Montag, 17. Februar 2020

Juve Stabia – Empoli FC

18.01., Serie B, Stadio Romeo Menti

Nach einer kurzen und dennoch umso besseren Nacht weckte mich der penetrante Weckruf des Handys. Ein erster Blick aus dem Fenster offerierte nicht das erhoffte Bild von einem strahlend blauen Himmel über Napoli, sondern eine schier unendliche Wolkendecke, aus der es zu allem Überfluss noch reichlich regnete. Dennoch hielten wir an unserem reichlich abwechslungsreichen Plan fest. Der unterschied sich zwar ab dem Mittag bei fast allen Begleitern, aber zumindest der erste Anlaufpunkt war bei allen identisch: Vesuv.
Mein erster Besuch auf dem Vulkan vor einigen Jahren endete schon einmal in einer undurchsichtigen weißen Wand und ja, die Gegebenheiten heute ließen nichts Besseres erahnen. Vielleicht wäre es unter diesen Umständen sinnvoll gewesen, sich einen anderen Anlaufpunkt in oder um Neapel zu suchen, aber der blinde Aktionismus war einmal ins Rollen geraten und ließ sich nicht mehr aufhalten. Eine der reichlich beschmierten Bahnen brachte uns in knapp 20 min nach Ercolano. Am dortigen Bahnhof kommt der Reisende gar nicht an den „Brigata Vesuviana“-Schriftzug vorbei und löste sogleich Interesse, am wenige hundert Meter entfernten, Stadion aus. Leider spielte am Ende die Zeit und Orientierung gegen uns. Unverrichteter Dinge nahmen wir im Bus Richtung Vesuv Platz. Das Wetter hatte sich zu meiner Überraschung gebessert. Zwar befand sich um den Krater weiterhin eine Wolke, aber ansonsten gewann die Sonne das Kräftemessen gegen die Wolken und auf dem Weg hinauf gab es schöne Aussichten, ehe uns der Bus in einem dicken Nebel ausspuckte und uns darauf hinwies, dass er erst in über zwei Stunden zurück kommen würde!? Die Laune raste in den Keller. War doch nun klar, dass weder das Auswärtsspiel des Calcio-Popoale-Club ASD Quartograd, auf das gestern zumindest bei mir die Wahl fiel, noch die Partie von Juve Stabia erreichbar wären. Somit blieb maximal die abendliche Partie von SSC Napoli am Abend übrig und zum damaligen Zeitpunkt befanden sich beide Kurven aufgrund von Stadionverbote in Protest. Mies gelaunt wurde die letzten Meter dem Krater entgegengetreten, nur um wenig später im Wind bei einer Sichtweite von 20 Metern in der Kälte stehen. Zurück am Parkplatz wendete sich das Blatt zum Guten, ein Bus mit dem Ziel Pompei wollte in wenigen Minuten starten. Das Spiel in Ottaviano war ab Pompei zwar nicht mehr zu erreichen, wohl aber die Partie in Castellammare di Stabia. Am Ende platzierte ich mich keine 10 Minuten vor Anpfiff auf die Gegengerade, da suchten sich bereits die ersten Rauchschwaden ihren Weg durch die Schwenkfahnen der Kurve.
Zum Einlauf der Spieler ergänzten eine Schalparade und diverse kleine Fahnen das Bild. Die ersten 20-25 min wurde fast durchgängig gefackelt. Immer wieder wurden einzelne Bengalos entzündet und loderten zwischen den Beinen der Ultras. Die optische, aber auch verbale Unterstützung war somit erst einmal ein Selbstläufer. Die Curva Sud war gut gefühlt und erreichte fast dauerhaft eine Beteiligung von 300-400 Stimmen. Das Liedgut setzt sich dabei fast ausschließlich aus melodischen Liedern zusammen, die bei abschwächender Lautstärke mehrfach neu befeuert wurden und somit das jeweilige Lied mehrere Höhepunkte hatte. Meine hohen Erwartungen, nach dem letzten Spiel vor Ort, wurden bestätigt - die Curva Sud gefiel mir wieder gut. Auch das zunehmende regnerische Wetter im zweiten Durchgang vermochte es nicht, die gut aufgelegte Kurve zu bremsen. Einziger negativer Aspekt war die schlechte Aussicht, dank der tief hängenden Wolken, auf die angrenzenden Felsberge. Dafür können die Ultras jedoch nichts, auch wenn sie zum Ende des Spiels wieder vermehrt auf in die Pyro-Kiste griffen. Übrigens war das Spiel gegen Empoli auch das letzte für die reine Stehplatzkurve. Schon zwei Tage später wurden die ersten Schalensitze auf die Betonstufen geschraubt. Zu Gast waren auf der Sud neben der Freunde aus Siracusa (Sizilien) auch ein gutes dutzend Westsachsen. Beide Wegbegleiter waren am Zaun präsent, die Zwickauer ließen zusätzlich den „Kaos“-Schwenker kreisen. Rund 40 Ultras um die Desperados Empoli 1983 nahmen die über 500 km auf sich und unterstützten ihre Mannschaft sporadisch. Die letzten Minuten der ersten Hälfte dürften dabei wohl zu den Besten gehören. Im zweiten Durchgang fand sich der Haufen erst gar nicht mehr zusammen, später gab es ein paar Minuten OKF. Damit endete der Fußball in Kampanien für das erste, denn das abendliche Spiel zwischen Neapel und Florenz konnte mich (aufgrund des Boykotts) nicht mehr vor dem Ofen vorlocken.