Dienstag, 8. Juni 2021

Carina Gubin - KS Stilon Gorzów Wielkopolski

Spiele: Carina Gubin - KS Stilon Gorzów Wielkopolski, Kruszywo Raduszec Stary - Zorza Grzmiąca

Mittwochabend beschäftige ich mich mit einem Alternativplan zum Pokalfinale und schnell stand fest, dass es wieder mit Frau und Hund nach Polen gehen sollte. Eine gesunde Mischung aus Natur und Fußball war schnell gefunden.
Fix ein Brötchen reingeschoben, zwei Shirts in die Tasche geworfen und schon wurde das erste Ziel ins Handy eingegeben: Lieberoser Wüste. Kaum das Auto abgeparkt, wackelte schon eine Frau mit Kamera auf uns zu. Heute sei Putzaktion im Sukzessionspark, ob wir dafür angereist seien. Ähm nein!? Peinlich berührt wechselten wir die andere Seite der Landstraße und starteten unsere Erkundung – natürlich immer am Rand der zahlreichen Verbotsschilder. Zwei, drei Stunden geisterten wir durch die Gegend und tangierten dabei natürlich auch die Putzaktion im angelegten Park (ehemaliger Truppenübungsplatz), bei der sich 40-50 Leute einfanden. Der Ausflug war unterm Strich gelungen, gerade der Weiteblick über die Steppenlandschaft hatte schon was. Am Ende waren wir aber auch glücklich, die Lieberoser Wüste nicht ohne weitere Ziele angefahren zu haben, sondern in einem Ausflug eingebaut zu haben. 
In Gubin warfen wir die Sachen in der Unterkunft und steuerten das nächste Restaurant an. Biergarten, Wildgulasch, frisch gezapftes und das Pokalfinale per Stream – Fußball 2021! Verlängerung, noch ein Bier! Und dann tatsächlich, wird das Ding durch ein 1-0 in Unterzahl geholt. Zeit, die Biervorräte des Restaurants zu vernichten und nackt auf dem Tresen zu feiern blieb nicht. Zwei bekannte Gesichter erkoren nämlich die gleiche Kneipe aus und nahmen uns mit zum Stadion, was sonst nicht mehr für uns zu erreichen gewesen wäre. 

Carina Gubin - KS Stilon Gorzów Wielkopolski 
29.05., IV liga grupa: lubuska, Stadion Miejski 

Überpünktlich im Stadion angekommen, war nun Zeit zum Anstoßen! Eine der letzten Flaschen Peroni (Sommerurlaub) wurde für den unwahrscheinlichen Fall eines Pokalsieg mitgenommen und nun genüsslich getrunken. Auf Lok! Nun aber zur eigentlichen Partie. 
Vor gut zwei Jahren war ich schon einmal bei Carina zu Gast, damals kämpften Promień Żary und Gubin im direkten Vergleich um den Aufstieg. Die Gäste, unterstützt von einer dreistelligen Anzahl, hatten leider das Nachsehen. Während Promień Żary es diese Saison erneut versucht, klopft Gubin bereits an der Tür zur 3. Liga (viert höchste Spielklasse). Wie auch damals, war es auch heute wieder der Gast, der mich in das ehemals große und heute verwilderte Stadion zog. Stilon war einer der Szenen, die auch während der Epidemie die Spiele anfuhr und nun wieder ins Stadion durfte. Viel zu sehen war von ihnen vor erst nicht. Das spärliche Aufgebot von der - sonst so überpräsenten – Policja sorgte bei mir schon für Ernüchterung. Sollte der zehnköpfige Suffhaufen von Carina heute der einzige bleiben, die etwas auf das Spielfeld lallten? Zum Glück nicht! Kurz vor der Halbzeit trudelte der Konvoi aus Gorzów unter Blaulicht am Stadion ein, sammelte sich am Eingang und lief geschlossen auf den Graswall. Keine zwei Schlachtrufe später – die drei Fahnen (2x Südstaaten, 1x Serbien) waren noch nicht einmal befestigt – kam noch ein Schupp am Stadion an. 21 Freunde von Chrobry Głogów ließen die Gästezahl, mit dem Halbzeitpfiff, auf gut 100 anwachsen. 
Das Spiel war überraschend ausgeglichen. Sowohl der Klassenprimus als auch die Gäste, aus dem Mittelfeld der Tabelle, kamen zu einigen Chancen, von denen jedoch bis zum Ende keine genutzt wurde. Auf den Rängen war es hingegen deutlich eintöniger. Stilon spulte ihr Repertoire, von maximal vier Liedern, ab und wiederholte sich entsprechend oft im Laufe des Spiels. Die Motivation ließ nach den ersten Durchgängen merklich nach. Lange Pausen wurden dennoch vermieden. Den gelegentlichen Pöbeleien, des sich kaum noch auf den Beinen haltenden Suffmobs auf der anderen Seite des Stadions, wurde keinerlei Beachtung geschenkt und somit mit Nichtachtung gestrafft. 

Stilon Gorzów in Gubin

Das Schutzgebiet Krzesiński war am Sonntagvormittag unser Anlaufpunkt. Dort fließen nicht nur Neiße und Oder zusammen, sondern es gibt schöne Wege an eben beiden Flüssen, über den Damm oder durch die wilden Wiesen. Wenig verwunderlich als, dass das vierstündigen Zeitfenster zum Spiel 

Kruszywo Raduszec Stary - Zorza Grzmiąca 
30.05., Klasa B grupa: Krosno Odrzańskie, Boisko w Starym Raduszcu 

am Ende doch noch knapp wurde. Ein Halt im Kiosk fiel somit flach und das Picknick am Rande des Sportplatzes entsprechend bescheiden aus. Die Decke wurde dennoch großflächig ausgebreitet. Wir waren nicht die einzigen, die den Damm mittels eigenen Inventars aufwerteten. Gut die Hälfte der 15 Zuschauern reiste mit Klappstuhl an und hielt die Plauze in die Sonne. Der Platz war eigentlich nur eine schlechtere Wiese, lebte jedoch von seiner Lage. Auf der einen Seite der erwähnte Damm, auf der anderen fließt ein Fluss und hinterm Tor thront eine massive Brücke. Die Recherche hatte sich also mal gelohnt. In der siebten Liga ging es dann locker zu. Kaum mehr als fünf Minuten vor dem Anpfiff trappten die letzten Spieler der Gastgeber auf den Platz. Beim Schirigespann wird wohl keine unter 50 gewesen sein und bevor das Spiel losgehen sollte, musste erstmal mit den Zuschauern gequatscht werden. Das Spiel der ehemaligen Tabellennachbarn war dennoch ansehnlich. Es gab Chancen am Fließband und nur wenig Unterbrechungen. Der 2-1 Sieg für Kruszywo Raduszec hätte am Ende deutlich höher ausfallen können, aber wenn interessiert das schon…?

Boisko w Starym Raduszcu