Sonntag, 10. März 2019

Natur und zäher Fußball in Costa Rica


Spiele: AD Santos de Guápiles – Universidad de Costa Rica, Municipal Grecia – CS Cartaginés

Irgendwohin, nur wo war lange die Frage. Nordafrika? Balkan? Südostasien!? Ach ne, das lohnt nicht! Möglichst schöne Landschaften, einfache Fortbewegung, warmes Wetter und wenigstens ein Spiel sollte raus springen. Relativ fix hatte ich Costa Rica in den Chat geworfen und ähnlich schnell erfolgte die Zustimmung. Flüge gab es nicht zum Schleuderpreis alla Rainer, aber gerade angesichts der fortgeschrittenen Zeit sprengten sie nicht den Rahmen. Der Rest erledigte sich ebenfalls problemlos. Visa wird nicht benötigt, Mietauto gibt es via Internet und Unterkünfte sollten vor Ort keinerlei Probleme darstellen. Einzige Hürde war der benötige Wisch für den Umstieg in Canada. Aber der flatterte schnell ins Postfach und wir konnten uns der Route widmen.
Direkt vom 30. Geburtstag, zwei Personen aus meinem engsten Kreis, ging es zum Flughafen. Vorm Check-In holte ich etwas Schlaf nach und erzürnte damit wohl die gehobene Gesellschaft, die mit Lufthansa in Richtung Frankfurt pendelte. Der Flug wurde komplett verpennt. Anders gestaltete sich der Weiterflug nach Montreal. Das Bordkino bekam seine verdiente Aufmerksamkeit und auch das Bier schmeckte wieder.
In Montreal hatten wir über 12h Aufenthalt und nutzten diese natürlich für eine kleine Stippvisite in der Stadt. So zumindest meine Annahme, jedoch hatte mein Begleiter ein Rahmenprogramm für drei volle Tage zusammengestellt und mit einem Tagesticket ausgestattet erkundeten wir bei -9 Grad im Schnelldurchlauf die Stadt. Unterm Strich netter als erwartet und gerade der Mont-Royal-Park und die Straßenzüge am Fuße des gleichnamigen Berges waren ganz cool. Nett waren sie auch alle und allem voran die Busfahrer halfen uns immer wieder weiter. Um 23 Uhr war jedoch Sense, wir tuckerten mit dem Bus zum Flughafen, hauten uns in eine Ecke und schliefen bald weg. Der Weiterflug mit all seinen Prozeduren wurde im Halbschlaf abgehandelt und wir befanden uns bald wieder in der Luft. Diesmal ohne Filme und Bier – die Zeit verging definitiv nicht wie im Fluge.
Pura Vida hieß es nach fixer Einreise bei der Autovermietung. Geschlagene 2,5h dauerte es, bis wir uns mit unserem Gefährt vom Parkplatz rollten. Sie schienen uns einfach immer wieder vergessen zu haben. Konnten wir am Ende nicht ändern, nach dem vierten Mal nachfragen kamen wir uns trotzdem verarscht vor, auch weil die Bearbeitung der weiteren Kunden maximal 20 Minuten dauerte. Immerhin gab es einen dicken Jeep als Entschädigung, ohne dass sich an dem Versicherungsbeitrag etwas änderte.
Unsere Pläne für heute konnten wir über Bord werfen und steuerten direkt Monteverde an. Die Eindrücke hätten auf den ersten Kilometern toller nicht sein können, es dauerte maximal 5 km und wir befanden uns gefühlt im Dschungel. Statt Großstadt säumten kleine Dörfer unseren Weg am Straßenrand. Das Thermometer zeigte knapp 30 Grad an und am ersten Kiosk wurden gleich sämtliche Leckereien ausprobiert. Über kleine Berge und recht einsamen Straßen fuhren wir dem Sonnenuntergang entgegen. Geil, alles richtig gemacht mit dem Ziel. Einzig die letzten 30 Kilometer nervten. Es war mittlerweile stockfinster und unser Navi führte uns einen undankbaren Schotterweg entlang. An der Unterkunft war jedoch schnell wieder alles vergessen. Eine echte Bretterbude beherbergte uns, die beim kleinsten Regenguss wahrscheinlich in kürzester Zeit unter Wasser stehen würde. Im vom Backpacker lebenden Dorf gönnten wir uns noch einen Gockel sowie das erste einheimische Bier´chen… die Bierpreise konnten übrigens nicht nur heute, sondern auf der ganzen Fahrt gut mit denen aus muslimischen Ländern mithalten.

Fehlender Schlaf konnte nicht kompensiert werden. Der Wind zischte unters Dach, ein Blick auf das Handy verriet, sich nochmal umzudrehen lohnte nicht mehr und wir standen pünktlich 7 Uhr am nahen Nationalpark. 15$ waren dort zu berappen. Und nicht nur dort, zwar variierten die Preise etwas, aber mit 15$ lässt sich pro Park rechnen. Ganz schön heftig, gerade weil 50% unserer Anlaufstellen eben solche Parks beinhalteten. Spätestens am folgenden Tag hatten wir von den ausgerufenen Preisen genug und suchten, teilweise mit Erfolg, nach alternativen Eintritten. Ja, das war nicht korrekt! Wenn ich mir jedoch die Mengen an Besuchern anschaute, denke ich, dass meine Taler wohl kaum ein wirtschaftliches Desaster auslösten. Im dichten Nebelwald wurden wir in den folgenden drei Stunden gleich zweimal von plötzlich auftauchenden Wolken-/Nebelfeldern überrascht. Der Park hielt also was er versprach. Angenehm zudem, dass er im Vergleich zu anderen Parks kaum überlaufen war. Hier und da hörten wir es über unseren Köpfe rascheln. Unsere Reaktionen waren jedoch zu langsam und so gab es statt Affen nur ein Nasenbär zu sehen.
Die Anfahrt zum See Arenal und gleichnamigen Vulkan führte uns vorerst im Kreis, irgendwo verfranzten wir uns reichlich und von der Schotterpiste war nach einiger Zeit kaum noch was zu erahnen. Nach einigen fiesen Passagen fanden wir auf Asphalt zurück, durchfuhren die schöne Landschaft und einen Wolkenbruch. Am Fuße des Vulkans kletterten und wanderten wir über die Lavafelder, durch den angrenzenden Wald und machten ein weiteren Tier-Haken: Tukan. Die Nacht verbrachten wir in Guapiles. Die Fahrt dorthin verlief recht ereignislos. Einzig die unzähligen Affenbrücken und deren Warnzeichen erfreuten uns bis zum Ziel. Die Kleinstadt im Nordosten des Landes hatte wenig zu bieten. Für uns waren jedoch auch nur der Busbahnhof und das nahelegende Stadion wichtig. Gegessen wurde in einer der vielen Trucker-Restaurants.

Und wieder ging es früh los. So früh, dass weder die Sonne noch die Trucker ihren Arbeitstag begannen und die Straßenüberquerung diesmal kein Spießrutenlauf wurde. Der Plan sah vor, mittels Öffis (Bus und Boot), der Touri-Abzocke (überteuerte Parkplätze und teurer Bootsshuttle) vor dem Tortuguero-Nationalpark zu umgehen. Klappte nur mäßig. Ich vergaß einen Umstieg und so hingen wir rund 20km vorm Bootsableger entfernt fest. Alternativen gab es leider keine, da 1.) die nächste Busse erst mittags fahren, 2.) dann jedoch kein billiges Boot mehr ablegen und 3.) die Anfahrt aufgrund des fortgeschrittenes Tages gar keinen Sinn mehr machen würde. Taximafia?! Pura Vida – kein Interesse! Beim vierten oder fünften Auto hatte es doch noch geklappt. Der Gute tat alles, um unser anvisiertes Boot noch zu erreichen und rief gar bei der Bude an. Topp Typ. Die Bananenfelder und wie Alcatraz gesicherte Häuser, anstatt Ausdringen wurde mit viel Stahl das Eindringen versucht zu verhindern, flogen nur so an uns vorbei. Natürlich wich der Asphalt oder Schotter schon lange Sand und tiefen Schlaglöchern. Alles egal, der Kapitän und unser Fahrer machten ihre Sache gut und mit leichter Verspätung begann unsere einstündige Anfahrt über Wasser für unschlagbare 3$. Alleine für die Fahrt hätten sich schon die Strapazen gelohnt. Durch dichtes Gestrüpp tuckerten wir dem Atlantik entgegen. Sahen einige Landwirte, Bambushäuser, Fischer und natürlich wieder interessante Landschaft. All diese Idylle war mit der Ankunft passé. Dutzende kleine und große Schiffe chauffierten die Leute durch die Gegend und das ehemalige Sklavendorf Tortuguero war voll und ganz auf Tourismus ausgelegt, dennoch ganz nett und cool hier. 
Es gab keine Autos sondern nur alte Fahrräder, die Häuser der 700 Bewohner waren kunterbunt, von irgendwelchen Hochsicherheitstrakts, aka Einfamilienhäusern, war keine Spur, stattdessen alles offen (abgesehen der Hotels), die Kinder spielten zwischen den Leuten und die Einheimischen faulenzten in der Sonne. So stellte ich mir das Leben in der Karibik vor, bevor wir uns unter eine Palme legten und den Blick in die Ferne schweifen ließen, besannen wir uns aber wieder unseren Auftrag: Schildkröten! Millionen von ihnen starten vom hiesigen Strand in ihr Leben. Wir sahen keine! Dafür aber verschiedene Affen, Leguane die groß wie Menschen waren und Papageien. Wir kämpften mit den Wellen, liefen am Strand und im Dickicht, ich knackte eine Kokosnuß und genoss ein Bier in der Sonne. Mit etwas Abstand (über ein Jahr) ein rundum gelungener Tag und ein echtes Gefühl von Pura Vida. Die kurzen Nächte und anstrengenden Tagen zogen langsam Tribut und sowohl auf dem Boot als auch in beiden Bussen nickten wir ständig ein, verpassten dabei wahrscheinlich schöne weitere Eindrücke vom Land. 
Anstatt ins Bett stand jedoch das runde Leder auf den Plan:

AD Santos de Guápiles – CF Universidad de Costa Rica
25.01., Primera División, Estadio Ebal Rodríguez Aguilar

Während mir die grüne Landschaften und abwechslungsreiche Tierwelt nur zu gut im Gedächtnis blieben und sich die Erinnerungen quasi von alleine niederschreiben, sieht es bei den gesehenen Fußballspielen gänzlich anders aus. Ich versuche trotzdem wenigstens einen kurzen Abriss zu geben, wenn auch nicht viel auf den Rängen los war. Natürlich ist die Aussage nicht auf alle Vereine, bzw. dessen Kurven, zutreffend. Bei unseren Spielen schon! Wir hätten zwar einem Derby, samt zweier Fanszenen, in San José beiwohnen können, passte jedoch gar nicht in unseren engen Plan und es gab nur Magerkost.
Tickets gab es, wie erwartet, ohne Probleme und wir nutzten die Zeit bis zum Anpfiff um unsere Mägen zu stärken. Wie wir gestern schon feststellten, handelte es sich bei der Stadt Guápiles nicht um die kulinarische Hauptstadt des Landes. Statt wieder ins Truckerheim zu laufen oder eine der lieblosen Ketten zu bereichern, nahmen wir den Burgerladen direkt gegenüber der Tribüne. Die Auswahl zahlte sich nach wenigen Augenblicken aus. Weniger wegen dem geschmackvollen Burger, sondern wegen des kleinen Daches. Utopische Massen an Wasser prasten von jetzt auf gleich vom Himmel. Erst kurz vor dem Anpfiff nahmen wir unsere Füße in die Hand und suchten uns einen trockenen Platz auf der Tribüne. Auf dieser fanden sich ungefähr 400 Zuschauer ein und war die größere von zwei Tribünen, die das Spielfeld auf den beiden Längsseiten einschlossen. Wobei das so nicht korrekt ist! Die kleinere, unüberdachte und heute verwiesene Gegengerade reichte nur über 2/3 der Länge. Die beiden Betonmauern hinter den Toren waren mit allerlei Werbung „verschönert“. War jetzt keine riesige Attraktion aber allem voran auch kein 0815-Bau. Laut Internet passen 4.500 Zuschauer rein. Die Beschallung könnte es ohne Frage schon heute für Stadien mit der zehnfachen Größe aufnehmen.
Für die drei anwesenden Gästefans war das Spiel, ähnlich wie für ihre Mannschaft, mit dem 3-0 zur Halbzeit gelaufen. Am Ende stand es 4-1 für die Hausherren und der einköpfige Fanblock von Santos de Guápiles, in Form einer temperamentvollen Oma, konnte zufrieden den Spieltag abhaken. Statt finsteren Barra Brava verfolgten zudem meist Familien und jugendliche Pärchen stillschweigend das flotte Spiel. Gespielt wurde übrigens auf Kunstrasen. Diesem Umstand war es sicher zu verdanken, dass das Spiel überhaupt angepfiffen wurde – der Rest im und um dem Stadion stand nämlich unter Wasser.





Zum Cahuita Nationalpark waren rund 150 Kilometer zurück zulegen. Die, wie langsam gewohnt, meistens durch die Wälder oder Bananenplantagen Costa Ricas führten. Auf den Straßen war der Verkehr meistens entspannt, einzig vor größeren Ortschaften kam es immer wieder zu langen Schlangen. Die dicken Trucker waren auf den Straßen natürlich der Hingucker und oftmals sensationell beleuchtet oder reichlich geschmückt. In Puerto Limón reihten sich diese dann Kilometer weit vor dem hiesigen Hafen. Von nun an waren die Straßen ungewohnt leer und wir fuhren die Karibikküste lange Zeit alleine entlang. Am Ziel, nutzten wir den Tipp im Norden des Parks einzutreten, dort ist statt einem festen Eintrittsgeldes nämlich nur eine Spende entgegenzubringen. Kaum ein paar Dollar abgetreten, konnten wir unser nächstes Häk´chen setzen. Es war so weit, wir sahen ein Faultier! Dabei blieb es nicht und wir konnten in den nächsten Stunden immer wieder die laaaaangsamen Tiere beobachten. Klasse, die Viecher muss ein jeder einfach gerne haben. Noch lustiger als die Faultiere waren nur die Menschen, die sich um sie scharrten und ihre Kameras zum Glühen brachten – mich eingeschlossen. Weniger schön war der Angriff eines Waschbären. Es wurde überall vor gewarnt, es hingen überall Hinweise für die „dummen“ Touristen und ich dachte mir noch, wer um alles in der Welt wäre so blöd und ließe sich von den süßen kleinen Bären beklauen? Ich zum Beispiel!? Kaum hatte ich mein Brot fürstlich belegt, kam so ein Fellknäul auf mich zu und packte mein Essen. Nicht mit mir und es begann eine Art Tauziehen um das Baguette, bei dem ich mich nach einem bösen Fauchen des Gegners geschlagen geben musste. Der Park war recht überlaufen, dennoch hatten wir später einen ganzen Strand für uns alleine und konnten uns nur schwer von den Wellen lösen. Nach dem tierreichen Spaziergang am Strand, ging es nun langsam wieder in den Wald. Nicht weniger tierreich, jedoch gab es anstatt Faultiere und diebische Waschbären jetzt unzählige Affen und riesige Spinnen am Wegesrand. Nach wechselhaftem Wetter im grünen Dickicht, haute die Sonne, kaum den Park verlassen und auf der Straße stehend, nun so richtig rein. Zum Ausgangspunkt wollten wir trampen, gelang leider überhaupt nicht und wir folgten der Asphaltstraße.
In Puerto Viejo de Talamanca, ganz in der Nähe der panamaischen Grenze, nächtigten wir. Alles ziemlich Pura Vida hier und der Vermieter nahm bei den notwendigen Formalitäten nicht einmal den Joint aus dem Mund. Wir jagten fix noch zwei Kakerlaken im Zimmer und fuhren auf Fahrrädern zum Strand. Den Abend verbrachten wir in der kleinen Stadt. Hippie-Oase, Backpacker-Domizil, Aussteiger-Nest – irgendwie passte alles. Gefühlt jede Bretterbude an der Hauptstraße oder am Meer wollte etwas verkaufen. Bier, Drogen, Kunst und ganz viel Essen. Wir machten es uns mit einigen Getränken am Wasser gemütlich und starrten ins dunkle Meer, während in der Kneipe hinter uns die Einheimischen und Rucksacktouristen um den nächsten Länderpunkt in ihrer Rubrik buhlten.



Heute stand einzig der zeitaufwendige Wechsel auf die Pazifikseite an. Für die 100 km Luftlinie benötigten wir geschlagene acht Stunden, wohl gemerkt ohne größere Pausen, und legten 350 km zurück. Dabei wählten wir den Weg über den höchsten Pass der Interamericana (die Straße führt von Alaska bis nach Feuerland/Südspitze Südamerikas). Auf über 3.400m brachte uns die Straße und ließ immer wieder einen genialen Ausblick auf die Talamanca-Gebirgskette und den Wolken zu, die zwischen den Bergen hängen blieben. Zwei größere Städte durchfuhren wir ebenfalls und konnten uns erstmals ein oberflächliches Bild vom Leben abseits der Dörfer und Touristenüberlaufenden Gegenden machen. Na ja, UNESCO-Kulturerbe werden die Städte sicher nicht mehr werden und die teils verbarrikadierten Wohnhäuser wirkten eher abschreckend als einladend. Aber ich lehne mich mal soweit aus dem Fenster und sage, dass das so gewollt ist. Deutlich netter wirkte das Leben auf der Straße. Die Bürgersteige waren voll, die Läden boten viel frisches Obst an, die Kids spielten in der Sonne und niemand schien mit großer Hektik unterwegs zu sein. Nach dem wir das Gebirge, die zwei Städte und die laut kämpfenden Trucks hinter uns gelassen hatten, begrüßten wir den Pazifik.
Zum Sonnenuntergang erreichten wir wenige Kilometer südlich den Strand von Uvita, der zum Marino Ballena Nationalpark gehörte und haufenweise Urlauber und Einheimische beherbergte. Unsere Unterkunft war heute ein zweistöckiges Bambus-Hostel mitten im Wald. Geiles Ding! Dachten sich auch einige Backpacker. Ich sage ja immer, jeder soll Urlaub machen, wie er es für richtig hält - egal ob auf Balkonien, All-Inklusive in der Türkei, Krieg spielend in Mali, per Rucksack in 10 Tagen um die Welt oder sonst wo und wie – aber diese Pseudo-Hippies mit ihrem oberflächlichem grünen Daumen und einer Kontaktfreudigkeit, schlimmer als die Girls auf der Reeperbahn, kannste echt nur mit leeren Bierdosen beschmeißen. Leider waren unsere voll und so legte sich mein Kumpel gleich aufs Ohr, während ich mich um die Wurfgeschosse kümmerte.

Die Lösung im Geld sparen lag heute im frühen Aufstehen. Noch bevor die Eingänge bewacht waren, stürzten wir uns in feinster DDR-Bademode unter den kleinen Wasserfall und feierten unseren dritten Sieg gegen das System. Eine Stunde später mussten wir hingegen sehr tief in die Tasche greifen. Für 60$ machten wir uns auf Wal-Safari! Konnte dafür weitere Häk´cen machen. Diesmal hinter Flipper und dem Buckelwal. Ebenfalls interessant: 1) Das Schauspiel zwischen meinem Kumpel und seinen neuen Freunden, einer Familie aus Nicaragua, die gemeinsam das Meer bis zum Horizont scannten und die restliche Besatzung auf den laufenden hielten, 2) die Aussicht auf das Festland, hätte wohl auch den größten Naturmuffel umgehauen und 3) ein Dutzend Kinder, die sich um das Warnschild vor Krokodilen maximal gar nicht scherten und fröhlich im Wasser plantschten. Beste Unterhaltung also bei über 35 Grad, Sonne pur, frischem Obst und gelegentlichen Wasserspritzern. Damit war es jedoch irgendwann zu Ende und statt wie hundert andere die Sonne am Strand zu genießen, schleppten wir uns zu den Nauyaca Wasserfällen. Die Belohnung folgte nach einer wirklich kräftezehrenden Wanderung in Form von einem Wasserfall, der seinen Namen verdiente. Nach einem weiterem leckeren Reismahl ging es in die Koje.
Clever wie wir sind, suchten wir uns eine Unterkunft in der Nähe des Nationalpark Manuel Antonio, um somit am nächsten Morgen gleich die Ersten zu sein. Während die Straße von bunter Reklame und Hotels nur so nach Konsum schrie, wirkten die Häuser samt Wellblechdach in der eigentlichen Stadt (Quepos) ziemlich ärmlich.

Am nächsten Morgen waren wir natürlich nicht die Ersten, nicht einmal unter den ersten 50 und reihten uns somit in der Schlange ein. Einheimische passieren den Eingang für drei, Touristen für 16$ und haben vollkommen verschiedene Ambitionen im Park. Die Einheimischen, die ab 9/10 Uhr die Mehrheit bildeten, nahmen mit Kühltaschen und Sonnenschirmen ausgestattet den kürzesten Weg zu einen der schönen Strandabschnitte. Die Touristen teilten sich hingegen auf, ein Teil gönnte sich einen Guide und ließ sich jegliche Insekten zeigen und erklären. Der andere Teil lief auf eigener Faust die angelegten Wege lang, schaute den Gruppen mit Führer immer wieder über die Schultern und versuchte etwas im Gestrüpp zu erkennen. Die vielen, noch leeren und idyllischen Buchten hätten auch an jeder Bushaltestelle für eine Reise ins Paradies werben können. Zum letzten Mal auf der Reise sahen und hörten wir vor allem die Brüllaffen und ihre Artgenossen in den Baumkronen. Unterm Strich landete der Park jedoch nur auf einen der hinteren Plätze, er war einfach zu überlaufen, die Wege und Begrenzungen zu unnatürlich. Wobei letzteres noch Sinn machte, um die Pflanzen vor dem Ansturm zu schützen. Um 10 Uhr hatten wir genug und kämpften uns zum Eingang/Ausgang durch.
Nach einem letzten Abstecher ins Meer machten wir uns auf den Weg in Richtung Hauptstadt. In Jacó legten wir einen Stopp ein, die Stadt gilt als Tor zu den Nationalparks, der Strand ist einer der beliebtesten bei Surfern und war demzufolge komplett auf Besucher ausgelegt. Casinos, große Hotels, Discotheken reihten sich an der Hauptstraße und zeigten uns ein bisher unbekanntes Gesicht von Costa Rica. Ein Highlight wartete jedoch dort noch auf uns. Einige Kilometer weiter stauten sich die Autos vor und gar auf einer Brücke. Der Grund dafür sind dutzende Krokodile, die sich unter dieser pudelwohl fühlten. Zwei Stunden und reichlich Gebirge später hatten wir unser zweites Spiel auf über 1.000-Meter-Höhe erreicht:

Municipal Grecia – CS Cartaginés
28.01., Primera División, Estadio Allen Riggioni Suárez

Nach einem seichten Start in den costa-ricanischen Fußball in Guápiles, gab es heute Pyro, singende Gäste und ein Kampf mit der Polizei bei über 30°C und Sonne. Aber der Reihe nach…
Durch Zufall landeten wir auf der Tribüne hinterm Tor, die zum Glück über ein Dach verfügte und wir somit nicht über 90 Minuten in der Sonne brutzelten. Die kleine Tribüne war, neben der Aussicht, das Highlight des kleinen 4.000er Stadions. Einzig die Gerade war ebenfalls bebaut und genauso in blau-grün-gelb gehalten. Reicht für die meisten Spiele von Municipal Grecia vermutlich aus und war allemal besser als ein überdimensionales Stadion, in dem sich die paar Zuschauer verlieren würden. Verpflegung gab es diesmal. Zur Abkühlung wurde unter anderem in einer Tüte abgefüllte Cola mit Strohhalm angeboten.
Aus Cartago hatte sich ein 15-köpfiger eingefunden, einen Gegenpart auf den Rängen hatten sie nicht und konnten somit ihre gesangliche Unterstützung ungestört von der Gegengerade aufnehmen. Zumindest die erste Halbzeit gelang es den Mädels und Jungs relativ konstant, wenn auch maximal halbherzig. Im zweiten Durchgang fielen sie, bis auf etwas Pyro, gar nicht mehr auf und mussten sich nun verbal mit den Ordnern auseinandersetzen.
Auseinandersetzungen zwischen einem Trunkenbold und fünf Cops zogen sich hingegen kurz nach dem Anpfiff durch das ganze (bzw. halbe) Stadion. Auf der Flucht vor der Schmier kletterte er über die Zäune und kürzte über das Spielfeld ab, musste sich dann aber auf der Tribüne doch der Überzahl geschlagen geben und wurde aus dem Stadion getragen. Irgendwoher tauchte noch seine Frau samt Kinderwagen auf und pöbelte die Cops mit voller Wut an. Am Ende etwas viel Elan und die Gute kippte aus den Latschen.
Es gab also durchaus etwas Abwechslung, die war bei dem Spiel (0-0) auch bitter nötig…






Mit Einbruch der Dunkelheit erreichten wir unser 2 x 2 m großes Zimmer an der Uni von San José und bekamen sogleich mitgeteilt, dass der Poas Vulkan, aufgrund von Aktivität, nicht zugänglich sei. Neben Wasserfällen und Wäldern (über 70% des Landes) gab es in Costa Rica auch mehrere Vulkane zu erkunden, somit planten wir einfach für eine andere Himmelsrichtung am letzten vollen Tag. Per Pedes liefen wir noch in die Innenstadt, viel Interessantes sprang jedoch nicht mehr heraus.

Statt Poas hieß es also Irazú, mit 3.432 m der höchste Vulkan des Landes. Die kleine und vor allem steile Straße verlangte unserem Gefährt nochmal einiges ab, nur um am Ende in einer dicken Wolkendecke zu stehen. Die Ranger rieten uns von einem Besuch ab, ein Aufklaren hielten sie für sehr unwahrscheinlich. Eines Highlights beraubt, wählten wir die Alternativroute bergab und erlebten dabei wenigstens noch ein etwas Natur. Wieder in der Hauptstadt liefen wir ins Zentrum und verbrachten dort den restlichen Tag. Bekannte oder schöne Sehenswürdigkeiten gab es wenige zu sehen. Dafür schlugen wir uns an den verschiedenen Ecken reichlich den Bauch voll und shoppten für die Daheimgebliebenen Schokolade und Kaffee. Ähnliche Gelüste hatten die Einwohner der Hauptstadt ebenfalls, die Einkaufsstraßen waren gut gefüllt.
Ohne Verspätungen und längere Aufenthalte ging es am nächsten Tag zurück.
Von der oft beschrieenen Kriminalität bekamen wir auch am letzten Tag unserer Reise nichts mit. Klar, sahen die Vororte nicht besonders einladend aus und dort könnte es sicher auch ungemütlich werden, damit muss der geneigte Besucher halt rechnen. Mit Umsicht, Respekt und gesunden Menschenverstand sollte jeder selbst entscheiden, wie weit er wohin gehen mag. Wir hatten weder in den Wellblechvierteln noch in irgendwelchen Parks Probleme. Ähnlich sah es auf dem Land oder am Meer aus. Dass ein Teil der Bevölkerung gewisse kriminelle Energie besitzt, die weit über die „einfache“ Beschaffungskriminalität geht, lässt sich jedoch nicht verleugnen, nicht umsonst sind viele Eigenheime so gut geschützt.