Montag, 22. April 2019

MSV Neuruppin – Babelsberg 03


24.03., Landespokal, Volkspark-Stadion

War diese Partie früher ein Toppspiel in der Oberliga-Nord-Nordost und eines der wenigen Highlights in der öden Liga für die Babelsberger Fanszene, haben sich beide Vereine mit der Zeit komplett entgegengesetzt entwickelt. Ich selbst war damals zweimal bei den Spielen in Neuruppin vor Ort und kann mich rückblickend an unterhaltsame Spiele erinnern. Dementsprechend nahm ich wohlwollend von dem Pokalspiel Kenntnis und freute mich umso mehr, dass es dann auch bei mir passte.

Ebenfalls in der Fanszene aus Potsdam schien die Partie vergessene Erinnerungen geweckt zu haben, anders ist das enorme Interesse am Halbfinale des Landespokals wohl kaum zu erklären. Fünf Busse rollten aus Potsdam ins nahe Neuruppin. Am intern ausgerufenem Treffpunkt, MittenDrin (soziales Wohnprojekt in Neuruppin), sammelten sich zu meiner Überraschung nicht nur die Gruppen und Einzelpersonen aus der Nordkurve, sondern auch Sportlich Elegant und dessen Umfeld. Neben den Freunden aus Hamburg und Bremen, stießen auf dem Weg zum Stadion noch die Wegbegleiter aus Liberec hinzu und vervollständigten den beachtlichen Haufen. Ohne weitere Gesänge zogen die rund 150-180 Babelsberger geschlossen und ruhig zum Gästeblock.
Ähnlich wie in Babelsberg schien auch in Neuruppin das Los auf reges Interesse zu stoßen. 1.200 Zuschauer beim Brandenburg-Ligisten (darunter 350 Gäste) sprachen für sich und der Gastgeber tat alles, um wenigstens einen kleinen Teil der Besucher, mit seiner kumpelhaften Art, für den Ligaalltag zu gewinnen. Die waren alle freundlich, aufgeschlossen und gut drauf, es war ein einziger Genuss die ehrenamtlichen Leute bei ihrer Arbeit zu beobachten. Dicken Daumen nach oben! Weniger angenehm waren diverse Gestalten, die sich von einem Gastspiel der 03er in der brandenburgischen Idylle magisch angezogen fühlten und sich in allen Teilen des Heimbereiches breit machten. Meine Fresse! Für diese Hohlbirnen war es zweifellos das Highlight im März gegen die „Zecken“ zu pöbeln. Das anwesende Publikum arrangierte sich erschreckend gut mit den Birnen und konterte teilweise etwaige Interventionen Dritter.
In der Gästekurve (eher umzäunter Graswall) wurde sich in den Minuten vor dem Anpfiff mittels weißer Bahnen gegen die neugierigen Blicke der Cops geschützt. Zusätzlich wurden Pappen hochgehalten und eine ältere Blockfahne (03-Logo) über die Köpfe gezogen. Mit dem Einlauf der Spieler vervollständigte das Spruchband "do it with Passion" und diverse Pyrotechnik das Bild. Auf der Gegengerade versuchten sich 10-12 Heimfans in einem Intro. Auf Tapete wurde sich ein Neuruppiner-Pokaljahr gewünscht und mit blau-weißem Konfetti hantiert. Abgesehen von zwei kleinen Rauchwolken kam von ihnen dann jedoch bis zum Ende der Partie nichts mehr.
Die aktiven Gäste sammelten sich heute, passend zum Gegner, hinter einer alten Fahne aus der Nordkurve (Nordkurve vs. Rassismus und Polizeiwillkür). Leider konnten nicht ansatzweise die Leute vom Treffpunkt in die Gesänge einbezogen werden. Dennoch waren vor allem die ersten 20 Minuten von der besseren Sorte und für mich definitiv die besten seit langem vom Babelsberger-Anhang. Zwischendurch schien die Stimmung etwas abzufallen, wurde aber dann von 60-70 Leuten dauerhaft auf gutem Niveau gehalten und bewiesen, dass melodisches Liedgut auch in einer guten Lautstärke vorgetragen werden kann. Die letzten 20 Minuten knüpften dann wieder an den Anfang an und rückblickend erlaube ich es mir, der Nordkurve einen feinen Auftritt zu attestieren.
Als das Spiel gedanklich schon abgehakt war, die Fahnen von einzelnen Gästen auf der Laufbahn abgenommen und eingepackt wurden, wurde es nochmal hektisch. Nach diversen Pöbeleien liefen zwei Neuruppiner auf die Gäste zu und es entwickelte sich ein kurzer Schlagabtausch vor dem Block. Die Situation wurde durch die heran eilenden Ordner schnell bereinigt, jedoch fühlten sich nun eingangs erwähnte Hohlbirnen genötigt ihren geistigen Horizont den Gästen mitzuteilen (Hitlergrüße, faschistische Parolen). Von der Gegengerade machte sich gar ein kleiner „Sturmtrupp“ in Richtung der Potsdamer. Natürlich ließen sich einige Babelsberger nicht zweimal bitten und es folgte ein wenig Zaunrütteln und Rennereien im Stadion. Bevor ein weiteres Mal die Fäuste flogen, reagierten nun aber die Cops. Ruhe wollte jedoch weiterhin nicht einkehren und auf dem Stadionvorplatz raschelte es ein weiteres Mal. Durch die unübersichtliche Situation schienen auch die Cops ihre Probleme zu haben und sprühten etwas planlos mit ihrem Joker umher, ehe der Nazihaufen zurück in ihre Löcher krabbelte und die Gäste die Heimfahrt antraten.