Donnerstag, 14. März 2019

Babelsberg 03 – Chemie Leipzig

02.02., Regionalliga-Nordost, Karl-Liebknecht-Stadion

Geht die Aufarbeitung der mehrtägigen Ausflüge, durch diverse Chaterläufe, Bilder und Input der Mitreisenden recht gut von der Hand, gestaltet es sich bei einzelnen Spielen doch schon deutlich zäher. Wenn dann noch diverse Biere, aufgrund des zufriedenstellenden Spielverlaufs und der coolen Zusammensetzung auf der Tribüne, das Erinnerungsvermögen beeinflussten, kann am Ende eigentlich nicht viel gutes bei herumkommen. Weil die Spielpaarung dennoch eine der besseren in der Liga war, versuche ich es trotzdem.
Chemie reiste mit rund 700 Menschen nach Potsdam, an einem Freitag ohne Frage eine respektable Anzahl. In den ersten 20 Minuten legten diese eine flotte Sohle auf das Paket und ließen weder in Punkto Lautstärke noch in der Beteiligung Grund zum Lästern. Einzig das stagnierende Liedgut könnte kritisiert werden. Es muss nicht jede Halbserie ein neuer Ohrwurm das Liedgut bereichern – um Gotteswillen, aber wenn in den letzten Jahren einzig am Liedgut gegen seinen Stadtrivalen gedreht wird, sind die Prioritäten in meinen (bescheidenen) Augen falsch gepolt. Wie dem auch sei... ein Spiel dauert halt nicht nur 20 sondern 90 Minuten. Die restlichen 70 Minuten waren jetzt nicht schlecht, gemessen zum Beginn aber eben deutlich abflachend. Die 4-0 Niederlage im Abstiegskampf hatte daran sicher ihren großen Anteil. Optisch traten die Gäste mit den üblichen Fahnen am Zaun in Erscheinung, zeigten am Anfang einige Spruchis gegen den NOFV und schwenkten im Anschluss mit zwei dutzend Grün-Weißen-Fahnen. Außerdem folgte zur zweiten Halbzeit eine gemeinsame Spruchbandaktion mit der Nordkurve (Man muss Babelsberg 03/Chemie nicht mögen, um dem NOFV zu hassen). Das Verhältnis zwischen beiden Fanszenen ist durch diverse freundschaftliche Kontakte (Scotesi (BBG) mit Skins (Chemie), Sportlich Elegant (BBG) + ehemals Sektion Nord (BBG) zu den Sportlern und Politikleuten aus Leipzig) und einseitigen Spielbesuchen sehr entspannt. Inwiefern das Filmstadt Inferno dabei involviert ist, weiß ich nicht.
Die Babelsberger Nordkurve startete mit einer Choreo der Gruppe Underdogs ins Duell. Dabei wurde der Block mittels Fahnen in blau und weiß geteilt und am Zaun prangte dazu in entgegengesetzter Anordnung „Forever Nulldrei“. Kurz darauf stieg in der Länge des Fronttranspi blauer Rauch auf. Gepaart mit der erwähnten Spruchbandaktion und einer kleinen Aktion im zweiten Durchgang (Strafen im Zuge des Brb.-Derbys, während 03 „Nazi-Schweine“ als Beleidigung zu Lasten gelegt wurde, fanden die antisemitischen Entgleisungen von Teilen des Cottbuser Anhangs überhaupt keine Erwähnung), war es wieder beachtlich, wie gleichgültig die kleine Szene mit Bewährungs- und Geldstrafen des Verbandes umgeht und den Silberköpfen immer weiter den Spiegel vor das Gesicht hält. Zusätzlich gefiel mir der Zaun (USP mit Überhänger zu Gast) und vor allem im zweiten Durchgang der Fahneneinsatz (nahezu durchgängig fünf Schwenkfahnen im Einsatz). So abwechslungsreich und interessant das Bild vom Block war, so dünn war der akustische Rahmen. Wenn ein solcher Name und Szene im Gästeblock nicht schon Ansporn genug wären, spielte nun auch das Ergebnis voll in die Karten des Anhangs. Jedoch reichten beide Kriterien nicht aus, um auch nur einen durchschnittlichen Auftritt zu assistieren. Der Block war gut gefüllt, mehr als Flüstergesang von 30-40 Leuten war aber nur selten zu vernehmen.