Donnerstag, 20. Januar 2022

Jahresauftakt 2022

Spiele: RSV Eintracht – Tennis Borussia Berlin, Babelsberg 03 – Grün-Weiß Golm 

Auch dieses Fußballjahr startete also nicht mit Eindrücken aus fremden – im besten Fall warmen - Gefilden sondern mit tristen Kunstrasen-Gebolze im kalten Deutschland. Glückwunsch! Immerhin waren die Wege kurz und somit der ökologische Fußabdruck im Januar noch grün. Wenn das kein Grund zur Freude war. Das Thermometer zeigte lauschige 5 Grad an, kein Vergleich zum sibirischen Winter vor 12 Monaten und 1978. Dennoch wurden sämtliche Register gezogen und ich kann nach zwei Spielen behaupten, ich habe tatsächlich mal nicht gefroren. Vielmehr kam ich beide Male ins Schwitzen – das Himalaja-Starterset für Übernachtungen unter freien Himmel war rückblickend vielleicht doch ein wenig übertrieben. 
Egal und auf ins erste Spiel: RSV Eintracht – Tennis Borussia Berlin. Gleiche Partie wohnte ich schon einmal bei. Damals im Sommer und auf dem Hauptplatz. Heute also unter Flutlicht auf dem XS-Kunstrasenplatz. Während aktuell einige Vereine aufgrund von angeblich unüberschaubaren Mehraufwand sämtliche Zuschauer rigoros aussperrten, zeigte der RSV heute, dass es auch anders geht. Luca-App (ok, aufgrund der neusten Nachrichten durchaus kritisch zu beäugen), ConvPass inkl. Ausweis-Abgleich und schon wurde Eintritt gewährt. Der Aufwand für Verein (ein Ordner) und Zuschauer (20 Sekunden) hielt sich dabei in Grenzen. Nun gehört zur ganzen Wahrheit, dass das Tor am Sportplatz von maximal 80 Leuten passiert wurde und nicht von 500 oder noch mehreren. Wenn der jeweilige Verein und potenziellen Interessenten sich mit gegenseitiger Rücksicht (angemessene Anzahl Ordner und Zeitfenster der Besucher) begegnen, sollte es jedoch in anderen Größenordnungen möglich sein. Auf dem Rasen war von irgendeiner Rücksicht in den ersten 45 Minuten wenig zu spüren. Viele Nickligkeiten und, vor allem von Seiten der Lila-Weißen, teils üble Beleidigungen und Macker-Verhalten alá Pausenhof der 10. Klasse. Meine Herren, sowas hatte ich lange nicht mehr gesehen oder gehört. Das Resultat waren dann zwei Rudelbildungen und mit dem Pausenpfiff drohte die Situation endgültig zu eskalieren. Das Schirigespann hielt dabei vornehm zurück und nur das beherzte Eingreifen einiger weniger TeBe-Spieler konnte die Wogen einigermaßen glätten. Statt – wie bei solchen Spielen üblich – mit der Pause den Sinn des heutigen Unterfangens zu hinterfragen, freute ich mich nun umso mehr auf den zweiten Durchgang. Umsonst… der Trainer ließ den Aggressor in der Umkleide und beide Teams konzentrierten sich fort an aufs Fußballspielen, was mit einem leistungsgerechten 3-3 endete. 
Ein Tag später der nächste Kracher - Stadtderby! Diesmal duellierten sich auf dem Kunstrasen (neben dem KarLi) Babelsberg 03 und Grün-Weiß Golm. Vorher gab noch Pizza, dass ist soweit wichtig, weil es die erste Halbzeit kostete aber auch das Highlight dieses sonst sehr zähen Abends war. Unter den 120 Zuschauern tummelten sich einige bekannte Gesichter – ein Plausch hier, ein Plausch dort – ehe sich unser Kreis wieder verschloss und wir uns über das mitgebrachte Bier hermachten. Dieses war bitter nötig, denn a) war die Vorstellung auf den Rasenimitat ein ganz müder Kick und b) sorgte mein Zwiebelsystem vom Vortag für eine erhöhte Körpertemperatur, die unbedingt runtergekühlt werden musste. Ähnliche Gefühle hatten wohl die 15 Gäste aus dem Potsdamer Stadtteil Golm, die immer wieder den Flachmann kreisen ließen. Nicht nur Alkohol hatten die Damen und Herren bei. Sogar eine Fahne befestigten sie am Umlauf und an den eigens mitgebrachten(!) Gewichten. Vorbereitung ist alles! Durch eine längere Verletzungspause (inkl. Krankenwageneinsatz) zog sich die Partie reichlich in die Länge, ehe der Schiedsrichter mit den zitternden Linienrichtern und Torwärtern doch noch erbarmen hatte und das Spiel beendete. Das Spiel ging übrigens deutlich, mit 7-1, zu Gunsten der Gastgeber aus.
Nach zwei Kicks der Kategorie “Dafür-lasse-ich-The-Simpsons-nicht-nochmal-ausfallen“ bin ich davon erstmal wieder geheilt und hoffe umso mehr, auf eine schnelle Rückkehr zur Normalität in den Ligen, Stadien und allen voran in den Kurven der Republik und darüber hinaus.