Geht die
Aufarbeitung der mehrtägigen Ausflüge, durch diverse Chaterläufe,
Bilder und Input der Mitreisenden recht gut von der Hand, gestaltet
es sich bei einzelnen Spielen doch schon deutlich zäher. Wenn dann
noch diverse Biere, aufgrund des zufriedenstellenden Spielverlaufs
und der coolen Zusammensetzung auf der Tribüne, das
Erinnerungsvermögen beeinflussten, kann am Ende eigentlich nicht
viel gutes bei herumkommen. Weil die Spielpaarung dennoch eine der
besseren in der Liga war, versuche ich es trotzdem.
Chemie
reiste mit rund 700 Menschen nach Potsdam, an einem Freitag ohne
Frage eine respektable Anzahl. In den ersten 20 Minuten legten diese
eine flotte Sohle auf das Paket und ließen weder in Punkto
Lautstärke noch in der Beteiligung Grund zum Lästern. Einzig das
stagnierende Liedgut könnte kritisiert werden. Es muss nicht jede
Halbserie ein neuer Ohrwurm das Liedgut bereichern – um
Gotteswillen, aber wenn in den letzten Jahren einzig am Liedgut gegen
seinen Stadtrivalen gedreht wird, sind die Prioritäten in meinen
(bescheidenen) Augen falsch gepolt. Wie dem auch sei... ein Spiel
dauert halt nicht nur 20 sondern 90 Minuten. Die restlichen 70
Minuten waren jetzt nicht schlecht, gemessen zum Beginn aber eben
deutlich abflachend. Die 4-0 Niederlage im Abstiegskampf hatte daran
sicher ihren großen Anteil. Optisch traten die Gäste mit den
üblichen Fahnen am Zaun in Erscheinung, zeigten am Anfang einige
Spruchis gegen den NOFV und schwenkten im Anschluss mit zwei dutzend
Grün-Weißen-Fahnen. Außerdem folgte zur zweiten Halbzeit eine
gemeinsame Spruchbandaktion mit der Nordkurve (Man muss Babelsberg
03/Chemie nicht mögen, um dem NOFV zu hassen). Das Verhältnis
zwischen beiden Fanszenen ist durch diverse freundschaftliche
Kontakte (Scotesi (BBG) mit Skins (Chemie), Sportlich Elegant (BBG) +
ehemals Sektion Nord (BBG) zu den Sportlern und Politikleuten aus
Leipzig) und einseitigen Spielbesuchen sehr entspannt. Inwiefern das
Filmstadt Inferno dabei involviert ist, weiß ich nicht.
Die
Babelsberger Nordkurve startete mit einer Choreo der Gruppe Underdogs
ins Duell. Dabei wurde der Block mittels Fahnen in blau und weiß
geteilt und am Zaun prangte dazu in entgegengesetzter Anordnung
„Forever Nulldrei“. Kurz darauf stieg in der Länge des
Fronttranspi blauer Rauch auf. Gepaart mit der erwähnten
Spruchbandaktion und einer kleinen Aktion im zweiten Durchgang
(Strafen im Zuge des Brb.-Derbys, während 03 „Nazi-Schweine“ als Beleidigung zu Lasten gelegt wurde, fanden die
antisemitischen Entgleisungen von Teilen des Cottbuser Anhangs
überhaupt keine Erwähnung), war es wieder beachtlich, wie
gleichgültig die kleine Szene mit Bewährungs- und Geldstrafen des
Verbandes umgeht und den Silberköpfen immer weiter den Spiegel vor
das Gesicht hält. Zusätzlich gefiel mir der Zaun (USP mit
Überhänger zu Gast) und vor allem im zweiten Durchgang der
Fahneneinsatz (nahezu durchgängig fünf Schwenkfahnen im Einsatz).
So abwechslungsreich und interessant das Bild vom Block war, so dünn
war der akustische Rahmen. Wenn ein solcher Name und Szene im
Gästeblock nicht schon Ansporn genug wären, spielte nun auch das
Ergebnis voll in die Karten des Anhangs. Jedoch reichten beide
Kriterien nicht aus, um auch nur einen durchschnittlichen Auftritt zu
assistieren. Der Block war gut gefüllt, mehr als Flüstergesang von
30-40 Leuten war aber nur selten zu vernehmen.