Sonntag, 23. Februar 2020

Carina Gubin - Promień Żary

16.06., Klasa okręgowa grupa: Zielona Góra, Stadion Miejski Gubin

Promień Żary gehörte sicherlich nicht zu den Top-Adressen in Polen und dennoch musste ich beim Verfassen dieser Zeilen feststellen, dass die Begegnung im Sommer vor 1,5 Jahren mein drittes Rendezvous mit eben jenen war. Ausschlaggebend für die Anziehungskraft des kleinen Vereins war mein Besuch beim Spiel gegen Falubaz im November 2015. Seitdem schiele ich immer mal wieder zu Ihnen rüber. In Gubin ging es am letzten Spieltag um nichts weiter als den Aufstieg im direkten Duell. Żary und auch ihre Freunde aus Legnica mobilisierten frühzeitig in ihren Städten, womit das Spiel auch ohne potenzielle Mitfahrer als Saisonabschluss schnell eingeplant war.
Die knapp zweistündige Fahrt nach Gubin führte mich durch die brandenburgische Einöde. Langweilige Landschaft und verlassene Dörfer. Selbst die knallende Sonne am Himmel und der knatternde Trabant vor mir konnten den Ortschaften keine Farben verleihen. In der polnischen Grenzstadt änderte sich daran ebenfalls nichts. Grau und leer, die besten Jahre der Stadt liegen lange zurück. Am Konsum ein paar Leute, die ihre gerade erworbenen Falschen gemeinsam leerten. Ansonsten war kaum eine Menschenseele im Ort zu sehen. Erst am Spielort änderte sich das Bild. Ordner regelten den einmaligen Ansturm. Wer auf die Gäste hielt, durfte sich zu den reichlich vertretenden Cops stellen. Der Rest fuhr durch einen kleinen Wald und stellte sein Auto auf dem Feld ab. Einlass war keiner zu zahlen. Ganz im Gegenteil, der Verein bedankte sich für das zahlreiche Erscheinen bei seinen Besuchern mit Grillwurst und Eintopf am Eingang. Dieses Angebot nahm ich selbstredend dankend an und betrat das Stadion. Früher fanden dort weit über 20.000 Zuschauer Platz, heute erinnerte nur noch wenig an das ehemalige Fassungsvermögen. Die Stufen wurden durch einen Gras-Wall abgelöst, der sich fast um das ganze Spielfeld zog. Rund 200 Schalensitze auf der einen und ein paar Bänke auf der anderen Seite gaben den Zuschauern dennoch einen geeigneten Platz, um ein Spiel nicht auf der Dammkrone verfolgen zu müssen und die sollten im Normalfall auch ausreichen.
Heute war allerdings eine die Ausnahme und das direkte Duell lockte locker 800 Zuschauer an. Platzprobleme gab es selbstredend nicht. Bei Carina Gubin scharten ein paar Suffköpfe am obersten Rand der Geraden, fast im Wald, die örtliche Jugend um sich. Bei den gelegentlichen Sprechchören dürften sich locker 70% gegen den heutigen Gast gerichtet haben. Die restlichen 30% teilten sich zu gleichen Teilen pro Falubaz und Gubin auf. Ob es aus der Laune einer Falubaz-Kutte entsprang oder der Speedway-Verein hier wirklich gut verwurzelt war, weiß ich nicht. Das Rentner-Publikum griff hingegen auf unbeständiges Tröten zurück. Es ging demnach recht unterhaltsam zu. Die Gäste waren natürlich ein anderes Kaliber. Der harte Kern reiste mit einem Bus und mehreren Autos an und konnte einen Haufen von gut 100 kurzgeschorenen Anhängern stellen. Mehrere dutzend Legnica-Fans vervollständigten, mit 20-minütiger Verspätung, den Bock und ließen die Anzahl auf gut 140 wachsen. Eine Zahl, mit der wahrscheinlich selbst die kühnsten Optimisten nicht gerechnet hatten, wäre doch schon die Hälfte eine beeindruckende Anzahl für einen Verein, der seit Jahren über die Dörfer der Niederungen des polnischen Fußballs dümpelt und dessen größter Erfolg der 3. Platz in der 3. Liga vor mehr als 20 Jahren war. Oberkörperfrei und mit viel Armeinsatz hatte es der Anhang natürlich nicht schwer, das Spiel zu einem Heimspiel zu machen. Recht durchgängig und mit solider Lautstärke wurde der eintönige Support auf den Platz getragen. Am Zaun fanden sich neben drei Fahnen aus Żary auch zwei, die solidarische Grüße in den Knast schickten.
Während der Halbzeit gab es wohl einige Reibereien mit dem Ordnungsdienst, als dieser das Verlassen des Stadions (Nahrungsaufnahme) verweigerte. Dementsprechend dauerte es bis zur 60. Minute, als sich der Mob wieder auf die Unterstützung der Mannschaft konzentrieren konnte. Dazu wurden auch mehrere gestreifte Fahnen verteilt. Leider vergebens, denn die Gastgeber machten mit dem 1-0 jegliche Aufstiegshoffungen zu nichte. Promień Żary hätte das Spiel in der verbliebenen Spielzeit noch drehen müssen, war über die gesamte Spieldauer jedoch unterlegen und besaß kaum Torchancen. Der erwähnte Suffmob pöbelte im Siegestaumel fröhlich weiter und schaffte es tatsächlich, die Gäste aus der Reserve zu locken. 20-25 von ihnen trappten nun locker über die Kurve in Richtung der Heimfans, machten jedoch auf der Hälfte kehrt, da sich der Pöbel sofort versprengte und sich die Security sofort auf den Weg zum Brandherd machte. Damit endete das Spiel auch bald. Während bei Gubin mittels etwas Pyro der Aufstieg gefeiert wurde, gab es für die Spieler aus Żary aufmunternde Worte.
Statt mich nun auf den Weg nach Zielona Góra (letztes Spiel der Fußballabteilung von Falubaz) zu machen, schlug ich den Weg zum nächsten See ein. Stellte mir in Słubice noch einige Stiegen Bier in den Kofferraum und lenkte zufrieden das Gefährt von C. (Danke) in die Heimat.