Samstag, 10. Oktober 2020

Urlaub zwischen Fradi und der Austria

Spiele: FK Znojomo - Dolní Benešov, Kaposmérői SE - Mezőcsokonya SE, Mezőcsokonya SE II - Lábod Medosz SE, Zalaegerszegi TE FC - Ferencvárosi TC 

Zweiter Anlauf... schon gestern tippte ich am Strand in Piran die ersten Tage des Trips ab - vergaß aber zu speichern. Mir sei also verziehen, wenn die ersten Tage etwas lustlos daherkommen. Wie dem auch sei, der Urlaub rief und Fußball war auch (endlich wieder) bei! Am Donnerstag ploppte pünktlich 15 Uhr im Büro meine persönliche und ganz private Urlaubslage in Form eins Dosenbiers für mich! Schmeckte. PC aus und ab auf´s Rad, Heeme die letzten Sachen vorbereitet und ab ins Bett. Der Wecker klingelte uns nochmal früher als normalerweise aus dem Bett. Hund, Frau und Gepäck verstaut, sammelten wir im verregneten Leipzig noch einen Kumpel und Weggefährten für die nächsten Tage ein. Auf den Weg nach CZ dann der Schock, der Rastplatz Gottleuba verlor in den letzten Monaten augenscheinlich seine Vignetten-Bude. Unfassbar. Immerhin war es doch genau hier, wo seit gut 15 Jahren der erste Kontakt mit der Fremde, der jeweilige Urlaub oder die jeweilige Tour startete. Folgerichtig straften wir den Rastplatz mit Nichtachtung und fuhren ohne Halt wieder auf die Bahn. 
Unser heutiges Ziel Znojomo erreichten wir zur sonnigen und heißen Mittagszeit. Von meinem vorher kommunizierten Plan, 20 km durch den Nationalpark Podyjí und dessen Aussichtspunkt zu wandern, wollten die zwei Stimmberechtigten Mitfahrer nichts mehr wissen und überstimmten mich. Stattdessen wurde also wieder auf Mamas Golf zurückgegriffen und so ins Herz der Weinfelder und direkt an die Thaya gefahren. Weinverköstigung, bissel umher gestreunert, von einer Biene stechen lassen und die Beine ins frische Nass gehalten - am Ende waren alle zufrieden. Nach einer kleinen Runde durch die kleine Stadt, stand auch schon der Grund für unseren hiesigen Aufenthalt auf dem Plan: 

FK Znojomo - Dolní Benešov
28.08., 3. Liga MSFL, Městský stadion v Horním parku

Am kleinen Stadtpark, an den alten -mauern, leuchteten schon die Flutlichtmasten und wiesen vielleicht 350 Menschen den Weg zum Spiel der dritthöchsten Spielklasse. Das Stadion verdiente seien Namen und verfügte über eine Tribüne, einer Kurve und einem Käfig für etwaige Gäste auf der Geraden. Den Rest machten Häuser dicht. Die letzte Szene, die den Gästeblock ausfüllen konnte wird wohl auf lange Zeit King Baník gewesen sein. Unterm Strich also eine Spielstätte, die dem Verein auch bei einem weiteren Ausflug in die zweite Liga ausreichen sollte. 
Der gastgebende Verein verfügt mit der Gruppe „Okurkáři“ gar über ein paar aktive Fans. Meinen oberflächlichen Recherchen nach, versuchten sie gar kontinuierlich und etwas ambitioniert. Die Realität sah dann wie folgt aus: eine einstellige Anzahl sammelte sich mit dem Anpfiff am Bierstand und hing - mit reichlich Bier versorgt - nach einigen Spielminuten drei Fahnen auf. Neben zwei Gruppenfahnen fand auch eine der Nordstaaten den Weg an die Brüstung. Ob diese immer hängt oder sich auch dem White-live-matter-Welle aus dem Osten angeschlossen wurde, entzieht sich meiner Kenntnis. In regelmäßigen Abständen ertönten aus ihren Kehlen zwei Sprechchöre. Mehr gab es von ihnen nicht zu sehen. Das Geschehen auf den Rasen passte sich dem Bild der Kurve an und so endete das Spiel, wie es begonnen hatte. Meine Frau sagte gerade - in der Sonne halb dösend - neben mir, es gab nicht einmal eine richtige Torchance. Das Spiel sorgte somit auch weniger für Unterhaltung. Auf eins ist in Tschechien jedoch verlasst: dem Versorgungsstand.



Am Morgen pickten wir unseren Kollegen zur frühen Stunde an seiner Unterkunft auf, bei der er leider kein gutes Händ´chen und somit nichts gegen einen frühen Start in Richtung Plattensee hatte. Diesen, bzw unsere Unterkunft erreichten wir pünktlich um zur Mittagssonne. Also fix den Schlüssen in Empfang genommen, den Hund mit Haus und Garten vertraut gemacht und ab in den See. Abgesehen vom kurzen Stopp im Zuge einer Hopping-Tour datieren meine Berührungspunkte mit dem bekannten See aus Jugendreisen-Zeiten - natürlich in Siofok. Aber auch heute und abseits des Suff-Tourismus macht der flache See einiges her. Baden, Essen, Sonnen folgte eine ähnliche Abfolge nochmal und nochmal. Bei meinem Kumpel und meiner Frau noch einmal mehr, ich jedoch schnappte mir den Hund und bestieg wieder den Golf. 

Kaposmérői SE - Mezőcsokonya SE 
29.08., Megye II. Felnőtt, Kaposmérői Sportegyesület 

Mit oben genannter Begegnung fand ich am Nachmittag ein Spiel der 5. Liga. Zwischen dem letzten Plantschen und Ankunft passte nicht einmal mehr eine Pinkelpause und ich schlug pünktlich wie die umgangssprachlichen Maurer, am Spielort auf. Der bessere Sportplatz verfügte, linker und rechter Hand zum kleinen Vereinsheim, über zwei kleine Tribünen die von rund 130 Leuten (sogar ein handgemaltes Bettlaken schaffte es an die Abgrenzung zum Spielfeld) in den Beschlag genommen wurden. Eintritt wurde keiner abgenommen, dafür das hierzulande beliebte Popcorn und Faßbier angeboten. Alles recht familiär und nett hier. Nicht ganz in Bild passten da zehn neongelbe Westen, die für Ordnung und Sicherheit auf dem Sportplatz sorgen sollten, im Endeffekt aber auch nur aus alten und in Gesprächen vertieften Vereinsmitgliedern bestanden. Der Ball lief ansehnlich. Im Gegensatz zum Vortag gab es Chancen hüben wie drüben. Nur ein Tor wollte in den ersten 45 Minuten nicht fallen. 


Mezőcsokonya SE II - Lábod Medosz SE 
29.08., Megye IV. Dél, Mezőcsokonya Szabadidő és Futball Egyesület 

Über die Feldautobahn ging es zwei Dörfer weiter und eine Liga tiefer, wo die Zweitvertretung des Gastes in Kaposmérő nun der Gastgeber war. Spielerisch erinnerte das Gebolze zwischen zwei Feldern schon mehr ans letzte Fanturnier, als an regelmäßig trainierende Akteure. Wenig verwunderlich also, dass sich deutlich weniger Zuschauer auf der Mini-Tribüne einfanden, als Spieler auf dem Rasen. Interessantes gab es dort dennoch zu sehen, so versorgten zwei Spielerdamen die restlichen 10 Zuschauer mit frischen Getränken vom nächsten Kiosk und waren damit mehr beschäftigt, als ihre Liebsten beim Gekicke zu bestaunen. Ich war zufrieden, der Hund sowieso... nur ein Tor gab es auch im dritten Anlauf nicht zu sehen. 


Nach den zwei Halbzeiten hatte ich genug gesehen und wir ließen den Abend, nun wieder gemeinsam bei leckerem Fleisch vom Grill und einer Runde Karten ausklingen. An so ein Leben mit kleinem Haus am Wasser könnte ich mich gewöhnen. Toll. Sonntag: baden, sonnen, essen, baden, Bier, sonnen und ab zum Grund unseres kleinen Ungarn-Abstechers: 

Zalaegerszegi TE FC - Ferencvárosi TC 
30.08., Nemzeti Bajnokság, ZTE Aréna 

Mit großem Zufall stolperte ich über o.g. Partie und der Ankündigung des B-Közép, das Punktspiel bei ihren Freunden per Sonderzug zu besuchen. Während fast in ganz Europa diverse Spiele ausfallen oder unter Ausschluss des kompletten oder großen Teils des Publikums stattfinden, lockerten die Politiker in Ungarn schon seit einigen Wochen wieder die Einschränkungen. Selbst das dortige Pokalfinale der letzten Saison fand mit Zuschauern statt. Es dauerte nicht lange und auch Gäste wurden wieder erlaubt. Seit kurzem wurde auch der Mindestabstand und damit die letzten Einschränkungen bei Fußballspielen aufgehoben. Ein erstes Highlight stand somit auf meinem Zettel und die Frau an meiner Seite stimmte den Umweg (Slowenien sollte das auserkorene Ziel sein) ab. 
Die Green Monster befanden und befinden sich in ihrem 25. Jahr. Seit 1995 treten die Ultras des bekanntesten Vereins Ungarn unter und hinter diesen Namen auf. Die beiden großen Heimfahnen ihrer Geschichte kennt sicher jeder, der nur etwas über den Tellerrand schaut. Bilder aus dem alten Stadion, direkt an der U-Bahnstation und an der Stadtautobahn, haben sicher auch noch einige vor dem Auge. Fradi besitzt über eine der wenigen reisefreudigen Kurven in diesem Land, einen großen Anteil daran tragen ohne Frage die GM. So schaffen es auch immer wieder beeindruckende Bilder des B-Közép in unsere Breitengrade. Zuletzt sicher ihr Wahnsinnsauftritt in Zagreb oder eben ihre Choreografien im neuen Stadion, wie auch eben jenes Meisterwerk zum 25. Gruppengeburtstag. Jedoch waren die letzten Jahre nicht immer ein Zuckerschlecken. Die letzten und größten Steine auf ihren geschichtsträchtigen Weg zwangen sie gar 3,5 Jahre (2014 – 2017) zum Verzicht des Stadionbesuchs bei der Profimannschaft. Die eingeführte Fankarte sollte im Falle von Ferencváros verschärft werden (Fingerabdruck). Zwar zerrissen sich mit ihrer Rückkehr aus nah und fern einige ihre Mäuler, da ein schlechter Kompromiss den Weg zur Rückkehr ebnete (ein Teil musste dennoch die Fingerabdrücke abgeben), jedoch schien der Block aus dem Boykott gestärkt hervorzugehen und trumpft nun seit Jahren eindrucksvoller denn je im In- und Ausland auf. 
Mit den Ultras Zalaegerszeg und Armadas verfügt ZTE über eine, im Vergleich zum heutigen Gast, kleine und überschaubare Szene. Das Verhältnis zwischen den Fans ist, wie angedeutet, freundschaftlich (basiert bei den Grünen vor allem auf der sportlich ausgerichteten Gruppe „Uj Generáció“), was auch die Clubführung beider Vereine immer wieder betonen und meines Erachtens teilweise aufbauscht. So nimmt das gute Verhältnis zwischen den Fans fast ein Drittel des kurzen Spielberichts auf der offiziellen Homepage der Grün-Weißen aus der Vorsaion ein. Der Gastgeber verkündete vor dem Spiel zudem fast täglich, dass das Kontingent der Gäste erhöht wurde. 400. 1.000. 1.500. Am Ende gab er alle Plätze (2.000) auf der Hintertortribüne frei. Auf unserem kurzen Weg zum Stadion vermischten sich somit wenig überraschend die Farben beider Seiten und beim fliegenden Händler gab es Freundschaftsschals.
Die Ankunft des Sonderzuges verpassten wir, sahen nur noch einen kleinen Teil der Ultras mit dem Material am Stadion eintreffen. Den kaum mehr als 20 Leute jeglichen Alters möchte ich beim nächsten Aufenthalt in Budapest ungern in einer dunklen Ecke in die Arme laufen. Ausstrahlung, Körperbau und Auftreten ließen mich respektvoll zur Seite huschen. Ich finde es ja immer wieder beeindruckend, wenn der Kern einer Kurve einen guten Querschnitt aus Jung und Alt hat. Gerade bei uns im Osten sind die Kurven, abgesehen von wenigen Ausnahmen, doch meistens sehr jung. Umso schöner war der Blick in den Gästeblock mit dichtgedrängten Ultras, bestehend aus jungem Hüpfern, schmalen Mitdreißigern, sportlichen Nachwuchs, grauhaarigen Vätern und dicken Oberarmen. Einzig eine Gruppe Hools stand abseits hinter ihrer Fahne. Fahnen war beim heutigen Spiel so ein Thema, da hing der mehrfach geflickte und durch die Zeit gelebte Lappen der „Monsters“ als absoluten Blickfang und daneben... daneben hängt - ohne überhebliche Abneigung aus der Ferne – nur Rotz. Kein Stil, keine Wiedererkennung. Lieb- und trostlos. 
Zurück zu den gut 1.600 Leuten aus der ungarischen Hauptstadt. Dicke Regenwolken schoben sich vor die Sonne und keine fünf Minuten vor dem Anpfiff öffneten sich die Scheunen des Himmels. Der Startschuss für den Mob. „Freed from desire“ gab es die nächsten Minuten mit T-Shirt wedelnd in der Hand in endlos Schleife! Da mag der moderne Ultrá nun mit den Augen rollen oder nicht. Das passte, das war gut, da gingen alle ab. Nach fünf gespielten Minuten und nachlassendem Regenguss kamen auch die restlichen der gut 8.500 Zuschauer zurück auf ihren Plätze und dürften der mitreisenden Zunft erst einmal mehr Aufmerksamkeit geschenkt haben, als den Spielern. Dabei war das Spiel ansehnlich. Sehr sogar. Abwechslungsreich ebenfalls. Im ersten Durchgang gab es eine rote Karte, in dem Zusammenhang auch einen Elfmeter für ZTE, der vom Torwart gehalten wurde. Was macht der Sieger des 1 gegen 1? Der dreht sich zum Gästehaufen hin und lässt sich feiern, während seine Abwehr den Nachschuss klärt. Genial! Kurz vor der Halbzeit erzielte Fradi das 1-0. Natürlich waren die Minuten bis zur Halbzeit ein Selbstläufer bei den Gästen. Aber auch vor dem Tor sorgten die Gäste für dauerhafte Unterstützung aus gut 500-600 Kehlen. Bei einigen wenigen Lieder wurden auch die restlichen Anhänger im Block wie auch jene im weiteren Viereck, mitgenommen. Wobei augenscheinlich auf den „Rest“ kein großer Wert gelegt wurde. Die zwei Vorsänger positionierten sich dementsprechend zentral und konzentrierten sich auf ihr Umfeld. Drei, vier Lieder wurden über längere Zeit getragen und erlebten dabei abwechslungsreiche Intensität, ehe sie abflachten und durch Schlachtrufe ersetzt wurden. Dadurch gelang es fortlaufend die Leute bei der Stange zu halten. 
Nach dem Wiederanpfiff anderes Bild vom Block. Da kam nicht viel. Selbst das 2-0 sorgte nur für ein kurzes Feuer und es dauerte mehr als die so oft geschriebenen polnischen 15 Minuten ehe der Block wieder langsam an die erste Halbzeit knüpfte. Zum Ende des Spiels, mit dem erstarktem Gastgebers auf dem Rasen, kochten die Emotionen und somit auch die Beteiligung noch einmal hoch. Einzig optisch blieb der Auftritt unter meinen (hohen) Erwartungen. Eine handvoll kleinere und zwei größere Schwenkfahnen blieben über das Spiel der einzige Hingucker. Und dennoch, auch das 3x Ferencváros macht Lust auf ein weiteres Mal! 
Auf der gegenüberliegenden scharrten die Ultras rund 60 Leute zusammen. Der Großteil von ihnen in einheitlichen blauen Shirts. Die ersten Gesänge wechselten mehrfach zwischen „ZTE“-Schlachtrufen und der freundschaftlichen Beziehung nach Budapest, hierbei klinkte sich auch das eng gedrängte Publikum unter dem zu kleinen Dach auf der Gegengerade mit ein. Passend zu letztgenannten Gesängen, wehten mehrere Fahnen in den jeweiligen Vereinsfarben im Block. Außerdem wechselte die Fahne der „Uj Generáció“ im zweiten Durchgang ihren Platz vom Gästeblock in den Heimbereich. Über das Spiel hindurch war der Block mehr oder weniger aktiv. Viele Pausen waren auszumachen. Vom Liedgut kam durch die gut aufgelegten Gäste nur wenig an. 





Nach den ersten Tagen mit Fußball in Hülle und Fülle, änderten sich nun das Tagesprogramm in „Natur aufsaugen“. Wobei, so ehrlich bin ich, der Balaton wurde am Montag nur aufgrund des schlechten Wetters verlassen. Wir steuerten die nördliche Region des Balatons an. Weite Weinfelder, einige kleinere Berge und kleine Dörfer. Mittendrin kaum mehr als eine Ruine von Burg (Csobanc Vara). Den dazugehörigen Hügel galt es zu erklimmen. Den Nachmittag hingegen zog es uns wieder ans Wasser und zwar an den kleinen Balaton, der nicht als Badeparadies bekannt ist, sondern viel mehr als grüne Oase. Den letzten Abend am Plattensee genossen wir wieder an unserem Grill und kloppten Karten. 
Die Aus- und Einreise verlief wieder erwartend ohne Probleme und hinter der Grenze änderte sich schnell die die Landschaft. Die ersten Berge Sloweniens ließen die Lust auf das kleine Land sogleich steigen. Auf den Weg nach Ljubljana legten wir in Velenje unseren ersten Zwischenstopp ein. Auf dem zentralen Platz, der noch heute vor Ostblockcharme nur so strotzte, erinnerte eine große bronzene Statur von Josip Broz Tito an jenen Präsidenten des ehemaligen Vielvölkerstaates Jugoslawien.Auch neben dem überdimensionalen Abbild gab die kleine Stadt einiges her. Schon die Einfahrt in die Stadt erinnerte an die Zeit, bevor sich Slowenien von Jugoslawien löste und sich schnell an den Westen orientierte. Ein seltenes Bild, was ich vom letzten Aufenthalt in Maribor oder auch später in der Hauptstadt nicht von Slowenien kannte und vorerst nicht wieder kennen lernen sollte. 30 Autominuten später standen wir am einzigen Bierbrunnen der Welt und kosteten uns durch die sechs Biere. Nettes Erlebnis, aber ein Brunnen war das nicht... eigenständiges und überteuertes zapfen unter freiem Himmel umschreibt das Erlebte eher. Lustiges Schauspiel am Rande: vor den Fußübergängen an den Schulen stehen in Slowenien oftmals ala Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen gelbe Westen und halten die Autos bei Fußgänger Verkehr an. Der Kollege am Bierbrunnen schenkte dem Bier jedoch weitaus mehr Aufmerksamkeit. Ähnliches Schauspiel wiederholte sich einige Dörfer weiter, als der dortige Herr mit Klappstuhl und Bierkasten im Schatten seine Stunden absaß. 

Dann erreichten wir meine neue Lieblingsstadt: Ljubljana! Eine geile Mischung aus vielen alten und restaurierten Gebäuden, bei anderen platzte die zwölfte Schicht des Putzes ab, andere waren von oben bis unten mit Graffitis übersät, hinter jeder Ecke versteckte sich eine kleine Kneipe, der namens gebenden Fluss der die Stadt teilt, die majestätische Burg, viel Grün, mehr Radfahrer als in Amsterdam und Münster zusammen, überall junge Leute, Protestschriftzüge, Plakate und und und... den Hype um diese Stadt kann und muss ich somit gerne teilen. Am Abend dezimierte sich unsere Reisegruppe. Unser Kumpel verließ uns mit dem Nachtzug.
Viel Zeit zum trauern ließ uns der Wecker nicht. Auf 1.666 Meter mussten uns unsere Beine heute nämlich tragen. Das Hirtendorf Velika Planina war über den Wolken das besterhaltenste seiner Art. Wahrscheinlich auch, weil es nur für wenige Autos zu erreichen war und so waren es nur die Glocken der vielen Kühe und der raue Wind, der hier oben zu hören war. Am Abend fanden wir uns wieder am Fluss der Innenstadt in Ljubljana wieder, ehe wir bei Zeiten KO ins Bett fallen.
Nach der Wanderung am Vortag waren zwar die Julischen Alpen unser Ziel, machten unsere Meter dort aber um zwei Seen und somit ganz ohne Anstiege. Der Wocheiner See (Bohinjsko jezero) bekommt dabei meistens weniger Aufmerksamkeit, wobei er deutlich idyllischer gelegen ist. So war es wenig verwunderlich, dass die meisten Busse vorher die Landstraße verließen und direkt zum Bleder See (Blejsko jezero) abbogen. Letztendlich waren beide Seen einen Besuch wert, der eine lebt halt von der Landschaft, der Bleder See von der Burg am Hang des Sees und der Kirch auf der Insel.
Im Anschluss verließen wir vorerst die Berge und steuerten bei gut 30 Grad in Richtung Adria! Piran hieß unser Ziel. Neben Koper die zweite Stadt am kleinen slowenischen Küstenstreifen, wo nur wenige Autos geduldet sind. Der Grund leuchtete schon auf dem Weg zur Unterkunft in der Karl Marx Ulica (erwähnenswert, weil es die einzige Straße in ganz Slowenien war, die bis heute den Namen behielt) ein: eng, viele Treppen und nur eine kleine Straße. 
Den Freitag hieß es also Strandtag 1: Liegestuhl, Sonnenschirm und Dosenbier - was kostet die Welt?