Samstag, 20. April 2019

1. FC Schweinfurt 05 - Wacker Burghausen

17.03., Regionalliga Bayern, Willy-Sachs-Stadion

... und die nächste Spielabsage. Ob es dieses Jahr noch mit einem weiteren Spiel etwas wird!? Ich würde drauf lieber kein Geld setzen. Und nun? Fußball, ja - aber wo? Beim durchstöbern diverser Spielpläne blieb ich in der Regionalliga-Bayern hängen, neben den ganzen Zweitvertretungen und Dorfclubs finden sich mit Burghausen und Schweinfurt immerhin zwei Vereine mit klangvollen Namen und viel wichtiger - mehr oder weniger großer - Anhängerschaft wieder. Wie es der Zufall wollte, trafen dann genau diese beiden an jenem Spieltag aufeinander. Aber puh... es war immer noch Bayern und somit gefühlt am anderen Ende der Welt. Die Resonanz in den Chatverläufen war überraschenderweise jedoch nicht von Fragezeichen und Ablehnungen geprägt, sonder viel mehr von Interesse. Zu zweit starten wir im bitter kalten und noch dunkleren Potsdam, um in der Nähe von Leipzig das Auto zu wechseln. Von nun an wurde es kuschlig, nicht etwa wegen der steigenden Außentemperaturen, sondern der maximalen Auslastung von fünft Mitfahrern. Ein „hoch“ an dieser Stelle an die Fahrerin, die uns trotz eigener Bedenken durch die Schneemassen manövrierte und das Auto stellte. Nun aber nach Schweinfurt.
Vom Saisonhighlight oder überhaupt einer ansässigen Szene war im Stadionumfeld wenig zu spüren. Hätten wir uns am Morgen nicht informiert, ich hätte gesagt, auch in Schweinfurt sorgte der Winter für einen Spielausfall. Am Eingang war demenstsprechend wenig Betrieb und die Ordner widmeten sich mit voller Aufmerksamkeit einer handvoll Ultras der Kaputte Moite ’98, die mit ihren Fahnen um Einlass baten. Die ansässige Szene hat nicht nur mit dem sportlichen Niedergang und allerlei Stadionverboten zu kämpfen, sondern auch mit einem Stadion, was der Stadt gehört und somit jede noch so erdenkliche Kleinigkeit ohne Begründung verboten werden kann, bzw. einer Absprache bedarf. Zumindest versucht der überschaubare Kern den verschiedenen Faktoren zu trotzen und hält somit die Fahne hoch. Vom heutigen Auftritt gibt es dennoch oder gerade deswegen nicht viel zu erzählen. Die Anzahl an Jugendlichen war, unter den 768 Zuschauern, verhältnismäßig hoch, um den Stimmungspulk auf Höhe der Mittellinie aber sehr überschaubar. Kaum mehr als 40 Leute werden es gewesen sein, die für sporadische Unterstützung in Form von kurzweiligen Schlachtrufen sorgten. Im zweiten Durchgang war es dann phasenweise ganz ruhig und nur zwei, drei Fahnen wiesen überhaupt auf einen Fanblock hin. Erst zum Ende des engen Spieles erklangen wieder einfache Gesänge. 
Im Gästeblock sah es erwartungsgemäß besser aus. 120 Fans legten die rund 350 km zurück und starteten mit einer kleinen Schal-Choreo (Freiheit für Kili) für ein inhaftiertes Szene-Mitglied. Gesanglich fährt die Westkurve wohl ihren ganz eigenen Stil (Dialekt) und setzt dabei auf melodischen Gesang. Davon kam heute jedoch wenig bei uns an. Dass lag jedoch vorrangig an unserer Platzwahl, in der gegenüberliegenden Kurve, als an den Gästen. Rein optisch schienen sich locker 3/4 der Leute zu beteiligen. Kompakt standen die Jungs und Mädels als Rechteck hinter ein dutzend Zaunfahnen (alle in schwarz-weiß gehalten) und waren über die komplette Spieldauer in Bewegung. Ein Vergleich mit der Curva Kaos aus Zwickau zu Oberligazeiten liegt mir auf der Zunge. Damit will ich den Ultras Black Side keinerlei Nacharmung unterstellen, aber die Zusammensetzung des Blockes, die Eigenart der Fahnen, die melodischen Gesänge und nicht zuletzt die langjährige Treue trotz sportlicher Bedeutungslosigkeit, verleiten mich schnell zu diesem Vergleich. Es war auf jeden Fall interessant, die Szene nach Jahren (zuletzt gegen Hansa in der 2. Liga bei einem Heimspiel) zusehen.
Von Interesse war ebenfalls das 1936 eröffnete Willy-Sachs-Stadion, an dem sich bis dato nur wenig veränderte. Ein echtes Oldschool-Stadion! Kleine Tribüne und ansonsten Stehplätze im weitläufigen Stadion. Besonderes Highlight sind sicher diverse Bäume auf den Stehtraversen, sind mir in der Form nur noch aus dem altem Stadion der Freundschaft in Cottbus bekannt. Wie das Eröffnungsjahr vermuten lässt, erzählt das Stadion noch heute, seine eigene Geschichte vom Nationalsozialismus. Sogar der Reichsadler thront noch am Stadion und nicht zuletzt der Stadionname (Willy Sachs trat 1933 in der SS und NSDAP ein) sorgt in regelmäßigen Abständen für kontroverse Diskussionen.