Apollon Smirnis – Atromitos Athens
08.01., Super League,
Stadio Georgios Kamaras
Sozusagen ein echtes Athener-Derby, nur
halt mit Fans auf beiden Seiten. Wobei der Block von Apollon Smirnis
(Gate 1) zumindest mir noch nie besonders aufgefallen war und sei es
nur bei der oberflächlichen Google-Suche. Heute hatten sich immerhin
30 Leute an der untersten Ecke der Tribüne eingefunden. Ob da groß
Luft nach oben ist, wage ich zu bezweifeln, lasse mich aber gerne
eines Besseren belehren. Viel war es dann auch nicht, was diese
fabrizierten. Zum Einlauf eine paar Schnipsel, drei gedruckte
Schwenkfahnen und etwas Singsang.
Da war das Kaliber bei den Gäste schon
ein anderes. Das zeigte sich bereits bei unser Ankunft, als sie
geschlossen in schwarz mit diversen Autos und Rollern vor dem
Gästeeingang eintrudelten. Der recht überschaubare Haufen in grün
zeigte zwar umgehend Präsenz, hielt jedoch respektvollen Abstand. Im
Block dann ein wirklich feiner Auftritt von 90% der insgesamt 300
Gäste, wobei die schnelle 2-0 Führung (am Ende 3-0) natürlich
sicher ihren Anteil hatte. Melodisch, auf der Reise ohne Frage das
Beste, wobei zwischendurch in unregelmäßigen Abständen auch laute
Highlights gesetzt wurden. Die Gesänge wurden ein ums andere Mal
mittels Bengalos untermalt, wobei die brennenden Fackeln kurz vorm
erlöschen immer in Richtung Cops entsorgt wurden. Natürlich hätten
sich die Ultras über eine Eskalation seitens der Schmier nicht
wundern brauchen, aber diese nahmen den immer wiederkehrenden
Beschuss nur beiläufig zur Kenntnis und schauten schnell wieder in
Richtung Spielfeld. Wenige Wünsche - meinerseits - blieben bei dem
Auftritt offen. Optisch konnte der Block von den Gästen gut
ausgefüllt werden, so dass die Jungs und Mädels sich schön
verteilten und nicht auf einem Fleck drängelten. Wie in den Spielen
zuvor, waren es jedoch letztendlich die Zaunfahnen, die ein schönes
Gesamtbild verhinderten. Zwei der fünf Lappen gefielen mir zwar auf
dem ersten Blick, jedoch waren die ohne jeglichen Sinn befestigt und
so klafften zwischen ihnen teilweise ganz schöne Löcher.
Auch diesem Stadion seien ein paar
warme Worte gewidmet. Ebenfalls eine schöne Bude, die wir im Norden
der Stadt besuchten durfte. Drei Tribünen haben 14.200 Sitzschalen,
von denen die auf der Tribüne überdacht sind- Wie so viele Stadien
in Griechenland kommt auch dieses ohne Laufbahn aus und ist somit eng
am Spielfeld gebaut. Prominentester Gastgeber war Piräus in der
Zeit des Baus der eigenen vier Wände Anfang der 2000er.
Den Abend verbrachten wir nicht in
unserem Schloss, sondern im autonomen Viertel Exarchia, was wir
fußläufig erreichten. Wem der Name nichts sagt, haut es einfach mal
bei Google rein oder sucht im Blog etwas, ich habe die letzten Male
schon ein paar Zeilen über die Entstehung und seine Ausrichtung
geschrieben. Im Gegensatz zum letzten Besuch verzichteten wir auf ein
Bier in der Kneipe und ließen uns, wie 50-60 weitere Menschen, im
kleinen Park nieder. Dort loderten ein paar Paletten und die letzten
Weihnachtsbäume fröhlich vor sich hin, Musik schalte aus einem
alten Recorder und zwei Straßenhunde suchten nach Essensreste. Schon
etwas abgefuckt – ohne Frage. Würden in den Straßenzügen von
Exarchia alle so Leben, wäre das „Projekt“ wahrscheinlich schon
in seinen ersten Wochen gescheitert, dem ist aber nicht so und wer
hier andauernde Anarchie, Gewalt und Punk vermutet, liegt falsch.
Bevor ich jetzt aber doch wieder wild umher schreibe, erzähle ich
von einer leckeren und vor allem günstigen Falafel am Park und einer
ruhigen Nacht im Bett´chen.
Den folgenden Tag fuhren wir ziellos am
Meer und der Küste entlang. Bei feinstem Sonnenschein, war es
natürlich klar, dass wir uns alle früher oder später im Wasser
wiederfanden. Anbaden 2018 – Check! Im Landesinneren erklommen wir
ein paar Felsen, warfen über eine Stunde lang Steine in einem Krater
und faden uns rechtzeitig zum Pokalspiel im Olympiastadion ein.
AEK Athens –
Panaitolikos
G.F.S.
09.01., Kipelo Elladas HOL, Olympiako
Stadio
Ja, ihr lest richtig. Selbige Partie
sahen wir vor drei Tagen in umgekehrter Form in der Liga. Der Pokal
in Griechenland hat nicht nur den Vorteil von mehr Spielen für uns,
sondern schont auch den Geldbeutel. Die Tickets gibt es bei den
Partien oftmals zu einem Bruchteil des Ligabetriebs. Als ob dies mich
Geizhals nicht genug erfreute, grüßte ein bekanntes Graffiti vom
Zugangsbereich des Stadions „1987 Athen, 2016 Gera – der 1.FC Lok
bleibt eine Macht!“
Anders als die Begegnung vor drei Tagen
gab es diesmal ganz viel Langeweile! Maximal 2.500 Zuschauer
besuchten das Spiel. Die Messen waren, nach dem 4-0-Sieg von AEK bei
Panaitolikos im Hinspiel, gesunken.
Heute hieß es am Ende nur 1-0. Gäste waren für uns keine
auszumachen. Im Heimblock unter der Anzeigetafel standen maximal 200
Fans, 60 von denen hauten, in großen Abstand, etwas in die leere
Schüssel – das war es. So gerne ich noch etwas zum Spiel in die
Tasten tippen würde, weder meine gedanklichen noch meine
schriftlichen Notizen geben etwas her. Ohne Frage eines der
ereignislosesten Spiele, die ich in Griechenland bisher gesehen habe.
Den
letzten Tag verbrachten wir in der Innenstadt, klapperten einige
Sehenswürdigkeiten ab und streiften ziellos durch die Gegend. Klingt
jetzt etwas langweilig aber wer schon mal in Athen war, weiss, dass
auch der dritte Besuch vor
Ort nicht langweilig ist. Mit einem Bier in der einen und einer Pita
in der anderen Hand lässt sich die Stadt immer wieder aufs Neue
erleben. Heute hatten wir die Möglichkeit eines Dopplers, die wir
natürlich dankend annahmen.
Olympiakos
Piräus
- AO Platanias
10.01.,
Kipelo Elladas HOL, Stadio
Georgios Karaiskáki
Recht
spät fanden wir uns am Stadion ein. Bei der Schlange und der
langwierigen Prozedur beim an den Kassen war schnell klar, den
Anpfiff erleben wir nicht mehr – dann ist dem halt so und wir
stellten uns mit zwei Fankarten, von der letzten Tour, zielsicher an.
Als ich endlich meine Plastikkarte durch das kleine Fenster geben
durfte und um zwei Tickets bat, wurde ich eines besseren belehrt.
Meine Karte sei abgelaufen, ich solle doch fix eine neue machen. Pah
– niemals! Ich war schon zweimal bei Piräus und gerade der letzte
Besuch war alles andere als erfüllend. Ich entschied mich
postwendend für Bier statt Fußball, ein weiterer Weggefährte
schloss sich umgehend an. Am Ende blieben wir zu dritt draußen, weil
die alte Regel, dass eine Person auf die Fankarte mitgenommen werden
dürfe nicht mehr aktuell war. Zur Halbzeit vervollständigte sich
unsere Gruppe wieder, schien die Darbietungen auf den Rängen doch
ähnlich bahnbrechend wie einen Tag zuvor bei AEK. Mit reichlich Zeit
im Gepäck fuhren wir demnach zum zweiten Spiel.
Panathinaikos
Athens – PAS Lamia
10.01.,
Kipelo Elladas HOL, Stadio Apóstolos Nikolaidis
Besonders
wohl fühlten wir uns, im direkten Stadionumfeld, nicht und wir
reduzierten unseren Aufenthalt am Stadion auf ein Minimum. Fix
Tickets geholt und ab in ein Restaurant. Der Wirt war von unserem
Besuch sichtlich erfreut und tafelt ordentlich auf, kam immer wieder
auf uns zu und klopfte uns mehrmals auf die Schulter. Viele Touristen
schienen den Laden noch nicht besucht zu haben und wir liefen
wohlgenährt wieder zum Stadion.
Die
Wandmalereien am Stadion sind auch ohne Spiel einen Besuch wert. Da
kannst du echt mit deiner Kamera in der Hand einmal rundum laufen und
brauchst den Finger nicht mehr vom Auslöser nehmen. Ein sattes Bild
nach dem anderen. Alt, neu, unterschiedlichste Stile, Bilder,
Schriftzüge, groß, klein – einfach alles war dabei. Ähnlich
interessant waren die kleinen Eingänge in den verschiedenen Blöcken.
Es war eng, tropfte von der Decke, die Metallkonstruktion ist bis zum
letzten Zentimeter vollgekritzelt und nach dem Passieren des
Drehkreuzes werden wir vom Beton nur so erschlagen. Die positiven
Eindrücke reißen mit dem Blick in das Stadion nicht ab, was für
eine Hütte – wow! Eine nähere Beschreibung erspare ich mir, wer
von dem Stadion noch keine Bilder gesehen hat, interessiert sich
nicht für Fußball und liest somit diese Zeilen nicht.
Die
Ausgangslage war für den Gastgeber ähnlich schlecht, wie für
Panaitolikos am Vortag. Das
Hinspiel gegen Lamia wurde überraschenderweise mit 4-1 in den Sand
gesetzt. Anders als gestern, gingen die Verlierer aus dem Hinspiel
mit Hoffnung in die Partie. Das lag a) an der Favoritenrolle, b) am
Auswärtstor und c) natürlich am Heimvorteil. Der Sturmlauf auf das
Tor der Gäste startete mit dem Anpfiff. Ich glaube, Lamia hatte in
den ganzen 90 Minuten maximal zwei Chancen, PAO hingegen im Minuten
Takt. Zählbarer Erfolg sprang vorerst allerdings nicht heraus und
mit einem 0-0 endete die erste Halbzeit. Dennoch ließ sich Gate 13
vom Spiel mitreißen und sorgte für den erwähnten Heimvorteil.
Sicher, wurde das Maximum nicht ansatzweise aus dem Block
herausgeholt, der heute vielleicht 1/3 seiner Kapazität ausschöpfte.
Ich kann mir nur schwer vorstellen, was hier los sein muss, wenn das
Derby gegen Piräus stattfindet. Das restliche Publikum (ca. 5.000)
nahm die Gesänge in unregelmäßigen Abständen auf und schnell
entwickelte sich eine beachtliche Lautstärke. Überhaupt war das
Publikum gut aufgelegt und impulsiv. Bei jeder Gelegenheit wurde, wie
verrückt, gegen den Schiedsrichter und den Gegner gewettert.
Im
zweiten Durchgang verstummten die, oftmals mit einer eigenen Note
versehenden, Gesänge zunehmend, die Anspannung wurde von Minute zu
Minute größer. Es müsse nur endlich ein Tor fallen, dann wäre bei
der Leistung noch einiges möglich! Aber weiterhin sollte es wie
verhext zugehen und kein Ball im Netz der Gäste einschlagen. Erst in
der 75. Minuten gelang das 1-0. Zwei Tore mussten bis zum Abpfiff
folgen, um in die nächste Pokalrunde einzuziehen. Trotz weiterem
Ansturm sollte kein weiteres Tor fallen. Nach dem Spiel war schnell
der Schuldige in Form des Schiedsrichters ausgemacht und unter wilden
Beschimpfungen wurde er aus dem Stadion komplementiert.
Die
letzte Nacht wurde noch unnötig lang. Mit teils schweren Kopf fuhren
wir zum Flughafen und schauten auf gelungene Tage zurück. In Berlin
ging es für einen Mitstreiter direkt nach Leipzig, wo Kind und Frau
schon sehnsüchtig warteten. Für den Rest hieß es 18h bei mir
abmatten und dann sollte es schon wieder weiter nach Italien gehen –
Winterpause ist toll!