Auch diese Tour liegt schon wieder über
ein Jahr zurück, somit gibt es nur einen kurzen Rückblick auf die
Erlebnisse.
Dezember 2015, zu meinem letzten Besuch in Griechenland, stand die Einführung der dortigen flächendeckenden Fancard unmittelbar bevor (01.01.2016) und ich hatte schlimmste Befürchtungen. Diese wurden zum Glück nicht Realität, was allen voran natürlich daran lag, dass die Karte nicht wie geplant eingeführt wurde. Damit blieb Piräus die einzige Ausnahme. In allen anderen Stadien „reichte“ weiterhin der Ausweis zur Ticketbeschaffung. Dieser Umstand ist nicht schön, aber nicht neu und so war schnell eine vierköpfige Reisegruppe gefunden und vereinte sich einen Tag vor der Abreise bei mir.
Dezember 2015, zu meinem letzten Besuch in Griechenland, stand die Einführung der dortigen flächendeckenden Fancard unmittelbar bevor (01.01.2016) und ich hatte schlimmste Befürchtungen. Diese wurden zum Glück nicht Realität, was allen voran natürlich daran lag, dass die Karte nicht wie geplant eingeführt wurde. Damit blieb Piräus die einzige Ausnahme. In allen anderen Stadien „reichte“ weiterhin der Ausweis zur Ticketbeschaffung. Dieser Umstand ist nicht schön, aber nicht neu und so war schnell eine vierköpfige Reisegruppe gefunden und vereinte sich einen Tag vor der Abreise bei mir.
Statt den Athener Flughafen mit dem Mietauto schnell hinter uns zu lassen, machten wir beim Vermieter des Vertrauens lange Gesichter. Unsere Reservierung galt für die Filiale in der Stadt. Statt mit Hohn und Spott den Schuldigen zu bestrafen, suchten wir nach einer möglichst schnellen und günstigen Lösung. Das Taxi setzte sich tatsächlich preislich und zeitlich gegenüber den Öffis und einer Umbuchung durch. Vor Ort klappte dann alles problemlos. Als Fahrer fungierte ich nicht und machte es mir hinten bequem. Vorne die Vernunft, hinten das Bier - daran änderte sich die sechs Tage nur selten etwas. 200 km waren es anschließend nach Patras. Nach dem wir die Schlüssel für unser zweitägiges Domizil in Empfang genommen hatten, verließen wir mit der Fähre die Halbinsel Peloponnes und kurvten Richtung Agrinio.
Panaitolikos G.F.S. – AEK Athens
06.01., Super League, Stadio
Panetolikou
In den dunklen Gassen ums Stadion war
schon einiges los. Klar, wenn einer der großen Clubs kommt, wird das
sonst eher spärlich gefüllte Stadion heute recht voll. Überall
saßen oder standen Gruppen jeglichen Alters, aßen Pita und tranken
Dosen. Die gesamte Atmosphäre machte Lust auf das Spiel. Selbst das
chaotische Gedränge an den Ticketschaltern und die an jeder Ecke
lungernden konnten die Vorfreude nicht trüben. Wir taten es den
Leuten bald gleich, rüsteten uns am Kiosk aus und machten es uns auf
dem Platz vor dem Stadion gemütlich.
Das Stadion lag, wie angedeutet, in
mitten der Wohnblocks und ist ein kleines (5.230 Plätze)
Schmuckkästchen. Die drei vorhandenen Tribünen hoben sich komplett
voneinander ab, alles war eng und klein. Leute die unter
Aphephosmophobie (Berührungsangst) leiden, werden es auf dem Weg zu
ihren Plätzen nicht leicht haben. Das zog sich wie ein roter Faden
durch alle Bereiche. Somit lag der Gästeblock in direkter Nähe zu
den Anhängern auf der Gegengerade und war nur durch einen kleinen
Pufferbereich und einer Kette behelmter getrennt. Es dauerte keine
fünf Minuten, die erste strittige Situation und der freundliche und
eben noch lachende Opa pöbelte temperamentvoll in Richtung Gäste,
die ihrerseits natürlich postwendend reagierten. Die Cops wurden
maximal als Statisten von beiden Seiten wahrgenommen und eine
handvoll Männer im gesetzten Alter hatten ein paar Backpfeifen
verteilt. Als die Behelmten eine zweite und dritte Reihe aufzogen,
wurden diese auch noch etwas bepöbelt und es kehrte bald wieder Ruhe
ein.
Der Heimblock um die Warriors Gate 6
ist hingegen über die gesamte Spieldauer und noch darüber hinaus
interessant zu beäugen. Starten tat der gut gefüllte Block mit
einer schönen Pyroshow über die vollen Ausmaße der Tribün. Es
leuchtete, rauchte und blinkte in mittlerer zweistelliger Zahl.
Anschließend folgte eine Schalparade, an der sich der überschaubare
Kern an Supportwilligen ablesen lies. Von den über 3.700 Zuschauern
blieben maximal 250 Menschen übrig, nur selten stiegen weitere Fans
ein. Das schmälerte den Auftritt jedoch nicht im Geringsten und
gerade die zweite Halbzeit (1-4 Niederlage) blieb mit wilden Pogos,
viel Armparaden und fast dauerhaft rhythmisches Hüpfen im
Gedächtnis. Dabei wurde immer weiterhin mit Pyro und
Schwenkelementen hantiert, beides wurde idealerweise auf der gesamten
Länge des Blockes getan, wodurch die Bilder einen vollkommen anderen
Eindruck über die Beteiligung erzeugten. Ob das so beabsichtigt war
sei mal dahin gestellt.
Die Gäste reisten mit 250 Leuten an,
konnten aber ohne Original 21 (mobilisierten zeitgleich zum
Basketball in Patras) nur sehr selten auf sich aufmerksam machen und
sind somit nur die Randnotiz wert. Nach dem eindeutigen 0-4 auf dem
Platz roch es kurzzeitig noch nach feinsten Riots auf dem Grün, als
30-40 Leute aus dem Heimbereich den Zaun überwanden und den Weg zum
Gästeblock einschlugen. Jedoch schienen weder sie, noch die Gäste
als auch der Ausweichgegner in Form der Cops große Lust auf
Ausschreitungen zu haben. Zwar überwunden auch die Herrschaften aus
Athen schnell den hüfthohen Zaun und Graben zum Spielfeld mit rund
50 Leuten, doch feierten sie hinter der Bande nur ihren Trainer. Die
Angreifer diskutierten am Mittelkreis mit dem Vereinsordner und waren
sich im weiteren Vorgehen auch nicht mehr wirklich einig. Die Cops
schauten zu.
Der Abend brachte nicht mehr viel,
nicht mal mehr eine Fähre und so fuhren wir über die teure Brücke
(über 2.250 m) nach Patras und erreichten um ein paar Euro ärmer
unser kleines Apartment.
Der Sonntag begann ruhig mit einem
ausgewogenen Frühstück, bestehend aus Rührei und Brot. Die Innenstadt schien anschließend genauso verwiesen wie der kleine
Hafen. Es war nichts von einer alternativen und aufgeweckten Stadt zu
merken. Einzig die Vielzahl an sozialistischen und auch
kommunistischen Plakaten und Schablonen an den Hauswänden auf der
einen und kleinere und größere Fußballgraffitis (in Patras gibt es
eine Starke Sektion von Panathinaikos) auf der anderen Seite zeugten
von einer intakten und lebhaften Jugendkultur in der Studentenstadt
(insgesamt 200.000 Einwohner). Nun ja, vielleicht schliefen sie den
Schlaf der Gerechten. Wir wechselten auf 800 m landeinwärts und
schauten uns die Burg Patras an. Von ihr ist gerade so viel übrig,
dass es noch als Burg zu erkennen ist und bietet ganz nebenbei einen
schönen Blick über die Stadt und angrenzenden Berge.
Genug der Kultur, es stand das nächste Spiel auf dem Plan:
Genug der Kultur, es stand das nächste Spiel auf dem Plan:
Panachaiki GE –
Apollon Larissa
07.01., Football League,
Stadio Kostas Davourlis
Eine Stunde vor dem Spiel trudelten,
neben uns, auch die ersten Fans am Stadion ein. Wir umrundeten einmal
das Stadion und landeten in der Kneipe unter der Gegengerade. Bier
stellte auf der Tour nun wahrlich keine Ausnahme dar und ist daher
eigentlich keine Erwähnung wert, wenn jedoch der Tisch direkt auf
Höhe der Grasnarbe steht und nur ein Fenster uns vom selbigem
trennt, muss dieser Zwischenstopp in den Zeilen auftauchen. Wir
richteten uns schon gemütlich ein und verprassten den gesparten
Eintritt in die nächste Runde Bier, da teilte uns der Wirt mit, dass
er gleich schließen würde und, wenn wir das Spiel sehen wollten,
uns Karten in einen der zwei kleinen Container vor der Tür holen
sollten. Schade, immerhin hatten wir schnell unsere Karten in der
Hand und latschten zum Eingang. An den Wänden gab es einige in die
Jahre gekommene Graffitis der Hools am Box-Raum zu sehen. Die andere
Seite des Stadions kommt da etwas frischer daher, wenn die Farbe auch
dort nicht mehr die frischeste ist. Um die politische Ausrichtung der
Szene wird kein Hehl gemacht, steht dort Antifa groß geschrieben an
der Wand.
Das Stadion bietet etwa 11.000
Zuschauern Platz, wann ein Spiel in letzter Zeit nur ansatzweise so
viele Leute angezogen hat, kann ich nicht sagen. Heute waren es gut
gemeinte 2.300 und die meisten der Sitze blieben leer. Einen
Katzensprung entfernt steht gar ein Stadion mit einem
Fassungsvermögen von über 23.000 Zuschauern. Wir hatten aber Glück
und es wurde im Stadio Kostas Davourlis gespielt. Das ist zwar nur
auf drei Seiten bebaut, findet sich aber ganz sicher in meinen Top-20
wieder. Die Tribüne ist mit einem viel zu kurzen Blechdach
einigermaßen vor Wind und Wetter geschützt, auf der Gerade gibt es
ein solches nicht, nur der Sprecherturm thronte noch über die letzte
Reihe. Die Kurve ist nur halb so hoch und für Zuschauer heute
gesperrt. Alles scheint in die Jahre gekommen. Die
Sanitäreineinrichtungen können es ohne Probleme mit ihresgleichen
in Marokko aufnehmen. Die Schalensitze sind zum größten Teil
ausgeblichen und es rostet einfach überall. Die Zäune stellen eine
größere Gefahr, als eine Sicherheit da. Tolles Ding!
Der Block der Nortenos Patras/Gate 3
entfachte bei mir hingegen weniger Luftsprünge. Im ersten Durchgang
gab es ein Spruchband zu sehen, im zweiten die drei großen und
mehrere kleine Zaunfahnen, diese waren zwar eine deutliche Steigerung
zu denen vom Vortag, das wirkliche Schmuckstück hing jedoch in der
gesperrten Kurve. Vielleicht ein wenig zu groß und ein bisschen viel
Politik aber die hatte Ausstrahlung, war ein bisschen chaotisch und
hätte mehr zu dem Stadionumfeld gepasst als die Fahnen auf der
Tribüne, hinter der sich rund 60-70 aktive Menschen einfanden. Die
Intensität der vorgetragenen und wenig originellen Lieder schwankte
bis zur hektischen Schlussphase (2-1 Anschlusstreffer für die Gäste)
enorm. In den letzten 10 Minuten hingegen gab es sogar ein kleines,
zartes Feuerwerk und das Dach wurde ausgenutzt. Nun ja, das Wetter
war super, der nächste Arbeitstag eine ganze Ecke weg und nach dem
Spiel gab es Pita... es hätte uns an diesem Tag im Januar deutlich
schlimmer treffen können.
Am
frühen Morgen hieß es für ¾ der Reisegruppe ab in die Ausläufer
des Panachaiko-Gebirges. Auf unseren Ausflug in die Berge machten
gleich zwei Tierarten auf uns Eindruck. Zuerst überzeugte uns ein
Rudel Hunde nach einer Stunde zum Umkehren und als wir fast das Auto
erreicht hatten, konnten wir einen Machtkampf zweier Böcke aus
nächster Nähe beiwohnen. Unfassbar, wie diese Tiere auf den puren
Schädel eindreschten. Von diesem Gewaltsexes der Natur konnten wir
uns nur schwerlich trennen. Den Weg zurück nach Athen legten wir
diesmal auf den kleinen Straßen durch Taygetos-Gebirge zurück und
hatten durch einige Stopps an besonders schönen Ausblicken oder
Mahnmalen eine kurzweilige Rückfahrt. Unter anderem hielten wir in
Kalavryta an. Dort nahmen im Jahr 1943 griechische Partisanen ca. 80
Nazis fest und ermordeten diese, nach immer größerer deutscher
Gruppenbewegung in der Region, zwei Monate später. Die
Sühnemaßnahmen begannen am 9.Dezember, nach der Entdeckung der
toten Deutschen. Kalavryta und 25 weitere Dörfer wurden zerstört.
Mindestens 700 griechische Männer wurden am 13.Dezember durch
Maschinengewehrfeuer hingerichtet. Weitere Taten gegen die
Zivilbevölkerung blieben nicht aus.
Athen erreichten wir nach einem abwechslungsreichen und interessanten Tag im Auto erst mit der
Dämmerung. Wie immer in einer größeren Stadt, hatten wir etwas
Probleme unserer Unterkunft zu finden. Was wir nach etwas Sucherei
vorfanden war jede Anstrengung wert. Eine großzügige Wohnung, mit
traumhaften Betten, ordentlich ausgestattetem Wohnzimmer und
utopischen Balkon über den Dächern der Stadt.Die Umgebung war
durch Rotlichtviertel und Drogenpark zwar nur bedingt
familientauglich, jedoch umso interessanter zu beobachten.Vor der
Haustür ein Kiosk und 100 m weiter ein Bäcker, wir konnten uns
nicht beschweren und fühlten uns wie Borat im Hotel.
Zum Verweilen fehlte allerdings die Zeit, fix etwas in den Rachen geworfen und schon begaben wir uns zum Spiel:
Zum Verweilen fehlte allerdings die Zeit, fix etwas in den Rachen geworfen und schon begaben wir uns zum Spiel: