Spiele:
Slovan Liberec – FK Mladá Boleslav, FK Teplice – Baník Ostrava
Der
Start in den Tag verlief durchaus zäh, dass lag weniger am Besuch,
der dafür durchaus bekannt ist, als vielmehr an den schweren
Freitagabend. Moscow Death Brigade und Stage Bottles gaben sich in
Berlin die Ehre und wir uns dementsprechend die Kante und wilde
Pogos. Statt in den eigenen vier Wänden das Bier in der Ecke stehen
zulassen, musste es natürlich noch weiter gehen... immer n´ei in
die Rüstung. Zeit für ein ausgedehntes Frühstück ließ uns jedoch
der Verband am nächsten Tag, denn abgesehen vom Oberhaus pausierten
die tschechischen Ballzauberer noch und Anpfiffe á la 10.15 Uhr gab
es nur bei Testspielen, denen wir in weiser Voraussicht keinerlei
Beachtung schenkten. Am späten Vormittag starteten wir zum ersten
Spiel und erreichten Liberec pünktlich. Gar ein wenig stressiger
Gang zur Bank war noch drin und in der Kurve vor dem Stadion pellten
wir unser Mehrschichtsystem an.
Slovan
Liberec – FK Mladá Boleslav
24.02.,
Czech Liga, Stadion u Nisy
Bei
- im nach hinein - angenehmen -7°C zahlten wir den preiswerten
Eintritt, gönnten uns eine bezahlbare Wurst und ein Bier. Nehme ich
jetzt ein x-beliebiges Beispiel aus der Oberliga in/um Berlin zur
Hand, hätte ich schon für den Eintritt mehr bezahlt... das war
nicht neu, das war nicht überraschend und trotzdem war es wieder
schockierend. Dabei meine ich nicht das Preisniveau in Tschechien,
sondern die perversen Preise um den deutschen Fußball.
Auf
die Liberecer-Szene war ich durchaus gespannt. Immer wieder schnappte
ich von den Jungs und Mädels in letzter Zeit etwas auf und war umso
erstaunter, dass ich keinerlei Weiterentwicklung zum letzten Spiel,
immerhin lag dieses sechs Jahre zurück, sah. Vielleicht lag es am
Wetter, vielleicht am Gegner oder vielleicht auch am lahmen Spiel
(1-0 für die Gastgeber), aber das Geschehen auf den Rängen war
einfach ausgedrückt - enttäuschend. Die vier großen Gruppenfahnen
neben dem 60er Haufen (inkl. 1x Filmstadt Inferno aus Babelsberg)
erinnerte eher ans Trainingslager, als an einen routinierten
Heimauftritt. Zwar konnte der Block somit verkleinert werden, sah
jedoch sehr unglücklich aus. Die italienischen Vokabeln gegen den
modernen Fußball waren am Ende für mich der Hingucker, auch weil
die Fahne schon seit einigen Jahren hängt. Ob diese nun unbedingt
italienisch sein muss, darüber brauche ich zum Glück nicht zu
richten. Hört sich sicher einfach besser an als auf Tschechisch...
ganz sicher sogar. Die meisten deutschen Kurven können davon ein
Lied singen oder halt eine Fahne malen. Gesungen wurde auch, immerhin
von 25-30 Leuten im ersten Durchgang. Aber auch das war jetzt nicht
besonders fesselnd. Auf der Tribüne fanden sich rund zwei Dutzend
Leute ein. Dort geben die Chaotix den Ton an und sind sich mit den
antirassistischen Ultras um die Supras eher weniger grün. In
großzügigen Abständen kommen auch von ihnen einige Schlachtrufe
während der ersten Hälfte.
Zur
Halbzeit schafften es immerhin 50% unserer Gruppe in den VIP-Raum und
genossen nicht nur Speis und Trank, sondern vor allem die wohltuende
Wärme – ach, war das schön! Unser Mitleid für die anderen hielt
sich - gelinde gesagt – in Grenzen. Zu lecker waren die
Lachs-Bemmen und das Gulasch. Während der beiläufigen Blicke auf
das Spielfeld und den sterblichen Rest nahmen wir schnell zur
Kenntnis, dass wir draußen nicht mehr viel verpassten. Im zweiten
Durchgang war in beiden Blöcken der Ofen aus und rein gar nichts
mehr zu vernehmen. Kurz vorm Schlusspfiff war der Bauch voll und die
Glieder wieder aufgetaut, fix noch zwei Teller Gulasch und zwei Bier
für die anderen Beiden geholt, verließen wir Liberec in Richtung
Teplice.
FK
Teplice – Baník Ostrava
24.02.,
Czech Liga, Stadion Na Stínadlech
Auf
der gut zweistündigen Fahrt fiel das Thermometer auf unmenschliche
-16 Grad, dass wir die ersten Minuten der Partie verpassten und im
warmen Auto nach einem Parkplatz suchten, konnten wir dementsprechend
leicht verschmerzen. Der gleichen Ansicht waren wohl auch einige
weitere Zuschauer. Vereinzelte Schalträger tauschten mit leichter
Verspätung aber schnellen Schrittes die warme Kneipe gegen das kalte
Stadion. Es war sogar so kalt, dass das Bier fror und das lag nicht
am langsamen Verzehr der Stadionbesucher. Absolut krank! Kein Wunder
also, dass das Stadion sehr leer blieb. Offiziell sollen 2.072
Zuschauer dem Spiel beigewohnt haben, ich hätte auf die Hälfte
getippt.
Aus
Ostrava (und Katowice) machten sich ca. 300 Leute auf dem Weg. Ein
Teil von ihnen nahm einmal mehr den Zug als Fortbewegungsmittel und
erreichte die Heimat erst am nächsten Vormittag. So romantisch eine
schöne Zugfahrt ist, wenn ich mir vorstelle bei -20 bis -15 Grad die
Nacht auf irgendeinen Bahnhof um die Ohren schlagen zu müssen, ich
würde schon beim Gedanken an die Nacht kehrt machen. Daran
verschwendeten die Gäste jedoch vorerst keinen Gedanken und legten
einen ordentlichen Auftritt hin – gemessen an den Voraussetzungen
(Stichworte: Temperatur, Gegner, Gästeblock, 0-0). Dauerhaft war der
Großteil von ihnen in Bewegung und legte allem voran Wert auf Hüpf-
und Klatscheinlagen. Besonders lautstark war die Unterstützung
nicht, ob dies nun an den seitlich offenen Block oder doch an der
fehlenden Intensität lag, mag ich nicht beurteilen. Es reichte
dennoch aus, um sie im ganzen Stadion zu vernehmen. Sicher auch, weil
der Heimblock (ca. 25 Leute, utopisch hässliche Fahnen) sich nur
einmal zu Wort meldete. King Baník hatte also einmal mehr in der
Liga ein Heimspiel. Ein Wunder wie sich die Szene und ihr Umfeld
immer wieder motiviert. 300 Leute sind in Tschechien schließlich
nicht ohne und dabei zählt die Zahl noch eher zu einen der
schlechteren vom Anhang aus dem Nordosten des Landes. Nun ja, wie
angedeutet wurden heute keine Bäume ausgerissen. Zwei Schwenkfahnen
bildeten neben den Zaunfahnen den optischen Rahmen. Zu sehen gab es
außerdem noch ein Spruchband für das anstehende Pokalspiel, ehe es
zum Ende der zweiten Halbzeit das optische Highlight des Tages gab.
Eine ausrangierte Blockfahne wurde als Sichtschutz genutzt und
anschließend verteilte sich eine handvoll Sturmhauben im Block. 10
Breslauer und ein paar Fackeln erleuchteten im Block auf Kommando und
ergaben ein gutes Bild. Und dass soll bei dem Block etwas heißen!
Das zweite Spiel riss somit einiges raus und zufrieden mit dem Tag, trotz aller Kälte, machten wir uns auf dem Heimweg. Dabei durften natürlich einige Bier nicht fehlen und zuhause angekommen, ging es an die Reserven – CZ in Reinkultur.