14.12., 3. Liga, Stadion Zwickau
Früh fiel mir die Paarung beim durchstöbern der Spielpläne auf. Später kam noch die Info, dass die Gäste per Sonderzug anreisen würden und noch ein paar Tage danach terminierte der Verband das Club-Spiel an jenem Wochenende auf den Sonntag. Passte also. Die Frau segnete ebenfalls den Plan ab und das ruhige WE in Leipzig war somit eigentlich gleich ganz gut voll. Schön so.
In Eckersbach angekommen, war die Zeit reichlich fortgeschritten und flinken Fußes steuerten wir die Gegengerade an. Während bei den Gästen alles auf eine Choreo zum Intro hinwies, gab es bei den Zwickauern wohl Probleme (Wind) und ihre bereits aufgebaute Aktion musste ad acta gelegt werden. Schade, denn gerade die Choreos der Westsachen gaben doch meist ein sehr geschlossenes Bild mit hoher Aussagekraft ab, die sich vom modernen Blockfahnen-Einheitsbrei (auch) durch ihre Elemente absetzte. So bekam der Block zur meiner linken zum Einlauf die uneingeschränkte Aufmerksamkeit. Wie zu erwarten wurde das Motto „Oldschool“ der Sonderzugfahrt aufgegriffen. „Oldschoolfans“ war im verschnörkeltem Graffitistyle auf großem Fronttranspi zu lesen und der Block verschwand komplett unter einer Blockfahne, die zwei Waldhof-Fans als Gangster zeigte. Ich sage mal so, mein Geschmack hat es nicht getroffen… muss es aber auch nicht. Anschließend sorgte Pyro, bestehend aus Fackeln und Rauch, für eingeschränkte Sichtverhältnisse, ehe der Block sich auch akustisch in Szene setzte. Klar, es war laut. Klar, es machte anfänglich fast der komplette volle Block mit. Aber gerade gemessen an der hohen Beteiligung und dem einfachen bzw. kurzen Liedgut, hätte da schon noch etwas mehr aus dem Block herausgeholt werden können. Natürlich würde ich es mir nicht rausnehmen, den Auftritt an dieser Stelle schlecht zureden/schreiben, denn das war er definitiv nicht. Eher waren meine Erwartungen auf der einen Seite zu hoch gegriffen und auf der anderen Seite hätte ich, selbst bei einer Szene die einen Oldschool ruf wie kaum eine andere inne hat, nicht so ein festgefahrenes Liedgut erwartet. Im zweiten Durchgang bewies der Anhang, dass er auch anders kann und die Lieder teilweise über 6-7 Minuten trug. Dabei flachte die Beteilung zwar auf das untere Drittel ab, aber die Ultras schafften es gleichermaßen wieder den ganzen Block mit einzubinden. Bei eben diesen Liedern zeigte sich zudem, dass die Mannheimer mehr als Schlachtrufe im Repertoire vorweisen können, aber vielleicht genau aufgrund dieses Umstandes vorerst darauf verzichteten und lieber den ganzen Block dauerhaft miteinbezogen. Wer weiß das schon, da steckste als Außenstehender halt auch nicht drin. Ebenfalls will ich nicht verschweigen, dass es nah zu alle fünf Minuten im Block brannte – mal mehr, mal weniger, aber eigentlich immer schön chaotisch und nicht wie auf einer Perlenkette gezogen. Außerdem gab es noch ein Konter auf einen Internet-Flyer (Sonderzug aus Mekka kommt. Alle für Zwickau.) der Zwickauer. Beeindruckend für mich war zudem der hohe Altersdurchschnitt im Bereich des aktiven Kernes. Die Jungs hatten doch alle schon ein paar Jahre auf den Buckel. So wirkte es eher, als hätten sie Probleme, dass sie keine Jungen mehr an den Verein binden können (kein Wunder bei der sportlichen Talfahrt der letzten Jahre), als das die Alten mit 30 am laufenden Band wegbrechen würden. Unterstützung erhielten die Ultras heute, laut Zaunfahnen, von Worms und Frankfurt.
Zwickau wurde hingegen von einer Vielzahl Dynamos unterstützt, die neben reichlich Sportlern auch ihre Elbkaida-Fahne im Gepäck hatten. Gera schien ebenfalls anwesend zu sein, jedoch ohne Fahne. Akustisch hatte es der E5 durch Wind, vollem Gästeblock und später dem Rückstand (0-1 am Ende) wahrscheinlich schwerer als an anderen Tagen. Zwar drangen die Gesänge fast dauerhaft bis in die Hälfte des Gegners, aber richtiges Feuer entfachte nur der Wechselgesang. Nun ist ein kurzer Wechselgesang mit tausend Leuten kein adäquater Vergleich und kann auch nicht als Maßstab dienen. Aber wenn gerade bei Zwickau, der FSV-Gesang hängen blieb, sagte es viel über den Tag aus. Generell hat mir der Zwickauer-Anhang bei anderen Spielen schon deutlich mehr gefallen, wirkte im vollen E5 alles nicht so rund und leicht wie bisher gesehen. Nun habe ich allerdings auch schon lange kein Heimspiel mehr beigewohnt und die Erinnerungen täuschen einem auch gerne mal etwas vor. Schade, dass es akustisch heute nicht so gepasst hat. Ich hoffe, beim nächsten Mal gibt es von Red Kaos wieder mehr auf die Ohren.