Mittwoch, 1. Januar 2020

VfL Wolfsburg – AS Saint-Étienne

12.12., Uefa-Cup, XYZ-Arena

Mit der Auslosung stand eigentlich fest: jup, das Spiel nehme ich mit. Hauptgrund waren natürlich die Gäste, keine Frage. Lange hatte ich die französischen Szenen mit Nichtachtung gestraft. Das änderte sich mit letztjährigem Urlaub und den dortigen Spielbesuchen. Schiele ich nun doch immer wieder via Internet über die Grenze im Westen und überblättere in den verschiedenen Heften nicht gleich die Seiten, wenn es dort um Paris, Bordeaux, Marseille oder eben Saint-Étienne geht. Gerade letztere sorgen eigentlich in unregelmäßigen Abständen für großes Aufsehen. Sei es durch Choreos oder kreative Proteste, die auch mal in verschlossene Stadien führen.

Karten, Mitfahrer und sogar ein Auto fanden sich schon vor dem Trip nach Malaysia und Indonesien – keine Ahnung, wann das letzte Mal bereits so früh alles geklärt hatte. Hatte auf jeden Fall seine Vorteile und wir mussten nicht noch kurz vor knapp ein Auto oder einen weiteren Mitfahrer finden, damit wir die anfallenden Spritkosten senken konnten. Als Treffpunkt war der Dönerladen des Vertrauens auserkoren und alle signalisierten ihr pünktliches Erscheinen. Alle bis auf ich! Denn ich tauschte heute Drahtesel gegen Bus und brauchte statt der veranschlagten 30 min weit über 1h und 15 min. Und da war ich noch nicht einmal am Ziel. Die gesellige Runde sammelte mich ein und hielt einen Döner bereit – Danke. Und dann? Dann platze die Bombe, „Ich werde Vater“ - hieß es aus dem Cockpit. An einen lockeren Abend mit ein oder zwei Bier war also nicht mehr zu denken, demzufolge auch nicht an einen halbwegs detaillierten Bericht des Erlebten.
Wollten ich mich vor dem Spiel noch mit drei weiteren Bekannten treffen, scheiterte dies am Navi und unseren Fähigkeiten, ohne ein solches zu funktionieren. Lange bevor wir losfuhren, widmeten sich die niedersächsischen Cops den Gästen aus Frankreich (inkl. ihrer Freunde Ultramarines aus Bordeaux und Commando Cannstatt aus Stuttgart) und kontrollierten die Insassen der Busse. 400 Gäste verbrachten den Abend anschließend in der Innenstadt, ehe sie mit etwas Pyrotechnik zum Stadion zogen. Auf dem Weg begleiteten sie eine große Anzahl Cops. WaWe und Räumpanzer säumten die Straßen.
 Stehen die Ultras im heimischen Stadion nicht zusammen auf einer Tribüne und singen verschiedene Lieder, sieht die Geschichte auswärts gänzlich anders aus. Demnach standen die Gruppen um die Magic Fans von der Kop Nord und die Green Angels von der Kop Sud gemeinsam im Block. Wobei die Gruppen der Sud im Eckblock Platz nahmen und die der Nord im Block daneben. Insgesamt folgten ca. 800 ihrem Verein, trotz bereits feststehendem Ausscheiden aus dem Uefa-Cup. Der überwiegende Teil von ihnen beteiligte sich dabei an der Unterstützung der Mannschaft. Die, meist sehr schnellen und melodischen, Gesänge hallten dabei durchgängig durch das leere Stadion. Einzig im zweiten Durchgang gab es einen kleineren Hänger. In Anbetracht des unbedeutenden Spiels und dem fehlenden Gegenüber war das gut, eher sehr gut. Ähnlich wie die große Pyroshow zum Anpfiff. Dabei wurden über 20 Bengalen bei den Gästen gezündet. Im weiterem Spielverlauf wurden weitere Fackeln abgebrannt. Außerdem wurde bei den Angels mit einigen kleinen Fahnen hantiert. Nicht ganz zum Auftritt passte das Bild am Zaun (Aris flaggte bei den Green Angels an, Stuttgart und Bordeaux bei den Magic Fans) des Gästeblocks. Die einen beflaggten innerhalb des Blockes, die anderen klatschten ihre Fahnen etwas lieblos an den langen Zaun.
Wie angedeutet, war bei Wolfsburg nicht viel los. Im Oberrang standen vielleicht 120 Leute, schwenkten mit drei, vier Fahnen, konnten jedoch nicht einmal im leeren Stadion (~8.000 Zuschauer) etwas reißen. Wenn der Unterrang bei einigen Sachen sich aufraffte, ließ sich erahnen, was heute für ein schönes Support-Duell möglich gewesen wäre. So war das einfach nichts. Vielleicht verbessert sich die Situation durch den anstehenden Wechsel in den Unterrang. Das werde ich in den nächsten Monaten aber wohl eher nicht groß verfolgen, so ehrlich bin ich.