. Nächstes Ziel war der Markt an der Grenze, weniger zum Trikot-Shoppen (mittlerweile gibt es dort auch Schals), als viel mehr zum Essen. Gulasch mit Knödeln, da kommt selbst der beste Döner nicht ran. Dazu dieses Wetter und gleich beschlossen, mal wieder öfter den Arsch hoch zu bekommen. 

FK Neštěmice - TJ Mojžíř 
08.06.2019, 1.A třída sk. A (Ústecký ), Hřiště Český Lev  

Aktuell treibt es mich, besonders in Deutschland, immer mehr in die untersten Ligen. Und, was ich vorher für unmöglich gehalten habe, es gefällt mir. Woran dies nun genau liegt, weiß ich nicht, vielleicht ist es der einfache Fußball. Abseits von irgendwelchen Events, weit weg von Geldgebern auf Sportplätze bis zu Landesklasse, keine ekligen (Möchtegern-) Profis, 10€-Eintritt werden auch nicht für einen Steher verlangt. Stattdessen gibt es einen Trainer der auch das Eisspray bedient, ein Klingelbeutel geht rum, das Spiel kann als eines ohne den Zusatz „Schau“ bezeichnet werden, am Rand stehen ein paar Familien und Freunde, vielleicht auch irgendein Opa, der einfach Fußball schauen will. All das findet sich im Nachbarland natürlich auch leicht wieder, nur dass die Vereine dabei in ganz ansehnliche Hütten spielen.
Dazu gehört zweifelsohne auch das Stadion von FK Neštěmice. Die Tribüne ist eine Wucht. Betonstufen und am obersten Ende eine kleines Dach. Im Hintergrund zwei kleine Berge. Willkommen in der 6. Liga Tschechiens. Am Eingang waren 1,20€ zu zahlen, Frauen durften für lau rein. Hinterm Eingang wartete schon der, gut besuchte, Biergarten. Ein Grill durfte dabei natürlich auch nicht fehlen. 120 Leute gaben sich das Spiel, einige versackten auf den Bänken bei Bier. Der Rest setzte sich auf die großzügige Tribüne und sah ein einseitiges Spiel, bestimmt von den Gästen. So eindeutig war der Ausgang jedoch nicht, sondern sorgte für eine kleine Überraschung. Diese bekamen wir jedoch nicht mehr mit, da wir kurz vorm Ende die Segel strichen.

Angekommen an unserer Unterkunft fielen sogleich mehrere Wimpel von Dynamo Dresden und allerlei Fußball Auszeichnungen auf. Etwas Recherche und vor allem offene Augen lösten das Rätsel. Bei unseren Vermietern handelte es sich um die Eltern von DD-Nachwuchsprofi Vasil Kušej. Dieser kam am Abend zum Essen, stilecht mit dickem Benz. Unsere Gastgeber und vor allem deren Unterkunft rundeten dann den Tag angenehm ab. Eine XS-Kneipe mit Terrasse ließ uns kaum eine andere Wahl, als hier den Abend zu verbringen. Draußen war es kalt und somit der holzige Traum von Kneipe mittels Karten in Beschlag genommen.

Gut gestärkt fanden wir uns gegen 10 Uhr schon in Wehlen wieder und die nächsten fünf Stunden auf den dortigen Wanderwegen. Abgesehen um die Felsbrücke an der Bastei war es übersichtlich. Dort jedoch herrschte ein Gedränge, was ich so bisher nur aus Fernsehbildern vom Weihnachtsgeschäft in den USA kannte. Und was dort für Preise ausgerufen wurden, aber die Leute bezahlen es ja. Blende ich dies aus, bleibt einmal mehr zu sagen, dass die Region für ein langes WE immer wieder zu empfehlen ist – ein Träumchen. 

Junior Děčín - TJ Střekov
09.06.2019, 1.A třída sk. A (Ústecký ), Hřiště FK Řezuz Děčín  

Der Weg zum Kick zog sich überraschenderweise etwas in die Länge. Irgendwo versagte mein Orientierungssinn. Ganz neues Gefühl! Aber durch modernste Technik fanden wir natürlich ohne Problem das anvisierte Stadion. Nur wies dort herzlich wenig auf ein Fußballspiel hin. Glücklicherweise kam mit uns ein Auto samt zwei Einheimischen angebraust und wirkte ähnlich überrascht. Mit einem Blick auf den ausgehangenen Spielplan gaben sie sich zufrieden und düsten davon. Wir hinten ran und keine fünf Minuten später standen wir am richtigen Stadion. Nicht ganz so eine Pracht aber bei weitem mehr als ein Sportplatz.
Die Preise unterschieden sich kaum zum Vortag. Für insgesamt 4€ bekam ich Zutritt, Bier und eine Wurst in der nachmittäglichen Sonne. Wir machten es uns neben der Tribüne gemütlich. Auf der anderen Seite waren zwei Mini-Stahlrohrtribünen aufgestellt. Dort nahmen, bei immer noch über 30 Grad, aber nur die ganz harten Platz. Der Zuschauerzuspruch dürfte wieder um die 120-150 betragen haben. Vom kleinen Biergarten aus war sogar das Spielfeld einzusehen, aber der Umsatz schien deutlich geringer als gestern. Das Niveau auf dem Platz war überschaubar. Für zwei Tore der Gäste reichte es dennoch.  

Der Abend ähnelte dem des Vortages. In Tschechien könnte aus mir auch noch ein Kneipengänger werden. Somit war es ganz gut, dass es am nächsten Tag wieder in die Heimat ging.