Samstag, 21. März 2020

Alte Herren auf Borneo und brennende Autos auf Java - Teil I

Spiele: Zon Pekan – Zon Ulu Sugut, Zon Tengah – Zon Utara

08.10. – Reichlich Zeit und trotzdem wurde ich hektisch und hektischer als mitten im morgendlichen Berufsverkehr gar nichts mehr ging. Also die Liebste an die Hand genommen, den Rucksack aus dem Kofferraum geschnappt und dem verdutzten Schwiegervater noch ein Dank zurückgerufen, fanden wir uns auf einer sechsspurigen Straße in Berlin wieder und wechselten kurze Zeit später auf die Gleise. Der Rest der Anreise verlief dann weniger aufregend. Scoot Airlines brachte uns ohne Verpflegung und Unterhaltung innerhalb von 12h nach Singapur. Damit wir dennoch nicht verhungerten und uns zu Tode langweilten, hatten wir ein Überlebens- und Unterhaltungspaket im Rucksack, welches wahrscheinlich auch eine achtköpfige Familie ohne Geschrei über die Zeit geholfen hätte.

09.10. - Singapur erreichten wir noch vor dem ersten Gockelschrei und fuhren, nach fixer Einreise, mit der Metro nach China-Town. Der spätere Touri-Hotspot ähnelte um 6 Uhr am Morgen eher einer Geisterstadt. Einer Geisterstadt in der nachts die Biere geleert werden. Denn auf den Tischen vor den Lokalen stapelten sich die Fläsch´chen. Der erste Eindruck war dennoch nicht übel, zumindest die paar Straßenläufe, die sich eben zu China-Town (von 5,5 Mio. Einwohnern sind 75% Chinesen) zählen, waren zu dem späteren Wolkenkratzer eine angenehme Abwechslung. So war es auch kein Wunder, dass Stunden später dort unsere kleine Stippvisite wieder endete. Weiter ging es durch die Häuserschluchten, als die Stadt langsam erwachte und wir Gefahr liefen, der Vielzahl an Frühsportlern, auf Rad oder zu Fuß, nicht rechtzeitig ausweichen zu können. Ein weiteres Ziel war Gardens by the Bay. Dabei handelt es sich um einen künstlich angelegten Park, um die Lebensqualität zu verbessern. Ein deutlich größerer Hingucker war das gegenüberliegende Stadion, bei dem sich aus Platzgründen das Spielfeld auf dem Fluss befand. So vertrödelten wir die restlichen Stunden zwischen Tempeln, Hồ Chí Minh, dutzenden Schildern (was welches Vergehen kosten würde), verirrten uns in den Straßenzügen und sahen riesige Ratten, die sich als Otter rausstellten. Das Highlight des Aufenthaltes war ohne Frage der Fressmarkt über mehrere Etagen, auf welchen sich zum Mittag die halbe Belegschaft der umliegenden Arbeitgeber, Müllabfuhr, Rentner und Straßenfeger versammelte. Preislich weit unterm üblichen Niveau und geschmacklich ging die Nummer auch klar!
Den Flug nach Kota Kinabalu fix abgesessen, bei der Einreise Fotos und Fingerabdrücke abgegeben, fuhr der letzte Bus in die Stadt natürlich direkt vor unserer Nase ab. Das Taxi brachte uns für wenige Taler mehr zur Unterkunft, nahm schon mit dem Vermieter Kontakt auf und konnte uns so mitteilen, dass unser Zimmer an jemand anderes gegeben wurde. Der Vermieter teilte uns vor Ort mit, dass er nicht mehr mit uns rechnete (21 Uhr Ortszeit). So etwas willst du nach mittlerweile 30h auf der Achse hören. Keine 200 m weiter gab es zum Glück eine andere Bleibe. Das leckere Abendbrot um die nächste Ecke kostete 1,50€ und war einfach nur sau lecker.
10.10. – Sabah, ein Bundesstaat von Malaysia, liegt auf Borneo, der dritt größten Insel der Welt - hier verbrachten wir die erste Woche unseres Urlaubs. Heute, wie eigentlich den kompletten Urlaub hindurch, beendete der Wecker jäh die Nacht. Durch unseren sportlichen Zeitplan blieben wir kaum einen Tag länger als bis 6.30 Uhr liegen. Wir erwachten spätestens an der ersten Straße – ah, Linksverkehr! Abgesehen von einigen Verkäufern, die getrockneten Fisch anboten, schlief die Stadt noch. Reges Treiben herrschte erst an den Ablegern zum Tunku Abdul Rahman Nationalpark. Dieser bestand aus fünf Inseln und war unser Ziel. Die geschäftstüchtigen Bootsvermittler freuten sich sichtlich über die Touristen, die eindeutig nicht aus dem asiatischen Gebiet kamen und wir bekamen bald ihre volle Aufmerksamkeit. Zwei Inseln hatten wir auf unseren Ausarbeitungen stehen. Die lagen jedoch in der Unterkunft. Also blind auf die Karte getippt und möglichst informiert getan. Die Kollegin schien zufrieden mit der Auswahl, übergab uns einen Zettel und schickte uns Richtung Steg. Dort boten kleine Stände reichlich Essen für den bekannten Apfel und ein Ei an. Das Schauspiel auf dem Steg war ein Genuss und schon das frühe Aufstehen wert. Scharren von asiatischen Reisegruppen fuselten bestens ausgerüstet, aufgeregt, laut und unkoordiniert durch die Kante. Keine Ahnung, wie die Arbeiter das tagtäglich aushalten.
Vorbei an den Siedlungen auf dem Wasser brachte uns ein Boot zur ersten Insel. Dort war von irgendeiner Unterwasserwelt nichts mehr zu erkennen. Alles tot. Die Unmengen an Touristen hatten so ziemlich jeglichen Korallen das Leben geraubt und statt einer bunten Vielfalt sahen wir fast nur tote und abgebrochene Überbleibsel. Und ja, sicher waren wir auch ein Teil davon. Ob etwas mehr Aufklärung/Hinweisschilder Früchte getragen hätte!? Wer weiß. Nun scheint es zu spät. Einzig auf der nächsten Insel war noch gelegentlich etwas Leben unter Wasser zu sehen. So genossen wir einfach den weißen Strand, das saubere Wasser und die Sonne. Gar einen kleinen Pfad über die Insel konnten wir ausmachen und sahen dabei zwei Warane.
Zurück auf dem Festland ging es ohne Umwege zum Fischmarkt. Was ein geiles Teil, wer sich hier nicht um seinen Verstand probiert, dem ist nicht mehr zu helfen. Mit frittierten Garnelen in der Hand durchliefen wir das unübersichtliche Reich von Händlern und Verkäufern und schaufelten uns durch die Angebote. Gegrillt und wahlweise frittiert gab es alles, was das Land oder Meer hergab.

11.10. – Ab heute ging es mit dem Mietwagen durch Sabah. Keine 30 Sekunden dauerte die Übergabe auf offener Straße und schon befanden wir uns auf den Weg zum Ulu Kionsom Wasserfall, der südlich der Stadt liegt. Der Zugang war versperrt. Warum konnte die einsame Seele vor Ort leider nicht sagen. Dafür hatten wir einen ersten Eindruck vom grünen Norden bekommen. Der dichte Wald begann hinterm letzten Haus der Stadt, ab dort fühlten sich auch eine Vielzahl Straßenhunde wohl und sorgten mit ihren Spaziergängen auf dem Asphalt für einige Schweißperlen auf unserer Stirn.
Mit über 4.000 m ist der der Kinabalu der höchste Berg des Landes. Der dazugehörige Nationalpark war unsere nächste Anlaufstelle. Die Straßen wurden kleiner, die Straßen wurden schlechter, an den Bushaltestellen grasten Kühe, am Ende war kaum mehr eine Straße zu erkennen... wir waren falsch, aber so richtig. Wo uns der Fehler unterlaufen war, wussten wir nicht mehr. Ich schob es auf den Linksverkehr und meine Frau auf die Ablenkung durch die Straßenhunde. Die Aussichten, die sich nur Aufgrund des Fehlers boten, entschädigten die verlorene Zeit und schließlich kamen wir noch am Ziel an. Auf mittlerweile 1.800 m war von über 30°C nicht mehr viel zu spüren. Schnell fanden wir uns auf den ersten Wanderwegen wieder, die zum größten Teil wirklich naturbelassen und kaum mehr als Trampelpfade waren. Wir leisteten uns auf genau solchen noch ein kleines Missgeschick. `Nicht die Wege verlassen, prangte am Eingang. Wir ließen uns von irgendeinem Flaterband leiten und gestanden uns unseren Fehler erst ein, als wir einen Felshang hätten herunter klettern müssen.
Vor der Reise liebäugelte ich mit der Besteigung des Berges. Aufgrund von diversen verunglückten Menschen ist dies nur noch mit Guide möglich. Soweit, so gut. Jedoch riefen diese einen Preis von 300€ aus. Das hätte nicht nur die Urlaubskasse gesprengt, sondern auch jegliches Verhältnis. Dennoch kann ich die Umgebung uneingeschränkt weiterempfehlen. Das saftige Grün, die wechselnde Witterung, die Aussicht und vor allem die einzigartige Natur auf den Pfaden. Bevor wir uns nach dem langen Tag zur Ruhe legten, schauten wir uns nur noch die Reisfelder um Kundasang an und aßen von einem sensationellen Straßengrill.
12.10. – „Einfach nur der Wahnsinn“ sagte ich gegen 8 Uhr, als wir uns bereits zwei Stunden auf den Straßen befanden und die grünen und dichten Wälder, der Liwagu und die hügelige Landschaft an uns vorbeizogen. Keine fünf Meter konnten wir von der Straße in das Dickicht hineinschauen. Ganz nebenbei machte das Autofahren auf Borneo wirklich Spaß und war überraschend entspannend. Die Landstraßen waren meistens leer und die meisten Fahrer rücksichtsvoll. In der Stadt sorgte der Linksverkehr nicht für große Probleme, einmal eingereiht fuhr ich stumpf der Masse nach. Nur alleine im Kreisverkehr unterlief mir das Malheur falsch raus zufahren. Zog aber auch nur Gelächter nach sich. Das eben noch erwähnte schöne Schauspiel am Straßenrand änderte sich leider abrupt.
Palmenölplantagen, soweit das Auge reichte, ersetzten bald den vielfältigen und artenreichen Wald. Seit 1980 rodete die Palmenölindustrie auf Borneo (Indonesien und Malaysia) mehr und mehr Urwald, teils durch illegal gelegte Feuer. Selbst vor geschützten Gebieten wurde kein Halt gemacht. Darunter leidet nicht nur der Tourist, sondern viel mehr die nahezu einzigartige Tierwelt (Zwergelefanten, Oran-Utans, Malaienbären, Nasenaffen, Krokodile usw.). Der Ölbedarf stieg währenddessen weiter und schon jetzt wurden rund 85% davon auf Borneo angebaut, Tendenz steigend. Das Ausmaß ließ sich nur erahnen. Gut zwei Stunden durchfuhren wir die Plantagen, ehe wir die große Bundesstraße nach links verließen. Das Bild änderte sich vorerst nicht. Selbst als wir unseren (teuren) Eintritt am Eingang des Labuk Bay Proboscis Monkey Sanctuary abdrückten, standen wir unmittelbar in einer Plantage. Bei dem anliegenden Gelände handelte es sich um ein kleines Schutzgebiet. Ein kleiner Streifen am Meer, der den Tieren als letzter Ruckzugsort blieb.Dort lebten vor allem Nasenaffen. Auf zwei kleinen Plattformen wurden die Affen zu festen Zeiten mit Essen versorgt. Win-Win-Situation für alle: die Besucher freuten sich die Affen zusehen, die Affen bekamen genug Essen auf dem kleinen Gebiet und der Park konnte sich durch den Eintritt finanzieren. Dennoch überwog bei uns anschließend der Unmut. Ist es doch unser ungebrochener Konsum, der den Hilflosen ihren Lebensraum kostet. Heute, beim Schreiben der Zeilen und Monate nach dem Ausflug muss ich sagen, dass Thema ist schon wieder so weit weg - keine Ahnung, ob ich überhaupt einmal nach dem Urlaub im Supermarkt auf die Inhaltsstoffe meines Einkaufswagens geschaut haben. Vermutlich eher nicht!
Im Rainforest Discovery Centre gab es ebenfalls Affen. Anders als zuvor, suchten sich dort die Affen selbst ihre Mahlzeiten zusammen und sind dementsprechend weniger an die Menschen gewöhnt. Zudem ist das zu betretene Areal deutlich ursprünglicher. Bis auf einer alten Stahl-Brücke in den Baumkronen waren die Wege abseits der zwei großen Straßen nur einfache und kleine Pfade. Auf einen eben dieser kleinen Trampelwegen kreuzte uns eine Affenherde. Bisschen Mulmig war uns da schon, auch weil einige stehen blieben und uns fixierten. Erst als wir einige Meter zurück gingen, setzten sie ihren Weg fort. Eine nächtliche Wanderung schlugen wir nach dem Besuch dort aus. Schon am Tag hatten wir im Wald mit wachsender Apiphobie zu kämpfen. Überall schienen die Insekten nur so auf uns zu warten, um uns mit einer Berührung zu töten.
Als letzte Anlaufstelle im Grünen stand das Sepilok Orangutan Rehabilitation Centre auf unserem Zettel und befand sich nur einen Steinwurf entfernt. Ähnelte in seiner Art sehr dem von heute Morgen. Hieß, dass die Wege für Besucher gut ausgebaut waren aber insgesamt kaum mehr als 1 km Länge erreichten. Die innere Uhr der Orang-Utans und die bekannten Töne der Mitarbeiter sorgten für Bewegung in den Bäumen – Essenszeit! Alles natürlich zum Wohle der Tiere. Die Menschen sollen nicht tief in den Wald eindringen und die Tiere haben immer die Möglichkeit bei Essensmangel zur Futterstelle zu pilgern. Und ja, es ist halt dann doch etwas komplett anderes, ob ich einen solchen Giganten im Zoo sehe oder er sich frei bewegen kann. Gerade die kleineren Affen waren weniger am Essen interessiert und hauten sich um das Gebäude herum ordentlich auf den Kopf. Schönes Schauspiel und die Hoffnung, dass die Tiere sich nicht noch mehr zurückdrängen lassen müssen.
In Sandakan steuerten wir als erstes die Stadt auf dem Wasser an und tauchten in das eigenwillige Wohnviertel ein. Aufgrund des niedrigen Wassers offenbarte sich als erstes ein großes Müll- und Rattenproblem unter den Häusern. Häuser und Wege standen dort auf krummen aber dicken Holzpollern. Die Behausungen sind zum größten Zeil aus Holz, die teils bunt angestrichen waren. Ein paar Katzen wogen sich dort oben in Sicherheit vor den dicken Ratten, ein paar Kids spielten auf dem Steg, ansonsten wirkte es menschenleer. Nur aus den Häusern, an welchen eine Klimaanlage donnerte, schauten mal ein Augenpaar heraus. Das änderte sich mit der Fahrt ins Stadtzentrum von Sandakan. Hier herrschte endlich etwas asiatisches Chaos auf den Straßen und Fußwegen. Essensstände, Schrottläden, Süßwarengeschäfte und Textilhändler auf den Wegen. Busse, Menschen, Müll, Mopeds und Autos auf den Straßen. Das neue Einkaufszentrum ging nahtlos in den alten Fischmarkt über und so war es auch kein Wunder, dass sich eine Ratte im Außenbereich mit Erfolg an die Pommes eins Pärchens zu schaffen machte und sie dabei reichlich erschreckte. Ansonsten hatte die Stadt, bis auf einer feinen Unterkunft und leckerem Essen an der Promenade, nicht viel zu bieten.
13.10. – Sukau am Kinabatangan war heute das Ziel. Bevor es jedoch auf den Fluss gehen sollte, ging es in die Gomantong-Höhle. Lange grübelten wir am Vortag, ob wir der Herausforderung gewachsen seien. Sind wir doch ehrlich, Höhlen waren und sind meistens eine einzige Enttäuschung, dazu kam in diesem Fall noch, dass sich in der 3 ha großen Höhle mehrere tausend Fledermäusen tagein und tagaus erleichterten und sich auf den Boden Millionen von Schaben wimmelten. Wie erwähnt, sind wir beide keine Freunde von Insekten und dennoch bogen wir am frühen Vormittag in Richtung der Höhle ab. Eine Vollbremsung für einen Waran später, standen wir bald vor dem Zugang. Der Geruch aus dem inneren der Höhle war spätestens 500 m davor nicht mehr weg zu diskutieren. Abartig! Ich war vorbereitet und ließ jedes noch so kleine Loch in meiner Kleidung verschwinden. Hosen mit Taschen – niemals! Socken über die Hose, Bascape über die Ohren und tief ins Gesicht, konnte das Abenteuer beginnen. Bähhhhh... überall dicke fette Schaben. Der Höhle konnte ich anschließend nur geringe Aufmerksamkeit schenken, zu groß war mein Respekt gegenüber den kleinen Tierchen. Schöner wurde es draußen, während meine Frau nun mit dem Magen kämpfen musste, atmete ich tief durch und schaute ins Grüne. Orang-Utan!!! Überkopf hängend genoss der Gute gerade sein Essen und verkroch sich erst wieder, als meine Frau auch noch einen Blick auf ihn erhaschen konnte.
Nun aber zum eigentlichen Ziel, dem Fluss. Wir entschieden uns gegen eine Tour, die ab 100€ in Sandakan buchbar war und fanden – ich nehme es vorweg – unser Glück auf eigener Faust. Dabei sparten wir locker 60€/Person. Wir steuerten Sukau an. Die asphaltierte Straße dorthin hörte überraschenderweise mit der letzten Palmenplantage auf. Ein lustiges Bild ergab sich sogleich hinter der ersten Kurve. Der örtliche Schulbus ist eine Gelände-LKW, damit auch das letzte Schulkind den anspruchsvollen Weg nicht als Ausrede nutzen konnte. Kaum hatten wir die Schule im kleinen Dorf verlassen, gab es nur noch vereinzelte Behausungen zu sehen. Unsere Unterkunft fanden wir direkt am Fluss. Spartanisch umschrieb das Zimmer wohl am besten, mehr brauchte es auch nicht. Schließlich wartete der Grund für unserer Anreise (hoffentlich) am Flussufer. Vorher noch fix etwas in den Wanst geschoben, begaben wir uns mit einem kleinen Boot, am frühen Nachmittag, in die Fluten. Der Kapitän war nicht nur Steuer- sondern auch Fachmann im hiesigen Gebiet. Als Übersetzerin fungierte die Vermieterin. Zwei Französinnen vervollständigten die überschaubare Besatzung. Kaum 10 Minuten gefahren, sahen wir ein kleines Krokodil.Einige hundert Meter weiter, sahen wir nur noch die frischen Spuren einer kleinen Elefantenherde. Mittlerweile waren wir eine Stunde am naturbelassenen Ufer unterwegs. Die Affen, selbst die seltenen Nasenaffen, nahm kaum noch einer wahr. Es hangelten sich einfach überall, in der einsetzenden Dämmerung, kleine und große Grüppchen zum Wasser. Ähnlich wie die Menschen, diese aber zu meist auf Boot und von der Rasse Tourist. Dann kam Hektik auf. Es wurde gefunkt, telefoniert und lautstark die in Rufnähe befindlichen Boot informiert. Elefanten! Leider nicht für besonders kleine Boote wie des unsrige (da zu langsam für die lange Strecke). Aber auch wir sollten noch Glück haben und auf dem Weg zurück sahen wir tatsächlich noch einen der stark vom Aussterben bedrohten Zwergelefanten (500-1.000 Stück). Kaum größer als das Schilf am Ufer bahnte er sich sein Weg durch eben dieses.
14.10. – Natur ist schön, wenn aber ein Hahn um 4.40 Uhr seine Rufe gefühlt neben dir herausposaunt, bin auch ich am überlegen, ob so ein Urlaub in einem dekadenten Hotel nicht auch etwas hätte. Eine Stunde später klingelte unser Wecker und kurz vor 6 Uhr befanden wir uns schon wieder auf dem Fluss. Außer uns bequemte sich keiner aus dem Bett. Diesmal konnten wir, bzw. der Kapitän, Affen in drei Ausführungen, zwei größere Krokodile sowie einen einsamen Tukan und ein Waran erspähen. Fix noch das Frühstück in Form von frittierten Bananen hineingestopft, verließen wir das Gebiet und fuhren an kilometerweiten Öl-Plantagen zurück nach Sandakan.
Der Plan sah einen Ausflug auf die Berhala Insel vor. Diese lag rund 2 km vor der Stadt. Keine Entfernung für einen geschäftstüchtigen Bootsinhaber. Jedoch liefen die Verhandlungen zäh (40€) oder gar nicht. In einem Hotel nahe dem Fischmarkt klärte uns ein Mitarbeiter auf, die Insel sei seit einiger Zeit gesperrt und wäre nur für die einheimische Fischer und ihren Nachwuchs zugänglich. Leichter Frust machte sich bei mir breit, immerhin war der Weg hierher ein schöner Umweg. Viel war auf der Halbinsel nicht mehr zu holen, die einzige sinnvolle Alternative war also die Weiterfahrt in Richtung Norden. Als Ziel erkoren wir Ranau aus. Von dort wären am nächsten Tag einige Unternehmungen leicht zu erreichen. Nach 4h und einige Stopps (u.a. das Kriegsgefangenen-Lager der Japaner aus dem 2. WK in Sandakan) erreichten wir unser Ziel bei trophischen Regenfällen. Der Abend ähnelte dann den letzten: leckeres Essen, ein Dös´chen Bier und eine Runde Karten auf dem Bett.  
15.10. – Von schlechtem Wetter war am Morgen nichts mehr zu spüren. Zudem entpuppte sich die verschlafene Stadt als Handelskreuz. Überall Märkte, Basars und kleine Nischenläden. Nach einer kleinen Stärkung zum Frühstück fuhren wir das erste Ziel an.
Nichts mit Wandern in der schönen Natur. Am Straßenrand erblickte ich einheitliche Trikots, viele Autos und Roller, sogar Essenstände. Also fix das Auto abgeparkt und die Lage sondiert. Für ein Spiel schienen es zu viele Spieler zu sein. Oder doch nicht? Die Spieler waren nicht mehr die jüngsten, vielleicht müssen die öfters wechseln. Egal! Zwei Mannschaften und das Schirigespann standen bereit um die PartieZon Pekan – Zon Ulu Sugut pünklich um 9 Uhr im XYZ anzupfeifen. Das dargebotene Niveau war irgendetwas zwischen Bolzplatz und Kreisklasse. Lang und weit bringt Sicherheit! Für ein Tor reichte es dennoch. Damit ist das spielerische soweit abgehandelt. Viel interessanter war das Ambiente. Zwischen rund 60 Spielern fanden sich auf der kleinen Holztribüne zusätzlich 30 Zuschauer. Der Sportplatz passte sich seiner Umgebung an und strahlte im satten Grün, in der Ferne türmten sich die Bergspitzen des Gebirges. Hinter einem Tor dampften die Grills der kleinen Verkaufsbude, hinter dem anderen stolzierten ein paar Hühner. Ein alter Treckerreifen diente den Kids als Sitzmöglichkeit in der Sonne. Der Mann, der mittels Mikrophone die Boxen zum Schwingen brachte und viele Zettel in der Hand hatte, schien nicht nur wichtig zu sein, sondern war – wie fast jeder in Malaysia – der englischen Sprache mächtig und klärte uns auf. Ein Altherren-Turnier der Region sei dies. Außerdem zeigte er mir den Spielplan, mit Ansetzungen über den ganzen Tag und so verabschiedeten wir uns mit „See you later“.


Vor der Kür die Pflicht. Meine Frau hatte für heute einen abenteuerlichen Weg durch einen Wald rausgesucht. Ziel sollte dort der Langganan Wasserfall sein. Die Berichte zu diesem ähnelten sich: anspruchsvoll, beschwerlich, aufgeben, schön. Ja, nach 500 m wussten wir warum. Steil, unwegsam, schwül! Aber nach nur 20-30 Minuten sich der Natur geschlagen geben und aus dem Notfallbuch, unter den Augen des gelangweilten Parkrangers, wieder austragen?! Nicht mit uns! Die 0,5-Literfalsche wurde fortan eingeteilt, die Schnürsenkel festgezogen, sich motiviert und vorwärts! Auf dem Weg unterstrich der Regenwald seinen Namen und wechselte von über 35°C auf maximal noch 20, von Sonne pur auf Regen, von vertrocknet bis saftig, von ein paar Bäumchen bis hin zu einem Himmel aus Blättern. Am Ziel begrüßte uns ein hoher Wasserfall, den wir sicher auch aufgrund des nicht ganz einfachen Weges ganz für uns hatten. Als wir uns wieder aus dem Buch austrugen, sahen wir, dass abgesehen von einem Australier und uns die letzten zwei Tage keiner den Weg bis zum Ende auf sich nahm. Die meisten zahlen den Eintritt um die heißen Quellen zu nutzen und maximal den nahen (heute gesperrten) Wasserfall zu besuchen. Wir tauchten unsere Füße nun in das hhhhhhheiße Wasser und sahen unsere Mitbringsel aus dem Wald – Blutegel.
Um 15 Uhr wohnten wir noch dem Spiel Zon Tengah – Zon Utara bei. Viel verändert hatte sich nicht. Nur waren wir jetzt besser vorbereitet. Mit frisch frittierten Süßkartoffeln suchten wir uns ein sonniges Plätzen. Ob das Spiel jetzt besser oder schlechter war, weiß ich nicht mehr. Auf jeden Fall verließen wir zur Halbzeit das Gelände – diesmal endgültig.
Auf den weiteren Weg, zurück nach Kota Kinabalu, lag noch der Mahua-Wasserfall und das letzte Ziel an diesem Tag. Das Wetter schlug im Gebirge schnell von sonnig auf Dauerregen um. Störte uns wenig, schließlich war der Ausblick dennoch sensationell und wir saßen im trockenen. Abgesehen von einem einsamen Straßenhund auf dem kleinen Parkplatz wies wenig auf unser Ziel hin. Aber klar, aus dem schier verlassenen ragte ein Kopf und bat um Eintritt. Na immerhin war der Zugang nicht gesperrt. Denn bei den Wassermassen auf den Wegen hätte uns eine Absage wenig verwundert. So aber konnten wir uns auf den Weg machen. Wasser von oben, unten und der Seite… das ist Urlaub. Immerhin war der Weg kurz und ohne Anstrengung fix bewältigt. Die Regenmassen sorgten für reichlich Wasser und somit tollen Lärmpegel. Übrigens waren wir auch dort wieder die einzigen.
In Kota Kinabalu steuerten wir zielsicher unser bekanntes Hotel an und siehe da „Eyyyyyy, you are back!?“ - der coole Typ von der Rezeption konnte sich an uns erinnern. Zum Essen zog es uns natürlich wieder auf den Markt. Ach, gewohnte Abläufe sind schön!
16.10. – Der letzte Tag auf Borneo. Viel hatten wir nicht geplant. Am kleinen Fischerhafen fragte uns ein Bootsführer, ob er uns die schwimmenden Dörfer zeigen solle. Beim Preis wurden wir uns schnell einig und schon saßen wir in seinem Boot. Er verdiente sein Geld als Fischer und Taxi auf dem Meer. Seine Vorfahren kamen von den Philippinen, wie fast alle in der Stadt auf dem Wasser. Er selbst lebte dort in der zweiten Generation. Die Verhältnisse sind recht ärmlich, jedoch, so unserer Fahrer, arrangierten sich die Menschen mit ihrer Situation. Die Männer fischten oder kochten auf dem abendlichen Markt. Wer etwas Geld gespart hatte, fuhr Taxi mit seinem eigenen Boot. Die Frauen arbeiteten meist als Verkäuferin auf dem Markt. Die Regierung hat mittlerweile verstanden, dass diese Leute und die größte Minderheit der Insel, nicht weiterhin ausgegrenzt werden konnten. Es wurde eine Schule gebaut, die auch per Surfbrett, Paddelboot oder sonst was, für alle zu erreichen war. Den Kindern stehen in der Zukunft also mit etwas Glück die Türen zumindest etwas weiter offen. Vor Kota Kinabalu lagen mehrere kleine und größere Ansiedlungen. Die zwei Größten hatten zusammen fast 10.000 Einwohner!

Zurück auf der Insel, also dem Festland… also Kota Kinabalu, drehten wir dort unsere Runden. Jedoch hatte die Stadt wenig zu bieten. Der Markt, die Markthalle, eine Eisenbahnschiene und der bereits besuchte Naturpark vor der Stadt waren die Highlights. Kota Kinabalu wurde im zweiten Weltkrieg arg in Mitleidenschaft gezogen und anders als Städte mit dem gleichen Schicksal nie wieder restauriert. Wir schlugen uns in einem alten Kaufhaus den Magen voll, fuhren nochmal zum Strand und bald zum Flughafen.
Das erste Kapitel der Reise war somit viel zu schnell vorbei. Was blieb war ein - zum größten Teil - positiver Eindruck. Allen voran bei den Einheimischen. Fast alle sprachen etwas Englisch, waren immer hilfsbereit, überpünktlich und vor allem sehr zurückhaltenden und Rücksichtsvoll - nicht unbedingt Eigenschaften, die mir als erstes bei Asiaten in den Sinn kamen. Die ausgelebte Religion (Islam) war gegenwärtig, jedoch wurden wir nicht dauerhaft damit konfrontiert und das Zusammenleben mit anderen Glaubensrichtungen schien problemlos und respektvoll. Ordnungshüter waren trotz angespannter Lage (Philippinen) kaum zu sehen. Nicht zu vergessen die Tier- Und Pflanzenwelt, sofern sie noch nicht den Palmen zum Opfer gefallen war. Armut und Obdachlosigkeit schien leider zum Alltag zugehören, so sahen wir gerade am Abend des Öfteren Leute in der Ecke liegen oder die Slums vor den größeren Städten. Umweltschutz schien vielen leider noch ein Fremdwort. Die Palmenölplanten preschen dabei in dieselbe Kerbe, wobei ich mir bei diesem Thema lieber nicht die Zunge verbrenne (Armut, Arbeitsplätze, Fördermittel usw.). Und die Preise? Essen meistens 1-1,5€. Unterkunft mit eigenem Bad ~10€. Zugeschlagen wurde hingegen bei den Eintrittsgeldern, die werden gerne und häufig fällig und gerade bei Parks und Schutzgebieten fielen sie schon mal etwas höher aus. Immerhin zahlten die Einheimischen nur einen Bruchteil der Summen.