Mittwoch, 2. Juni 2021

Górnik Wałbrzych - Górnik Nowe Miasto Wałbrzych

Spiele: LKS Bystrzyca Górna - Orzeł Ząbkowice Śląskie, Górnik Wałbrzych - Górnik Nowe Miasto Wałbrzych, GKS Tomaszów Bolesławiecki - GKS Iwiny 

Raus, einfach wieder raus – ganz egal wohin! Schnell waren wir uns einig, dass Riesengebirge sollte unser Ziel werden. Frühstück gab es in Form zweier Tankstellen-Hot-Dogs und schon wechselten wir von der Autobahn (die ganz nebenbei endlich erneuert wird) auf die Landstraße. Die Sonne lachte am Himmel, die Berge türmten sich am Horizont auf, so und nicht anderes sollte es sein!
Die nächsten Stunden liefen wir den Gipfel des Szrenica entgegen. War jetzt sicher keine Herausforderung, von der wir noch in 20 Jahren erzählen werden aber der relativ nahe Gebirgszug hat uns auf Anhieb gefallen. Hier und da noch etwas Schnee, dank bestem Wetter immer einen kilometerweiten Blick und die Baude versorgte uns sogar mit lokalem Bier. Einzig die Wege schmälerten etwas den Eindruck, sind diese doch sehr unnatürlich und allesamt angelegt. Unser Nachtlager schlugen wir in Wałbrzych auf. Für die kleine Stadt blieb am Ende der Tage irgendwie keine Zeit. War es bei mir das Desinteresse, aufgrund eines vorherigen Besuches, waren es bei meiner Frau die schweren Beine. Dafür durchkreuzten wir am Samstag die Stadt gleich mehrfach mit dem Auto, auf dem Weg zu unseren Zielen und sahen so einige (fiese) Ecken. 
An Ausschlafen war irgendwie nicht zu denken, dass Bett ließ uns beide immer wieder in die Mitte rollen und überspitzt gesagt, mit den Köpfen zusammenrauschen. Auf dem Weg zum Schlesier-Ehrenmal (für die gefallenen schlesischen Soldaten im 1. WK) konnten nach Monaten wieder polnische Fußball-Graffitis entdeckt werden. Über Geschmack lässt sich – wie so oft streiten – aber in Punkto Sauberkeit übertreffen viele Bilder im Nachbarland die ihresgleichen hierzulande. Mein heutiger Favorit war das Abbild der kleinen „Ultras“-Fahne von Górnik. Das bekannte Bild zum Hinterhof (Glatze mit Spitzhake und weiteren Charakteren) wurde heute nicht angefahren und fällt damit aus der Wertung. Dem Ehrenmal schien hingegen deutlich weniger Aufmerksamkeit geschenkt zu werden als etwaige freie Wandflächen und so nagten Zeit, Vandalen und die Natur gemeinsam um die Wette. Ähnlich wie beim zweiten Anlaufpunkt, dem städtischen Stadion. Früher wurden hier Spiele vor 30.000 Zuschauer ausgetragen. Heute dienten nur noch zwei XS-Stahltribünen bei Spielen von Górnik Nowe Miasto Wałbrzych als Platz, den Rest nahm sich die Natur, mittels Bäume und Sträuchern, zurück. Aber holla, alle guten Dinge sind drei: Schloss Fürstenstein. Das älteste Gebäude war zweifelsfrei am besten in Schuss. Für uns Kulturbanausen reichten die teils abenteuerlichen Wege um das Schloss herum, von wo es immer mal wieder einen Blick auf selbiges aber auch die grüne Natur gab, aus. Geld konnte zudem somit auch gespart werden. Nicht unwichtig, schließlich wollte die holde Dame noch shoppen. Aber vorerst rief das runde Leder. 

LKS Bystrzyca Górna - Orzeł Ząbkowice Śląskie 
22.05., IV liga Koleje Dolnośląskie (wschód), Stadion Bystrzyca Górna 

Der bessere Sportplatz (drei Sitzreihen) war direkt am Wald gelegen und machte daher optisch deutlich mehr her als seine Gleichen auf irgendwelchen Feldern. Am Eingang gab es dann sogleich gleich weitere Pluspunkte für den Gastgeber. Auf dem Grill brutzelten bereits die Würste, es gab drei Biere zur Auswahl und der Eintritt war frei. Mehr als 60 Leute hatten die Umstände dennoch nicht angezogen. Das Spiel dominierten von Beginn an die Gäste und erzielten folgerichtig die Führung. Pech für sie, dass der Gastgeber mit einer der wenigen Chancen ausglich. Viel mehr gab es nicht zu berichten. Mehr versprach die Partie 

Stadion Bystrzyca Górna

Górnik Wałbrzych - Górnik Nowe Miasto Wałbrzych 
22.05., Stadion 1000-lecia, Klasa A 2020/2021 grupa: Wałbrzych I 

Traurige Realität: Górnik Wałbrzych tingelt mittlerweile über die Sportplätze um Wałbrzych. Immerhin waren sie damit bisher sehr erfolgreich. Jedes Spiel wurde - teils haushoch - gewonnen. Vorsicht Spoiler: das heutige Spiel gewannen sie mit 3-1 und sind damit auch bald rechnerisch nicht mehr einzuholen. Solch ein Saisonverlauf klingt vermutlich für viele großartig und begeisternd aber für den Fan im Stadion ist das einfach nur monoton und langweilig. Die Szene von Górnik schaffte es dennoch kontinuierlich die Leute zu motivieren. Das gilt in erster Linie vor dem Lockdown im Herbst aber auch in Zeiten der geschlossenen Stadien. Der Höhepunkt waren die Heimspiele mit einer dreistelligen Anzahl hinterm Stadion – mit Support und ansehnlicher Pyro, die Aufgrund der örtlichen Gegebenheiten nicht sinnlos dem Busfahrer entgegengestreckt, sondern ins Stadiongeschehen eingebunden wurde. 
Die Atomsphäre am Stadion war genial. Alles familiär, jeder kannte sich. Keine sinnlosen Ordnermutanten oder dutzende Bullen. Von überall trudelten kleine Grüppchen von Freunden oder Familien ein, grüßten sich und plauschten kurz. Am einzigen Zugang wurden Spenden (der 75. Geburtstag steht an) gesammelt. War nichts Neues aber es schien nahezu jeder gerne einen Schein dort zulassen und kramte nicht nur seine letzten Groszys zusammen, weil er es musste. Das Bier zapften augenscheinlich Fans und überall wieder Gespräche, Lachen, freudiges Beisammen sein. Keine übertriebene Beschallung. Einfach nett hier. Klar, jeder kennt die Bilder von Derbys oder brisanten Spielen, „Gods of War“ steht nicht umsonst auf einer ihrer legendärsten Zaunfahnen, es kann auch etwas rauer zugehen. Ich kann es schlecht beschreiben, es fühlte sich einfach gut an. So stelle ich mir unterm Strich ein Fanverein hierzulande vor. Eine Freundschaft wird passenderweise (u.a.) zu Zawisza Bydgoszcz gepflegt, die einen noch radikaleren Absturz hinter sich haben. 
Kommen wir fix zu Abhandlung des Spiels, bevor ich mich verliere/verliebe. Ich kam ohne Erwartungen und wurde endlich mal in Polen eines Besseren belehrt (ausgenommen Derby u.ä.), standen doch zum Anpfiff locker 150 Leute im Block und fingen mit der akustischen Unterstützung an. Diese wurde dann auch dauerhaft auf gutem Niveau (Lautstärke) gehalten. Damit noch nicht genug, griff der Block die Geschehnisse vom Spiel in Stanowice (September ´20) auf. Damals sorgte ein Tonardo nicht nur für den Spielabbruch, sondern auch für große Schäden (Autos, Bäume, Häuser, Bahn). Passend zur aktuellen Tabellensituation wütete also nun der Wirbelsturm Górnik über die umliegenden Dörfer. Garniert wurde die Blockfahne mit rauen Mengen schwarzen Rauch, einigen Blinkern und locker 40 La Bombas. Wer bei der Umsetzung etwas zum Meckern findet, darf es gerne für sich behalten – ich fand es klasse. 

Choreo bei Górnik Wałbrzych

Fans von Górnik Wałbrzych

Und schon war wieder Sonntag. Irgendwie hatten wir den Pfingstmontag elegant mit Nichtachtung gestraft und somit nur eine Bleibe bis heute gebucht. Klar hätten wir noch eine Nacht verlängern können, zuhause warteten jedoch schon die Freunde in den wiedereröffneten Biergärten. Also fix die Tasche ins Auto geworfen und hinaus zum letzten Tag. Es riefen wieder die Berge. Heute sollte es in Richtung Schneekoppe gehen. Die Route hatte wieder die geliebte Ehefrau rausgesucht. Dabei ging es nicht auf die Spitze aber eine ausgedehnte und vor allem schöne Runde durch das dortige Gebiet. Ich sage es auch bei diesem Bericht wieder: Berge sind wie große Ferien! Da können Rom, Huế oder Isfahan sonst was für kulturelle Erben beherbergen, an die Natur kommt am Ende doch nichts ran. Durchgeschwitzt und glücklich saßen wir bald im Auto und steuerten mit 

GKS Tomaszów Bolesławiecki - GKS Iwiny 
23.05., Klasa A Alniko grupa: Jelenia Góra III, Stadion GKS Tomaszów Bolesławiecki 

unser letztes Ziel an. Bei einer kleinen Tribüne und kaum mehr als 10min Umweg waren keinerlei weiterer Recherchen am Abend nötig. Auf abermals rund 60 Zuschauer kamen gut und gerne 180 Flaschen-/Dosenbier und ein duzend Schnapsfalschen – hier wurde der Sonntag noch zelebriert. Spielerisch war das Gebotene schon ganz fiese Kost. Das hätte ein Blick auf die Tabelle schon vorher verraten: GKS Tomaszów Bolesławiecki, 8 Punkte nach 20 Spielen und heute sollte auch kein weiterer dazukommen. Die Gäste spielten nun wahrlich keinen schönen Ball, es reichte dennoch, um 5x einzulochen. Die letzten zwei Tore sahen wir nicht mehr. Zwar hatten wir die dicken Regenwolken schon über die Felder ziehen sehen - wir wechselten zur Halbzeit dennoch auf die gegenüberliegende Seite. Zur 60. Minuten waren wir dann bis auf den Schlüpper nass und zogen die Abfahrt etwas vor.

Stadion GKS Tomaszów Bolesławiecki