Mittwoch, 6. März 2019

Ein gelungener Ausflug nach Ελλάς - Teil II

Spiele: Apollon Smirnis – Atromitos Athens, AEK Athens – Panaitolikos G.F.S., Panathinaikos Athens – PAS Lamia

Apollon Smirnis – Atromitos Athens
08.01., Super League, Stadio Georgios Kamaras

Sozusagen ein echtes Athener-Derby, nur halt mit Fans auf beiden Seiten. Wobei der Block von Apollon Smirnis (Gate 1) zumindest mir noch nie besonders aufgefallen war und sei es nur bei der oberflächlichen Google-Suche. Heute hatten sich immerhin 30 Leute an der untersten Ecke der Tribüne eingefunden. Ob da groß Luft nach oben ist, wage ich zu bezweifeln, lasse mich aber gerne eines Besseren belehren. Viel war es dann auch nicht, was diese fabrizierten. Zum Einlauf eine paar Schnipsel, drei gedruckte Schwenkfahnen und etwas Singsang.

Da war das Kaliber bei den Gäste schon ein anderes. Das zeigte sich bereits bei unser Ankunft, als sie geschlossen in schwarz mit diversen Autos und Rollern vor dem Gästeeingang eintrudelten. Der recht überschaubare Haufen in grün zeigte zwar umgehend Präsenz, hielt jedoch respektvollen Abstand. Im Block dann ein wirklich feiner Auftritt von 90% der insgesamt 300 Gäste, wobei die schnelle 2-0 Führung (am Ende 3-0) natürlich sicher ihren Anteil hatte. Melodisch, auf der Reise ohne Frage das Beste, wobei zwischendurch in unregelmäßigen Abständen auch laute Highlights gesetzt wurden. Die Gesänge wurden ein ums andere Mal mittels Bengalos untermalt, wobei die brennenden Fackeln kurz vorm erlöschen immer in Richtung Cops entsorgt wurden. Natürlich hätten sich die Ultras über eine Eskalation seitens der Schmier nicht wundern brauchen, aber diese nahmen den immer wiederkehrenden Beschuss nur beiläufig zur Kenntnis und schauten schnell wieder in Richtung Spielfeld. Wenige Wünsche - meinerseits - blieben bei dem Auftritt offen. Optisch konnte der Block von den Gästen gut ausgefüllt werden, so dass die Jungs und Mädels sich schön verteilten und nicht auf einem Fleck drängelten. Wie in den Spielen zuvor, waren es jedoch letztendlich die Zaunfahnen, die ein schönes Gesamtbild verhinderten. Zwei der fünf Lappen gefielen mir zwar auf dem ersten Blick, jedoch waren die ohne jeglichen Sinn befestigt und so klafften zwischen ihnen teilweise ganz schöne Löcher.
Auch diesem Stadion seien ein paar warme Worte gewidmet. Ebenfalls eine schöne Bude, die wir im Norden der Stadt besuchten durfte. Drei Tribünen haben 14.200 Sitzschalen, von denen die auf der Tribüne überdacht sind- Wie so viele Stadien in Griechenland kommt auch dieses ohne Laufbahn aus und ist somit eng am Spielfeld gebaut. Prominentester Gastgeber war Piräus in der Zeit des Baus der eigenen vier Wände Anfang der 2000er.






Den Abend verbrachten wir nicht in unserem Schloss, sondern im autonomen Viertel Exarchia, was wir fußläufig erreichten. Wem der Name nichts sagt, haut es einfach mal bei Google rein oder sucht im Blog etwas, ich habe die letzten Male schon ein paar Zeilen über die Entstehung und seine Ausrichtung geschrieben. Im Gegensatz zum letzten Besuch verzichteten wir auf ein Bier in der Kneipe und ließen uns, wie 50-60 weitere Menschen, im kleinen Park nieder. Dort loderten ein paar Paletten und die letzten Weihnachtsbäume fröhlich vor sich hin, Musik schalte aus einem alten Recorder und zwei Straßenhunde suchten nach Essensreste. Schon etwas abgefuckt – ohne Frage. Würden in den Straßenzügen von Exarchia alle so Leben, wäre das „Projekt“ wahrscheinlich schon in seinen ersten Wochen gescheitert, dem ist aber nicht so und wer hier andauernde Anarchie, Gewalt und Punk vermutet, liegt falsch. Bevor ich jetzt aber doch wieder wild umher schreibe, erzähle ich von einer leckeren und vor allem günstigen Falafel am Park und einer ruhigen Nacht im Bett´chen.
Den folgenden Tag fuhren wir ziellos am Meer und der Küste entlang. Bei feinstem Sonnenschein, war es natürlich klar, dass wir uns alle früher oder später im Wasser wiederfanden. Anbaden 2018 – Check! Im Landesinneren erklommen wir ein paar Felsen, warfen über eine Stunde lang Steine in einem Krater und faden uns rechtzeitig zum Pokalspiel im Olympiastadion ein.
AEK Athens – Panaitolikos G.F.S.
09.01., Kipelo Elladas HOL, Olympiako Stadio

Ja, ihr lest richtig. Selbige Partie sahen wir vor drei Tagen in umgekehrter Form in der Liga. Der Pokal in Griechenland hat nicht nur den Vorteil von mehr Spielen für uns, sondern schont auch den Geldbeutel. Die Tickets gibt es bei den Partien oftmals zu einem Bruchteil des Ligabetriebs. Als ob dies mich Geizhals nicht genug erfreute, grüßte ein bekanntes Graffiti vom Zugangsbereich des Stadions „1987 Athen, 2016 Gera – der 1.FC Lok bleibt eine Macht!“
Anders als die Begegnung vor drei Tagen gab es diesmal ganz viel Langeweile! Maximal 2.500 Zuschauer besuchten das Spiel. Die Messen waren, nach dem 4-0-Sieg von AEK bei Panaitolikos im Hinspiel, gesunken. Heute hieß es am Ende nur 1-0. Gäste waren für uns keine auszumachen. Im Heimblock unter der Anzeigetafel standen maximal 200 Fans, 60 von denen hauten, in großen Abstand, etwas in die leere Schüssel – das war es. So gerne ich noch etwas zum Spiel in die Tasten tippen würde, weder meine gedanklichen noch meine schriftlichen Notizen geben etwas her. Ohne Frage eines der ereignislosesten Spiele, die ich in Griechenland bisher gesehen habe.



Den letzten Tag verbrachten wir in der Innenstadt, klapperten einige Sehenswürdigkeiten ab und streiften ziellos durch die Gegend. Klingt jetzt etwas langweilig aber wer schon mal in Athen war, weiss, dass auch der dritte Besuch vor Ort nicht langweilig ist. Mit einem Bier in der einen und einer Pita in der anderen Hand lässt sich die Stadt immer wieder aufs Neue erleben. Heute hatten wir die Möglichkeit eines Dopplers, die wir natürlich dankend annahmen.

Olympiakos Piräus - AO Platanias
10.01., Kipelo Elladas HOL, Stadio Georgios Karaiskáki

Recht spät fanden wir uns am Stadion ein. Bei der Schlange und der langwierigen Prozedur beim an den Kassen war schnell klar, den Anpfiff erleben wir nicht mehr – dann ist dem halt so und wir stellten uns mit zwei Fankarten, von der letzten Tour, zielsicher an. Als ich endlich meine Plastikkarte durch das kleine Fenster geben durfte und um zwei Tickets bat, wurde ich eines besseren belehrt. Meine Karte sei abgelaufen, ich solle doch fix eine neue machen. Pah – niemals! Ich war schon zweimal bei Piräus und gerade der letzte Besuch war alles andere als erfüllend. Ich entschied mich postwendend für Bier statt Fußball, ein weiterer Weggefährte schloss sich umgehend an. Am Ende blieben wir zu dritt draußen, weil die alte Regel, dass eine Person auf die Fankarte mitgenommen werden dürfe nicht mehr aktuell war. Zur Halbzeit vervollständigte sich unsere Gruppe wieder, schien die Darbietungen auf den Rängen doch ähnlich bahnbrechend wie einen Tag zuvor bei AEK. Mit reichlich Zeit im Gepäck fuhren wir demnach zum zweiten Spiel.

Panathinaikos Athens – PAS Lamia
10.01., Kipelo Elladas HOL, Stadio Apóstolos Nikolaidis

Besonders wohl fühlten wir uns, im direkten Stadionumfeld, nicht und wir reduzierten unseren Aufenthalt am Stadion auf ein Minimum. Fix Tickets geholt und ab in ein Restaurant. Der Wirt war von unserem Besuch sichtlich erfreut und tafelt ordentlich auf, kam immer wieder auf uns zu und klopfte uns mehrmals auf die Schulter. Viele Touristen schienen den Laden noch nicht besucht zu haben und wir liefen wohlgenährt wieder zum Stadion.
Die Wandmalereien am Stadion sind auch ohne Spiel einen Besuch wert. Da kannst du echt mit deiner Kamera in der Hand einmal rundum laufen und brauchst den Finger nicht mehr vom Auslöser nehmen. Ein sattes Bild nach dem anderen. Alt, neu, unterschiedlichste Stile, Bilder, Schriftzüge, groß, klein – einfach alles war dabei. Ähnlich interessant waren die kleinen Eingänge in den verschiedenen Blöcken. Es war eng, tropfte von der Decke, die Metallkonstruktion ist bis zum letzten Zentimeter vollgekritzelt und nach dem Passieren des Drehkreuzes werden wir vom Beton nur so erschlagen. Die positiven Eindrücke reißen mit dem Blick in das Stadion nicht ab, was für eine Hütte – wow! Eine nähere Beschreibung erspare ich mir, wer von dem Stadion noch keine Bilder gesehen hat, interessiert sich nicht für Fußball und liest somit diese Zeilen nicht.
Die Ausgangslage war für den Gastgeber ähnlich schlecht, wie für Panaitolikos am Vortag. Das Hinspiel gegen Lamia wurde überraschenderweise mit 4-1 in den Sand gesetzt. Anders als gestern, gingen die Verlierer aus dem Hinspiel mit Hoffnung in die Partie. Das lag a) an der Favoritenrolle, b) am Auswärtstor und c) natürlich am Heimvorteil. Der Sturmlauf auf das Tor der Gäste startete mit dem Anpfiff. Ich glaube, Lamia hatte in den ganzen 90 Minuten maximal zwei Chancen, PAO hingegen im Minuten Takt. Zählbarer Erfolg sprang vorerst allerdings nicht heraus und mit einem 0-0 endete die erste Halbzeit. Dennoch ließ sich Gate 13 vom Spiel mitreißen und sorgte für den erwähnten Heimvorteil. Sicher, wurde das Maximum nicht ansatzweise aus dem Block herausgeholt, der heute vielleicht 1/3 seiner Kapazität ausschöpfte. Ich kann mir nur schwer vorstellen, was hier los sein muss, wenn das Derby gegen Piräus stattfindet. Das restliche Publikum (ca. 5.000) nahm die Gesänge in unregelmäßigen Abständen auf und schnell entwickelte sich eine beachtliche Lautstärke. Überhaupt war das Publikum gut aufgelegt und impulsiv. Bei jeder Gelegenheit wurde, wie verrückt, gegen den Schiedsrichter und den Gegner gewettert.
Im zweiten Durchgang verstummten die, oftmals mit einer eigenen Note versehenden, Gesänge zunehmend, die Anspannung wurde von Minute zu Minute größer. Es müsse nur endlich ein Tor fallen, dann wäre bei der Leistung noch einiges möglich! Aber weiterhin sollte es wie verhext zugehen und kein Ball im Netz der Gäste einschlagen. Erst in der 75. Minuten gelang das 1-0. Zwei Tore mussten bis zum Abpfiff folgen, um in die nächste Pokalrunde einzuziehen. Trotz weiterem Ansturm sollte kein weiteres Tor fallen. Nach dem Spiel war schnell der Schuldige in Form des Schiedsrichters ausgemacht und unter wilden Beschimpfungen wurde er aus dem Stadion komplementiert.





Die letzte Nacht wurde noch unnötig lang. Mit teils schweren Kopf fuhren wir zum Flughafen und schauten auf gelungene Tage zurück. In Berlin ging es für einen Mitstreiter direkt nach Leipzig, wo Kind und Frau schon sehnsüchtig warteten. Für den Rest hieß es 18h bei mir abmatten und dann sollte es schon wieder weiter nach Italien gehen – Winterpause ist toll!