Spiele:
AD Santos de Guápiles – Universidad de Costa Rica, Municipal
Grecia – CS Cartaginés
Irgendwohin, nur wo war lange die
Frage. Nordafrika? Balkan? Südostasien!? Ach ne, das lohnt nicht!
Möglichst schöne Landschaften, einfache Fortbewegung, warmes Wetter
und wenigstens ein Spiel sollte raus springen. Relativ fix hatte ich
Costa Rica in den Chat geworfen und ähnlich schnell erfolgte die
Zustimmung. Flüge gab es nicht zum Schleuderpreis alla Rainer, aber
gerade angesichts der fortgeschrittenen Zeit sprengten sie nicht den
Rahmen. Der Rest erledigte sich ebenfalls problemlos. Visa wird nicht
benötigt, Mietauto gibt es via Internet und Unterkünfte sollten vor
Ort keinerlei Probleme darstellen. Einzige Hürde war der benötige
Wisch für den Umstieg in Canada. Aber der flatterte schnell ins
Postfach und wir konnten uns der Route widmen.
Direkt vom 30. Geburtstag, zwei
Personen aus meinem engsten Kreis, ging es zum Flughafen. Vorm
Check-In holte ich etwas Schlaf nach und erzürnte damit wohl die
gehobene Gesellschaft, die mit Lufthansa in Richtung Frankfurt
pendelte. Der Flug wurde komplett verpennt. Anders gestaltete sich
der Weiterflug nach Montreal. Das Bordkino bekam seine verdiente
Aufmerksamkeit und auch das Bier schmeckte wieder.
In Montreal hatten
wir über 12h Aufenthalt und nutzten diese natürlich für eine
kleine Stippvisite in der Stadt. So zumindest meine Annahme, jedoch
hatte mein Begleiter ein Rahmenprogramm für drei volle Tage
zusammengestellt und mit einem Tagesticket ausgestattet erkundeten
wir bei -9 Grad im Schnelldurchlauf die Stadt. Unterm Strich netter
als erwartet und gerade der Mont-Royal-Park und die Straßenzüge am
Fuße des gleichnamigen Berges waren ganz cool. Nett waren sie auch
alle und allem voran die Busfahrer halfen uns immer wieder weiter. Um
23 Uhr war jedoch Sense, wir tuckerten mit dem Bus zum Flughafen,
hauten uns in eine Ecke und schliefen bald weg. Der Weiterflug mit
all seinen Prozeduren wurde im Halbschlaf abgehandelt und wir
befanden uns bald wieder in der Luft. Diesmal ohne Filme und Bier –
die Zeit verging definitiv nicht wie im Fluge.
Pura Vida hieß es nach fixer Einreise
bei der Autovermietung. Geschlagene 2,5h dauerte es, bis wir uns mit
unserem Gefährt vom Parkplatz rollten. Sie schienen uns einfach
immer wieder vergessen zu haben. Konnten wir am Ende nicht ändern,
nach dem vierten Mal nachfragen kamen wir uns trotzdem verarscht vor,
auch weil die Bearbeitung der weiteren Kunden maximal 20 Minuten
dauerte. Immerhin gab es einen dicken Jeep als Entschädigung, ohne
dass sich an dem Versicherungsbeitrag etwas änderte.
Unsere Pläne für heute konnten wir
über Bord werfen und steuerten direkt Monteverde an. Die Eindrücke
hätten auf den ersten Kilometern toller nicht sein können, es
dauerte maximal 5 km und wir befanden uns gefühlt im Dschungel. Statt
Großstadt säumten kleine Dörfer unseren Weg am Straßenrand. Das
Thermometer zeigte knapp 30 Grad an und am ersten Kiosk wurden gleich
sämtliche Leckereien ausprobiert. Über kleine Berge und recht
einsamen Straßen fuhren wir dem Sonnenuntergang entgegen. Geil,
alles richtig gemacht mit dem Ziel. Einzig die letzten 30 Kilometer
nervten. Es war mittlerweile stockfinster und unser Navi führte uns
einen undankbaren Schotterweg entlang. An der Unterkunft war jedoch
schnell wieder alles vergessen. Eine echte Bretterbude beherbergte
uns, die beim kleinsten Regenguss wahrscheinlich in kürzester Zeit
unter Wasser stehen würde. Im vom Backpacker lebenden Dorf gönnten
wir uns noch einen Gockel sowie das erste einheimische Bier´chen…
die Bierpreise konnten übrigens nicht nur heute, sondern auf der
ganzen Fahrt gut mit denen aus muslimischen Ländern mithalten.
Fehlender Schlaf konnte nicht
kompensiert werden. Der Wind zischte unters Dach, ein Blick auf das
Handy verriet, sich nochmal umzudrehen lohnte nicht mehr und wir
standen pünktlich 7 Uhr am nahen Nationalpark. 15$ waren dort zu
berappen. Und nicht nur dort, zwar variierten die Preise etwas, aber
mit 15$ lässt sich pro Park rechnen. Ganz schön heftig, gerade weil
50% unserer Anlaufstellen eben solche Parks beinhalteten. Spätestens
am folgenden Tag hatten wir von den ausgerufenen Preisen genug und
suchten, teilweise mit Erfolg, nach alternativen Eintritten. Ja, das
war nicht korrekt! Wenn ich mir jedoch die Mengen an Besuchern
anschaute, denke ich, dass meine Taler wohl kaum ein wirtschaftliches
Desaster auslösten. Im dichten Nebelwald wurden wir in den folgenden
drei Stunden gleich zweimal von plötzlich auftauchenden
Wolken-/Nebelfeldern überrascht. Der Park hielt also was er
versprach. Angenehm zudem, dass er im Vergleich zu anderen Parks kaum
überlaufen war. Hier und da hörten wir es über unseren Köpfe
rascheln. Unsere Reaktionen waren jedoch zu langsam und so gab es
statt Affen nur ein Nasenbär zu sehen.
Die Anfahrt zum See Arenal und
gleichnamigen Vulkan führte uns vorerst im Kreis, irgendwo
verfranzten wir uns reichlich und von der Schotterpiste war nach
einiger Zeit kaum noch was zu erahnen. Nach einigen fiesen Passagen
fanden wir auf Asphalt zurück, durchfuhren die schöne Landschaft
und einen Wolkenbruch. Am Fuße des Vulkans kletterten und wanderten
wir über die Lavafelder, durch den angrenzenden Wald und machten ein
weiteren Tier-Haken: Tukan. Die Nacht verbrachten wir in Guapiles.
Die Fahrt dorthin verlief recht ereignislos. Einzig die unzähligen
Affenbrücken und deren Warnzeichen erfreuten uns bis zum Ziel. Die
Kleinstadt im Nordosten des Landes hatte wenig zu bieten. Für uns
waren jedoch auch nur der Busbahnhof und das nahelegende Stadion
wichtig. Gegessen wurde in einer der vielen Trucker-Restaurants.
Und wieder ging es früh los. So früh,
dass weder die Sonne noch die Trucker ihren Arbeitstag begannen und
die Straßenüberquerung diesmal kein Spießrutenlauf wurde. Der Plan
sah vor, mittels Öffis (Bus und Boot), der Touri-Abzocke
(überteuerte Parkplätze und teurer Bootsshuttle) vor dem
Tortuguero-Nationalpark zu umgehen. Klappte nur mäßig. Ich vergaß
einen Umstieg und so hingen wir rund 20km vorm Bootsableger entfernt
fest. Alternativen gab es leider keine, da 1.) die nächste Busse
erst mittags fahren, 2.) dann jedoch kein billiges Boot mehr ablegen
und 3.) die Anfahrt aufgrund des fortgeschrittenes Tages gar keinen
Sinn mehr machen würde. Taximafia?! Pura Vida – kein Interesse!
Beim vierten oder fünften Auto hatte es doch noch geklappt. Der Gute
tat alles, um unser anvisiertes Boot noch zu erreichen und rief gar
bei der Bude an. Topp Typ. Die Bananenfelder und wie Alcatraz
gesicherte Häuser, anstatt Ausdringen wurde mit viel Stahl das
Eindringen versucht zu verhindern, flogen nur so an uns vorbei.
Natürlich wich der Asphalt oder Schotter schon lange Sand und tiefen
Schlaglöchern. Alles egal, der Kapitän und unser Fahrer machten
ihre Sache gut und mit leichter Verspätung begann unsere einstündige
Anfahrt über Wasser für unschlagbare 3$. Alleine für die Fahrt
hätten sich schon die Strapazen gelohnt. Durch dichtes Gestrüpp
tuckerten wir dem Atlantik entgegen. Sahen einige Landwirte,
Bambushäuser, Fischer und natürlich wieder interessante Landschaft.
All diese Idylle war mit der Ankunft passé. Dutzende kleine und große Schiffe chauffierten die Leute durch die Gegend und das ehemalige Sklavendorf Tortuguero war voll und ganz auf Tourismus ausgelegt, dennoch ganz nett und cool hier.
Es gab keine Autos
sondern nur alte Fahrräder, die Häuser der 700 Bewohner waren
kunterbunt, von irgendwelchen Hochsicherheitstrakts, aka
Einfamilienhäusern, war keine Spur, stattdessen alles offen
(abgesehen der Hotels), die Kinder spielten zwischen den Leuten und
die Einheimischen faulenzten in der Sonne. So stellte ich mir das
Leben in der Karibik vor, bevor wir uns unter eine Palme legten und
den Blick in die Ferne schweifen ließen, besannen wir uns aber
wieder unseren Auftrag: Schildkröten! Millionen von ihnen starten
vom hiesigen Strand in ihr Leben. Wir sahen keine! Dafür aber
verschiedene Affen, Leguane die groß wie Menschen waren und
Papageien. Wir kämpften mit den Wellen, liefen am Strand und im
Dickicht, ich knackte eine Kokosnuß und genoss ein Bier in der
Sonne. Mit etwas Abstand (über ein Jahr) ein rundum gelungener Tag
und ein echtes Gefühl von Pura Vida. Die kurzen Nächte und
anstrengenden Tagen zogen langsam Tribut und sowohl auf dem Boot als
auch in beiden Bussen nickten wir ständig ein, verpassten dabei
wahrscheinlich schöne weitere Eindrücke vom Land.
Anstatt ins Bett
stand jedoch das runde Leder auf den Plan:
AD Santos de
Guápiles – CF Universidad de Costa Rica
25.01., Primera
División, Estadio Ebal Rodríguez Aguilar
Während mir die
grüne Landschaften und abwechslungsreiche Tierwelt nur zu gut im
Gedächtnis blieben und sich die Erinnerungen quasi von alleine
niederschreiben, sieht es bei den gesehenen Fußballspielen gänzlich
anders aus. Ich versuche trotzdem wenigstens einen kurzen Abriss zu
geben, wenn auch nicht viel auf den Rängen los war. Natürlich ist
die Aussage nicht auf alle Vereine, bzw. dessen Kurven, zutreffend.
Bei unseren Spielen schon! Wir hätten zwar einem Derby, samt zweier
Fanszenen, in San José beiwohnen können, passte jedoch gar nicht in
unseren engen Plan und es gab nur Magerkost.
Tickets gab es,
wie erwartet, ohne Probleme und wir nutzten die Zeit bis zum Anpfiff
um unsere Mägen zu stärken. Wie wir gestern schon feststellten,
handelte es sich bei der Stadt Guápiles nicht um die
kulinarische Hauptstadt des Landes. Statt wieder ins Truckerheim zu
laufen oder eine der lieblosen Ketten zu bereichern, nahmen wir den
Burgerladen direkt gegenüber der Tribüne. Die Auswahl zahlte sich
nach wenigen Augenblicken aus. Weniger wegen dem geschmackvollen
Burger, sondern wegen des kleinen Daches. Utopische Massen an Wasser
prasten von jetzt auf gleich vom Himmel. Erst kurz vor dem Anpfiff
nahmen wir unsere Füße in die Hand und suchten uns einen trockenen
Platz auf der Tribüne. Auf dieser fanden sich ungefähr 400
Zuschauer ein und war die größere von zwei Tribünen, die das
Spielfeld auf den beiden Längsseiten einschlossen. Wobei das so
nicht korrekt ist! Die kleinere, unüberdachte und heute verwiesene
Gegengerade reichte nur über 2/3 der Länge. Die beiden Betonmauern
hinter den Toren waren mit allerlei Werbung „verschönert“. War
jetzt keine riesige Attraktion aber allem voran auch kein 0815-Bau.
Laut Internet passen 4.500 Zuschauer rein. Die Beschallung könnte es
ohne Frage schon heute für Stadien mit der zehnfachen Größe
aufnehmen.
Für die drei anwesenden Gästefans war
das Spiel, ähnlich wie für ihre Mannschaft, mit dem 3-0 zur
Halbzeit gelaufen. Am Ende stand es 4-1 für die Hausherren und der
einköpfige Fanblock von Santos de Guápiles, in Form einer
temperamentvollen Oma, konnte zufrieden den Spieltag abhaken. Statt
finsteren Barra Brava verfolgten zudem meist Familien und jugendliche
Pärchen stillschweigend das flotte Spiel. Gespielt wurde übrigens
auf Kunstrasen. Diesem Umstand war es sicher zu verdanken, dass das
Spiel überhaupt angepfiffen wurde – der Rest im und um dem Stadion
stand nämlich unter Wasser.
Zum Cahuita Nationalpark waren rund 150 Kilometer zurück zulegen. Die, wie langsam gewohnt, meistens durch die Wälder oder Bananenplantagen Costa Ricas führten. Auf den Straßen war der Verkehr meistens entspannt, einzig vor größeren Ortschaften kam es immer wieder zu langen Schlangen. Die dicken Trucker waren auf den Straßen natürlich der Hingucker und oftmals sensationell beleuchtet oder reichlich geschmückt. In Puerto Limón reihten sich diese dann Kilometer weit vor dem hiesigen Hafen. Von nun an waren die Straßen ungewohnt leer und wir fuhren die Karibikküste lange Zeit alleine entlang. Am Ziel, nutzten wir den Tipp im Norden des Parks einzutreten, dort ist statt einem festen Eintrittsgeldes nämlich nur eine Spende entgegenzubringen. Kaum ein paar Dollar abgetreten, konnten wir unser nächstes Häk´chen setzen. Es war so weit, wir sahen ein Faultier! Dabei blieb es nicht und wir konnten in den nächsten Stunden immer wieder die laaaaangsamen Tiere beobachten. Klasse, die Viecher muss ein jeder einfach gerne haben. Noch lustiger als die Faultiere waren nur die Menschen, die sich um sie scharrten und ihre Kameras zum Glühen brachten – mich eingeschlossen. Weniger schön war der Angriff eines Waschbären. Es wurde überall vor gewarnt, es hingen überall Hinweise für die „dummen“ Touristen und ich dachte mir noch, wer um alles in der Welt wäre so blöd und ließe sich von den süßen kleinen Bären beklauen? Ich zum Beispiel!? Kaum hatte ich mein Brot fürstlich belegt, kam so ein Fellknäul auf mich zu und packte mein Essen. Nicht mit mir und es begann eine Art Tauziehen um das Baguette, bei dem ich mich nach einem bösen Fauchen des Gegners geschlagen geben musste. Der Park war recht überlaufen, dennoch hatten wir später einen ganzen Strand für uns alleine und konnten uns nur schwer von den Wellen lösen. Nach dem tierreichen Spaziergang am Strand, ging es nun langsam wieder in den Wald. Nicht weniger tierreich, jedoch gab es anstatt Faultiere und diebische Waschbären jetzt unzählige Affen und riesige Spinnen am Wegesrand. Nach wechselhaftem Wetter im grünen Dickicht, haute die Sonne, kaum den Park verlassen und auf der Straße stehend, nun so richtig rein. Zum Ausgangspunkt wollten wir trampen, gelang leider überhaupt nicht und wir folgten der Asphaltstraße.
In Puerto Viejo
de Talamanca, ganz in der Nähe der panamaischen Grenze, nächtigten
wir. Alles ziemlich Pura Vida hier und der Vermieter nahm bei den
notwendigen Formalitäten nicht einmal den Joint aus dem Mund. Wir
jagten fix noch zwei Kakerlaken im Zimmer und fuhren auf Fahrrädern
zum Strand. Den Abend verbrachten wir in der kleinen Stadt.
Hippie-Oase, Backpacker-Domizil, Aussteiger-Nest – irgendwie passte
alles. Gefühlt jede Bretterbude an der Hauptstraße oder am Meer
wollte etwas verkaufen. Bier, Drogen, Kunst und ganz viel Essen. Wir
machten es uns mit einigen Getränken am Wasser gemütlich und
starrten ins dunkle Meer, während in der Kneipe hinter uns die
Einheimischen und Rucksacktouristen um den nächsten Länderpunkt in
ihrer Rubrik buhlten.
Heute stand
einzig der zeitaufwendige Wechsel auf die Pazifikseite an. Für die
100 km Luftlinie benötigten wir geschlagene acht Stunden, wohl
gemerkt ohne größere Pausen, und legten 350 km zurück. Dabei
wählten wir den Weg über den höchsten Pass der Interamericana
(die Straße führt von Alaska bis nach Feuerland/Südspitze
Südamerikas). Auf über 3.400m brachte uns die Straße und ließ
immer wieder einen genialen Ausblick auf die Talamanca-Gebirgskette
und den Wolken zu, die zwischen den Bergen hängen blieben. Zwei
größere Städte durchfuhren wir ebenfalls und konnten uns erstmals
ein oberflächliches Bild vom Leben abseits der Dörfer und
Touristenüberlaufenden Gegenden machen. Na ja, UNESCO-Kulturerbe
werden die Städte sicher nicht mehr werden und die teils
verbarrikadierten Wohnhäuser wirkten eher abschreckend als
einladend. Aber ich lehne mich mal soweit aus dem Fenster und sage,
dass das so gewollt ist. Deutlich netter wirkte das Leben auf der
Straße. Die Bürgersteige waren voll, die Läden boten viel frisches
Obst an, die Kids spielten in der Sonne und niemand schien mit großer
Hektik unterwegs zu sein. Nach dem wir das Gebirge, die zwei Städte
und die laut kämpfenden Trucks hinter uns gelassen hatten, begrüßten
wir den Pazifik.
Zum Sonnenuntergang erreichten wir
wenige Kilometer südlich den Strand von Uvita, der zum Marino
Ballena Nationalpark gehörte und haufenweise Urlauber und
Einheimische beherbergte. Unsere Unterkunft war heute ein
zweistöckiges Bambus-Hostel mitten im Wald. Geiles Ding! Dachten
sich auch einige Backpacker. Ich sage ja immer, jeder soll Urlaub
machen, wie er es für richtig hält - egal ob auf Balkonien,
All-Inklusive in der Türkei, Krieg spielend in Mali, per Rucksack in
10 Tagen um die Welt oder sonst wo und wie – aber diese
Pseudo-Hippies mit ihrem oberflächlichem grünen Daumen und einer
Kontaktfreudigkeit, schlimmer als die Girls auf der Reeperbahn,
kannste echt nur mit leeren Bierdosen beschmeißen. Leider waren
unsere voll und so legte sich mein Kumpel gleich aufs Ohr, während
ich mich um die Wurfgeschosse kümmerte.
Die Lösung im Geld sparen lag heute im
frühen Aufstehen. Noch bevor die Eingänge bewacht waren, stürzten
wir uns in feinster DDR-Bademode unter den kleinen Wasserfall und
feierten unseren dritten Sieg gegen das System. Eine Stunde später
mussten wir hingegen sehr tief in die Tasche greifen. Für 60$
machten wir uns auf Wal-Safari! Konnte dafür weitere Häk´cen
machen. Diesmal hinter Flipper und dem Buckelwal. Ebenfalls
interessant: 1) Das Schauspiel zwischen meinem Kumpel und seinen
neuen Freunden, einer Familie aus Nicaragua, die gemeinsam das Meer
bis zum Horizont scannten und die restliche Besatzung auf den
laufenden hielten, 2) die Aussicht auf das Festland, hätte wohl auch
den größten Naturmuffel umgehauen und 3) ein Dutzend Kinder, die
sich um das Warnschild vor Krokodilen maximal gar nicht scherten und
fröhlich im Wasser plantschten. Beste Unterhaltung also bei über 35
Grad, Sonne pur, frischem Obst und gelegentlichen Wasserspritzern.
Damit war es jedoch irgendwann zu Ende und statt wie hundert andere
die Sonne am Strand zu genießen, schleppten wir uns zu den Nauyaca
Wasserfällen. Die Belohnung folgte nach einer wirklich
kräftezehrenden Wanderung in Form von einem Wasserfall, der seinen
Namen verdiente. Nach einem weiterem leckeren Reismahl ging es in die
Koje.
Clever wie wir sind, suchten wir uns
eine Unterkunft in der Nähe des Nationalpark Manuel Antonio, um
somit am nächsten Morgen gleich die Ersten zu sein. Während die
Straße von bunter Reklame und Hotels nur so nach Konsum schrie,
wirkten die Häuser samt Wellblechdach in der eigentlichen Stadt
(Quepos) ziemlich ärmlich.
Am nächsten Morgen waren wir natürlich
nicht die Ersten, nicht einmal unter den ersten 50 und reihten uns
somit in der Schlange ein. Einheimische passieren den Eingang für
drei, Touristen für 16$ und haben vollkommen verschiedene Ambitionen
im Park. Die Einheimischen, die ab 9/10 Uhr die Mehrheit bildeten,
nahmen mit Kühltaschen und Sonnenschirmen ausgestattet den kürzesten
Weg zu einen der schönen Strandabschnitte. Die Touristen teilten
sich hingegen auf, ein Teil gönnte sich einen Guide und ließ sich
jegliche Insekten zeigen und erklären. Der andere Teil lief auf
eigener Faust die angelegten Wege lang, schaute den Gruppen mit
Führer immer wieder über die Schultern und versuchte etwas im
Gestrüpp zu erkennen. Die vielen, noch leeren und idyllischen
Buchten hätten auch an jeder Bushaltestelle für eine Reise ins
Paradies werben können. Zum letzten Mal auf der Reise sahen und
hörten wir vor allem die Brüllaffen und ihre Artgenossen in den
Baumkronen. Unterm Strich landete der Park jedoch nur auf einen der
hinteren Plätze, er war einfach zu überlaufen, die Wege und
Begrenzungen zu unnatürlich. Wobei letzteres noch Sinn machte, um
die Pflanzen vor dem Ansturm zu schützen. Um 10 Uhr hatten wir genug
und kämpften uns zum Eingang/Ausgang durch.
Nach einem letzten Abstecher ins Meer
machten wir uns auf den Weg in Richtung Hauptstadt. In Jacó
legten wir einen Stopp ein, die Stadt gilt als Tor zu den
Nationalparks, der Strand ist einer der beliebtesten bei Surfern und
war demzufolge komplett auf Besucher ausgelegt. Casinos, große
Hotels, Discotheken reihten sich an der Hauptstraße und zeigten uns
ein bisher unbekanntes Gesicht von Costa Rica. Ein Highlight wartete
jedoch dort noch auf uns. Einige Kilometer weiter stauten sich die
Autos vor und gar auf einer Brücke. Der Grund dafür sind dutzende
Krokodile, die sich unter dieser pudelwohl fühlten. Zwei Stunden und
reichlich Gebirge später hatten wir unser zweites Spiel auf über
1.000-Meter-Höhe erreicht:
Municipal Grecia – CS Cartaginés
28.01., Primera
División, Estadio Allen Riggioni Suárez
Nach einem seichten Start in den
costa-ricanischen Fußball in Guápiles, gab es heute Pyro, singende
Gäste und ein Kampf mit der Polizei bei über 30°C und Sonne. Aber
der Reihe nach…
Durch Zufall landeten wir auf der
Tribüne hinterm Tor, die zum Glück über ein Dach verfügte und wir
somit nicht über 90 Minuten in der Sonne brutzelten. Die kleine
Tribüne war, neben der Aussicht, das Highlight des kleinen 4.000er
Stadions. Einzig die Gerade war ebenfalls bebaut und genauso in
blau-grün-gelb gehalten. Reicht für die meisten Spiele von
Municipal Grecia vermutlich aus und war allemal besser als ein
überdimensionales Stadion, in dem sich die paar Zuschauer verlieren
würden. Verpflegung gab es diesmal. Zur Abkühlung wurde unter
anderem in einer Tüte abgefüllte Cola mit Strohhalm angeboten.
Aus Cartago hatte sich ein 15-köpfiger
eingefunden, einen Gegenpart auf den Rängen hatten sie nicht und
konnten somit ihre gesangliche Unterstützung ungestört von der
Gegengerade aufnehmen. Zumindest die erste Halbzeit gelang es den
Mädels und Jungs relativ konstant, wenn auch maximal halbherzig. Im
zweiten Durchgang fielen sie, bis auf etwas Pyro, gar nicht mehr auf
und mussten sich nun verbal mit den Ordnern auseinandersetzen.
Auseinandersetzungen zwischen einem
Trunkenbold und fünf Cops zogen sich hingegen kurz nach dem Anpfiff
durch das ganze (bzw. halbe) Stadion. Auf der Flucht vor der Schmier
kletterte er über die Zäune und kürzte über das Spielfeld ab,
musste sich dann aber auf der Tribüne doch der Überzahl geschlagen
geben und wurde aus dem Stadion getragen. Irgendwoher tauchte noch
seine Frau samt Kinderwagen auf und pöbelte die Cops mit voller Wut
an. Am Ende etwas viel Elan und die Gute kippte aus den Latschen.
Es gab also durchaus etwas Abwechslung,
die war bei dem Spiel (0-0) auch bitter nötig…
Mit Einbruch der Dunkelheit erreichten
wir unser 2 x 2 m großes Zimmer an der Uni von San José und bekamen
sogleich mitgeteilt, dass der Poas Vulkan, aufgrund von Aktivität,
nicht zugänglich sei. Neben Wasserfällen und Wäldern (über 70%
des Landes) gab es in Costa Rica auch mehrere Vulkane zu erkunden,
somit planten wir einfach für eine andere Himmelsrichtung am letzten
vollen Tag. Per Pedes liefen wir noch in die Innenstadt, viel
Interessantes sprang jedoch nicht mehr heraus.
Statt Poas hieß es also Irazú, mit
3.432 m der höchste Vulkan des Landes. Die kleine und vor allem
steile Straße verlangte unserem Gefährt nochmal einiges ab, nur um
am Ende in einer dicken Wolkendecke zu stehen. Die Ranger rieten uns
von einem Besuch ab, ein Aufklaren hielten sie für sehr
unwahrscheinlich. Eines Highlights beraubt, wählten wir die
Alternativroute bergab und erlebten dabei wenigstens noch ein etwas
Natur. Wieder in der Hauptstadt liefen wir ins Zentrum und
verbrachten dort den restlichen Tag. Bekannte oder schöne
Sehenswürdigkeiten gab es wenige zu sehen. Dafür schlugen wir uns
an den verschiedenen Ecken reichlich den Bauch voll und shoppten für
die Daheimgebliebenen Schokolade und Kaffee. Ähnliche Gelüste
hatten die Einwohner der Hauptstadt ebenfalls, die Einkaufsstraßen
waren gut gefüllt.
Ohne Verspätungen und längere
Aufenthalte ging es am nächsten Tag zurück.
Von der oft beschrieenen Kriminalität
bekamen wir auch am letzten Tag unserer Reise nichts mit. Klar, sahen
die Vororte nicht besonders einladend aus und dort könnte es sicher
auch ungemütlich werden, damit muss der geneigte Besucher halt
rechnen. Mit Umsicht, Respekt und gesunden Menschenverstand sollte
jeder selbst entscheiden, wie weit er wohin gehen mag. Wir hatten
weder in den Wellblechvierteln noch in irgendwelchen Parks Probleme.
Ähnlich sah es auf dem Land oder am Meer aus. Dass ein Teil der
Bevölkerung gewisse kriminelle Energie besitzt, die weit über die
„einfache“ Beschaffungskriminalität geht, lässt sich jedoch
nicht verleugnen, nicht umsonst sind viele Eigenheime so gut
geschützt.