24.03.,
Landespokal, Volkspark-Stadion
War
diese Partie früher ein Toppspiel in der Oberliga-Nord-Nordost und
eines der wenigen Highlights in der öden Liga für die Babelsberger
Fanszene, haben sich beide Vereine mit der Zeit komplett
entgegengesetzt entwickelt. Ich selbst war damals zweimal bei den
Spielen in Neuruppin vor Ort und kann mich rückblickend an
unterhaltsame Spiele erinnern. Dementsprechend nahm ich wohlwollend
von dem Pokalspiel Kenntnis und freute mich umso mehr, dass es dann
auch bei mir passte.
Ebenfalls
in der Fanszene aus Potsdam schien die Partie vergessene Erinnerungen
geweckt zu haben, anders ist das enorme Interesse am Halbfinale des
Landespokals wohl kaum zu erklären. Fünf Busse rollten aus Potsdam
ins nahe Neuruppin. Am intern ausgerufenem Treffpunkt, MittenDrin
(soziales Wohnprojekt in Neuruppin), sammelten sich zu meiner
Überraschung nicht nur die Gruppen und Einzelpersonen aus der
Nordkurve, sondern auch Sportlich Elegant und dessen Umfeld. Neben
den Freunden aus Hamburg und Bremen, stießen auf dem Weg zum Stadion
noch die Wegbegleiter aus Liberec hinzu und vervollständigten den
beachtlichen Haufen. Ohne weitere Gesänge zogen die rund 150-180
Babelsberger geschlossen und ruhig zum Gästeblock.
Ähnlich
wie in Babelsberg schien auch in Neuruppin das Los auf reges
Interesse zu stoßen. 1.200 Zuschauer beim Brandenburg-Ligisten
(darunter 350 Gäste) sprachen für sich und der Gastgeber tat alles,
um wenigstens einen kleinen Teil der Besucher, mit seiner
kumpelhaften Art, für den Ligaalltag zu gewinnen. Die waren alle
freundlich, aufgeschlossen und gut drauf, es war ein einziger Genuss
die ehrenamtlichen Leute bei ihrer Arbeit zu beobachten. Dicken
Daumen nach oben! Weniger angenehm waren diverse Gestalten, die sich
von einem Gastspiel der 03er in der brandenburgischen Idylle magisch
angezogen fühlten und sich in allen Teilen des Heimbereiches breit
machten. Meine Fresse! Für diese Hohlbirnen war es zweifellos das
Highlight im März gegen die „Zecken“ zu pöbeln. Das anwesende
Publikum arrangierte sich erschreckend gut mit den Birnen und
konterte teilweise etwaige Interventionen Dritter.
In der
Gästekurve (eher umzäunter Graswall) wurde sich in den Minuten vor
dem Anpfiff mittels weißer Bahnen gegen die neugierigen Blicke der
Cops geschützt. Zusätzlich wurden Pappen hochgehalten und eine
ältere Blockfahne (03-Logo) über die Köpfe gezogen. Mit dem
Einlauf der Spieler vervollständigte das Spruchband "do it with Passion" und diverse
Pyrotechnik das Bild. Auf der Gegengerade versuchten sich 10-12
Heimfans in einem Intro. Auf Tapete wurde sich ein
Neuruppiner-Pokaljahr gewünscht und mit blau-weißem Konfetti
hantiert. Abgesehen von zwei kleinen Rauchwolken kam von ihnen dann
jedoch bis zum Ende der Partie nichts mehr.
Die
aktiven Gäste sammelten sich heute, passend zum Gegner, hinter einer
alten Fahne aus der Nordkurve (Nordkurve vs. Rassismus und Polizeiwillkür).
Leider konnten nicht ansatzweise die Leute vom Treffpunkt in die
Gesänge einbezogen werden. Dennoch waren vor allem die ersten 20
Minuten von der besseren Sorte und für mich definitiv die besten
seit langem vom Babelsberger-Anhang. Zwischendurch schien die
Stimmung etwas abzufallen, wurde aber dann von 60-70 Leuten dauerhaft
auf gutem Niveau gehalten und bewiesen, dass melodisches Liedgut auch
in einer guten Lautstärke vorgetragen werden kann. Die letzten 20
Minuten knüpften dann wieder an den Anfang an und rückblickend
erlaube ich es mir, der Nordkurve einen feinen Auftritt zu
attestieren.
Als das
Spiel gedanklich schon abgehakt war, die Fahnen von einzelnen Gästen
auf der Laufbahn abgenommen und eingepackt wurden, wurde es nochmal
hektisch. Nach diversen Pöbeleien liefen zwei Neuruppiner auf die
Gäste zu und es entwickelte sich ein kurzer Schlagabtausch vor dem
Block. Die Situation wurde durch die heran eilenden Ordner schnell
bereinigt, jedoch fühlten sich nun eingangs erwähnte Hohlbirnen
genötigt ihren geistigen Horizont den Gästen mitzuteilen
(Hitlergrüße, faschistische Parolen). Von der Gegengerade machte
sich gar ein kleiner „Sturmtrupp“ in Richtung der Potsdamer.
Natürlich ließen sich einige Babelsberger nicht zweimal bitten und
es folgte ein wenig Zaunrütteln und Rennereien im Stadion. Bevor ein
weiteres Mal die Fäuste flogen, reagierten nun aber die Cops. Ruhe
wollte jedoch weiterhin nicht einkehren und auf dem Stadionvorplatz
raschelte es ein weiteres Mal. Durch die unübersichtliche Situation
schienen auch die Cops ihre Probleme zu haben und sprühten etwas
planlos mit ihrem Joker umher, ehe der Nazihaufen zurück in ihre
Löcher krabbelte und die Gäste die Heimfahrt antraten.